Außerordentliche Landessynode in Hilden

26.11.2013

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26. November 2013 von Manfred Rekowski Die Tagung unserer Landessynode in Hilden hat zu einer grundsätzlichen Verständigung über den Umgang mit der finanziellen Situation und den ...

26. November 2013 von Manfred Rekowski

Die Tagung unserer Landessynode in Hilden hat zu einer grundsätzlichen Verständigung über den Umgang mit der finanziellen Situation und den inhaltlichen Zukunftsfragen geführt. Kirchenleitung und Synode ziehen an einem Strang.

Natürlich sind noch viele Fragen offen. Die Diskussionen und den Austausch werden wir gemeinsam weiterführen, in der Synode, hier im Blog und auch über andere Medien.

Ihr Manfred Rekowski

Veröffentlicht in EKiR

Beiträge zu “Außerordentliche Landessynode in Hilden

  1. Offensichtlich sind die gutdotierten „Vorstandsposten“, Pensionen , Beihilfen, Fahrdienste…unantastbar.
    Wir „kleinen“ Gemeindemitgliederinnen dürfen schön ehrenamtlich arbeiten. Vergelts Gott.

    1. Hallo Elisabeth,

      Präses Manfrd Rekowski hat deutlich gesagt, dass es keine Blanko-Bestandsgarantien für bestimmte Arbeitsbereiche und Strukturen gibt. Manchmal steht es im Kleingedruckten. Der Beschluss der Drucksache http://www.ekir.de/www/downloads/ekir2013aolsDS5aenderungderGeschaeftsordnungfuerdieLS.pdf schafft die Voraussetzung, dass die Synode im Januar beschließen kann, die frei werdende Abteilungsleitungsstelle im Landeskirchenamt nicht neu zu besetzen.

      Es grüßt freundlich
      Ralf Peter Reimann, Internetbeauftragter

  2. Meine Bauschmerzen, was die landessynodale Sparwut angeht, sind auch durch die Worte von Präses Rekowski nicht weniger geworden, eher im Gegenteil – hier einige Kritikpunkte:

    1.) Noch nie gab es so viele Kirchensteuern wie heute, und das bei konstant abnehmenden Gemeindegliederzahlen. Die Grundannahme „weniger Protestanten = weniger Geld“ ist also falsch. Und dass eine akute Finanznot die Kirche zum Sparen zwinge sollte niemand ernsthaft behaupten wollen.

    2.) Der Sparzwang geht also von einem Phantom aus, nennen wir es mal „Heubeck AG“. Dadurch kommt die Kirchenleitung und mit ihr die Landessynode zu einer „Interpretation“ der Finanzlage, die die Schwelle zum Alarmismus weit überschreitet.

    3.) Es gibt keine phantomfreie Datenlage, die ein „Überholen“ der seit 2010 in Planung befindlichen Sparziele im Volumen von 15 % erzwingt. Für alle an diesen Überlegungen Beteiligten sind die jetzt gefassten Alarmbeschlüsse ein Schlag ins Gesicht ihrer engagierten Bemühungen.

    4.) Dass sich durch die 21 Millionen Euro fürs bbz der landeskirchliche Rücklagen-Bestand schmerzhaft verringert hat ist unbestritten. Doch diesen Management-Fehler durch schon bald anstehende betriebsbedingte Kündigungen ausmerzen zu wollen ist eine im Raum der Kirche eigentlich unanständige Fiesigkeit.

    5.) Auch dass die EKiR wohl das Schlusslicht bildet bei den deutschen Landeskirchen, was die Kapitalsicherung für Beihilfen und Versorgung angeht ist ein Management-Fehler, der möglicherweise zurückreicht bis in die Zeit von Nikolaus Becker. Also wurde früher „über die Verhältnisse“ gewirtschaftet – das darf aber nicht zu Entlassungen jetzt tätiger MitarbeiterInnen führen, die auf diese Weise für damalige kirchenleitende Irrtümer büßen müssen.

    6.) In der heutigen Zeit Kapitalvermögen anzuhäufen ist wegen niedriger Zinsen reine Geldvernichtung. Mitarbeitende hingegen erhalten Kirche lebendig und motivieren distanzierte VolkskirchlerInnen dazu, „dem Laden“ treu zu bleiben und ihr Christsein auch an die Folgegeneration weiterzugeben. Wo es immer weniger Mitarbeitende gibt bröckelt die Volkskirche existenzbedrohend.

    Weiter ausgeführt hat Bedenken in der hier vorgetragenen Richtung Hans-Jürgen Volk : http://www.zwischenrufe-diskussion.de/pages/ekir/ekir-auf-dem-weg-in-die-wueste.php – ich danke diesem Kollegen ganz herzlich für die vielen anregenden und fundierten Beiträge auf seiner Website!

