Geiz-ist-geil-Mentalität passt nicht zum Erntedank

26.9.2015

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Präses Manfred Rekowski und Superintendent Marcus Harke (r.) auf dem Bauernhof 26. September 2015 von Manfred Rekowski „Billig, billiger, Lebensmittel“ Diese Zeitungsschlagzeile aus den vergangenen Tagen ist mir sauer aufgestoßen. „Billig, billiger, Lebensmittel“ passt so gar nicht ...

26. September 2015 von Manfred Rekowski

„Billig, billiger, Lebensmittel“ Diese Zeitungsschlagzeile aus den vergangenen Tagen ist mir sauer aufgestoßen. „Billig, billiger, Lebensmittel“ passt so gar nicht zu meinem Bild vom Erntedankfest, das wir in einer Woche feiern. Auch wenn die Behauptung, Milch sei billiger als Mineralwasser so schlicht formuliert nicht stimmt, ist doch etwas dran an der pointiert getexteten Überschrift. Wenn ich samstags einkaufen gehe, zeigen die Preisschilder für Gehacktes, Milch und viele andere Nahrungsmittel, dass Lebensmittel und die mit der Erzeugung verbundene Arbeit nicht angemessen bezahlt werden.

 

Vor 14 Tagen habe ich nach einem Gottesdienst in Moers noch einen nahegelegenen Bauernhof besucht. Das fand ich sehr reizvoll, weil ich selbst einmal Kind auf einem Bauernhof war. Aber die Höfe meiner Erinnerung haben kaum noch etwas gemeinsam mit den heutigen Höfen. Der Familienbetrieb, bei dem ich nun als Erwachsener zu Gast war, hält Milchvieh. Das, was der Bauer inzwischen für den Liter Milch bekommt, deckt kaum die Kosten der Erzeugung. So ist das heute. Und auch das passt für mich nicht zum Erntedankfest.

 

Wir haben hohe Ansprüche an die Qualität von Lebensmittel. Es geht sowohl um gesunde Ernährung als auch um Bewahrung der Schöpfung. Und wer Fleisch isst, will meist auch, dass der Tierschutz Beachtung findet. Und die auf den Feldern und auf den Höfen arbeitenden Menschen – das sind ja nicht nur Erntehelfer – sollen angemessen bezahlt werden. Die Marktmechanismen sind für mich als Verbraucher kaum zu durchschauen. Ich ahne aber, dass die Geiz-ist-geil-Mentalität oder das Schielen nach dem niedrigsten Preis in eine Sackgasse führen – nicht nur für die Landwirte.

 

„Wir pflügen, und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand“, so heißt es in dem schönen Lied von Matthias Claudius. Das werden wir auch in der kommenden Woche am Sonntag wieder zum Erntedankfest singen. Es ist gut, Gott für seinen Segen reich gefüllter Tische zu danken. Aber auch der Dank an die Bäuerinnen und Bauern soll im Blick sein, finde ich. Diesem Dank kann ich Ausdruck geben: Damit, wo und was ich selbst einkaufe und welchen Preis mir Milch, Brot und Fleisch wert sind, kann ich dazu beitragen, dass Bäuerinnen und Bauern – wieder – von ihrer Hände Arbeit leben können. „Billig“ – das passt nicht zum Erntedank; „Preis-wert“ aber umso mehr.

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