  3. Sehr geehrte Damen und Herren,

    entmachtet die örtlichen Gemeinden nicht weiter, sonst habt Ihr bald niemand mehr, der einer ausgehöhlten Gemeinschaft angehören will.

    Wenn es mir so geht wie bei einer Partei, dass die Führenden über den Wolken schweben und die einfachen Mitglieder nur noch für deren Stimmabgabe brauchen, dann treten noch mehr aus. Dann würde ich das auch in Erwägung ziehen. Bisher sehe ich meine Kirchensteuer als Beitrag zur inneren Mission, weil ich als Jugendlicher davon profitiert habe. Wenn das weiter ausgehöhlt wird, gebe ich meine Mitgliedschaft auf.

    Lasst die Finger von der neuen Verwaltungsstrukturreform.

    Mit freundlichen Grüßen
    A.Schulz
    Alpen

  4. Es lebte einst ein Mann, dessen Felder hatten gut getragen.
    Da fragte er sich: Was soll ich tun?
    Und er beschloss: Ich will große Vorratshäuser bauen und sparen und sammeln. Dann will ich zu meiner Seele sagen: Habe Ruhe und guten Mut.
    Da sprach Gott: Du Narr! Noch diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern!

    Es war einmal eine Kirche, der hatten die Gläubigen viel Geld anvertraut.
    Da berief sie eine Synode ein: Was sollen wir tun?
    Und man fasste den Beschluss: Sparen wollen wir und größere Rücklagen bilden. Dann können wir sagen: Wir sind zu einer nachhaltigen Finanzierung und einer angemessen ausfinanzierten, kapitalgedeckten Versorgung gelangt.
    Da sprach Gott: Du Närrin! Noch übers Jahr wird es dich deine Seele kosten!

  5. In der Plenumsdiskussion der Sondersynode November 2013 sagte Präses Rekowski lt. einer Meldung der Rheinischen Post sinngemäß >Der Besitz eines Gemeindehauses etwa sei noch keine
    Garantie für erfolgreiche Arbeit vor Ort.<. Bleibt anzumerken, dass auch in einem orginären Kirchengebäude die Arbeit nicht unbedingt erfolgreicher sein muss.
    Den Satz von Herrn Rekowski lese ich so, dass weniger Gemeindehäuser weniger Unterhaltungskosten bedeuten, dass sie weniger Pfarrer bedeuten und weiter ist für mich dem Satz zu entnehmen, wenn der ganze Ramsch verkauft wird, kommt einschließlich Grundstücken richtig Geld in die Kasse.
    In der rheinichen Kirche wird zentralisiert, was das Zeug hält. Angeblich entscheiden die Presbyterien noch autonom, in der Praxis wird diese Autonomie durch die Kirchenleitung drastisch eingeschränkt. Wenn die Presbyterien sich weiter die Butter vom Brot nehmen lassen, ist auch in der evangelischen Kirche absehbar, dass die Presbyterien auf einen Beraterstatus zurück gestutzt werden.
    Seit Jahren werden örtlich gewachsene Strukturen zerschlagen und übergemeindlich neu gebündelt. Die Gemeinden verlieren durch Fusionen ihr Gesicht. Seit Jahren begründet die Kirchenleitung Sparzwänge, die auch den örtlichen Presbyterien abverlangt werden, mit angeblich rückläufigen Kirchensteuereinnahmen.Tatsächlich sind diese Einnahmen so gut wie lange nicht mehr.
    „Leichteres Gepäck“ nennt Präses Rekowski die auf einer grandiosen Misswirtschaft (um es vornehm auszudrücken) der Kirchenleitung der EkiR beruhenden fehlenden finanziellen Mittel, mit den man nun auskommen müsse. „Es gelte, Neues zu wagen“ sagt Herr Rekowski. Dieses „Neue“ ist z.B. das NKF mit bereits jetzt immensen Millionenbeträgen. Und es kommen weitere hinzu. Hier ergibt sich die Frage, ob gutes Geld schlechtem Geld hinterher geworfen werden sollte.
    Herr Rekowski umschreibt mit dem Ausdruck „Leichtes Gepäck“ vornehm eine drastische Ausgabenkürzung, die dann ja automatisch eine Aufgabenkürzung zur Folge hat. Man kann es natürlich auch so sehen: Die Einstellung von originären Diensten sind natürlich leichteres Gepäck.
    Es wird Zeit, dass die Gemeinden der evangelischen Kirche im Rheinland sich wieder auf die presbyterial-synodale Ordnung besinnen und das ihnen eigene Selbstbewusstsein wieder entdecken. In einigen anderen Landeskirchen haben sich Gemeindebünde gegründet die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Entscheidungen (oder soll man es Anordnungen nennen) der jeweiligen Kirchenleitungen kritisch zu hinterfragen. Auch in der rheinischen Kirche könnte ein solcher Gemeindebund die Kirchenleitung kritisch und trotzdem konstruktiv begleiten.

  6. Ich interpretiere die Aussagen des Präses anders, nämlich als Abkehr der „Mitarbeiterkiche“ im Gegensatz zu einer „Pfarrerkirche“. Die Mitarbeiterkirche ist seit Präses Kock in den 90ziger das gültige Paradigma gewesen, an dem bis heute nicht gerüttelt wurde. Die Pfarrerkirche wurde dagegen als Schreckgespenst aufgebaut. Das Ergebnis war in den letzten 2 Jahrzehnten, das in den strukturschwachen Gebieten der rheinischen Kirche unverhältnismäßig viele Pfarrstellen hektisch abgebaut und ganze Gegenden dort kirchlich gesehen entvölkert wurden, die jetzt durch Freikirchen übernommen werden als Missionsgebiet und z.T. sich gut finanzieren können (zahlen ja auch keine hohen Umlagen).
    Übrigens: die Gemeindemitgliederzahlen gehen zurück, die Kirchensteuereinnahmen werden zurückgehen, die Kosten dagegen steigen … das sollte endlich mal als Tatsache anerkannt werden, auch wenn die absoluten Zahlen in einer guten wirtschaftlichen Situation dagegen sprechen. Auf die Relationen kommt es an, nicht auf die Kurzschlüssigkeit der Gegenwart.

  7. Nun kommt also alles auf den Prüfstand bei der EKiR.
    Es soll keine Tabus geben. Ich hoffe, das gilt auch
    für „NKF“ . Diese Abkürzung kann auch für folgende
    Warnung stehen: „Nur Kein Firlefanz“.

    NKF ist ein unwirtschaftlicher Irrweg , der einen
    immensen Aufwand an EDV- und Personalkosten verschlingt
    und leider nur einen verschwindend geringen Ertrag liefert.
    Auch bringt NKF einen großen Stress für das Personal mit
    sich. Davon können die „alten Hasen“ in der Finanz-
    Verwaltung ein leidvolles Lied singen!

    „Nur weiter so“ darf bei NKF auf keinen Fall die Devise lauten. Ich kann hier nur zu einer Umkehr raten, bevor
    noch weitere wertvolle Ressourcen im „schwarzen Loch“
    des NKF auf Nimmerwiedersehen verloren gehen. Schließlich hat Umkehr von einem falschen Weg
    bisrher für die Kirche in ihrer langjährigen Geschichte immer nur Segen mit sich gebracht!

  8. Soll am besten alles so bleiben wie es ist?
    Es wäre bequem. Aber wer hat die „gewachsenen Strukturen“ bestellt, und wer muss sie bezahlen?

    Es gab einmal rheinische Synoden, in denen unter Beifall (!) mit Mehrheit beschlossen wurde, weniger Geld in die Pensionskasse zurückzulegen, als eigentlich benötigt wird. Und es gab Beifall dafür, dass stattdessen weitere Stellen eingerichtet wurden, die heute zu zusätzlichem Bedarf in der Pensionskasse führen. (http://www1.wdr.de/radio/podcasts/wdr5/audiosendungvom6008-audioplayer.html – ab ca. 8:59 min) Diese Fehlentscheidungen hatten Folgen: in den letzten Jahren konnte (fast) kein theologischer Nachwuchs eingestellt werden; die Zahlen der Theologiestudierenden sind dramatisch eingebrochen und erholen sich erst ganz langsam; ab 2020 werden so viele TheologInnen pensioniert, dass bis 2030 gut 1000 Pfarrstellen allein deshalb nicht wieder besetzt werden können, weil es kein ausgebildetes Personal dafür gibt.

    Gleichzeitig haben jene Theologen, die auf diesen Synoden dafür gestimmt haben, nicht auf jene Pensionsanteile verzichtet, die damals nicht in die Pensionskasse eingebracht wurden.

    Und einigen davon ist offenbar immer noch nicht klar, wie bedrohlich die Situation für die EKiR durch diese zurückliegenden Fehlentscheidungen geworden ist. Die Kosten für NFK (20 Mio) und BBZ (?) Mio tun weh, sind aber nur ein Bruchteil des Problems von Pensionskasse (1 Mrd) und Beihilfeloch (offenbar auch 1 Mrd.).

    Nein, die Strukturen, die wir heute haben, sind nicht einfach nur „gewachsen“, sie sind zu einem erheblichen Anteil dadurch entstanden, dass unsere Kirche über ihre Verhältnisse gelebt und mehr hauptamtliches Personal eingestellt hat, als sie bezahlen kann. Die Kürzungsprozesse jetzt sind die Folge.

    Josef in Ägypten hat in den fetten Jahren Rücklagen gebildet, von denen man in den mageren Jahren leben konnte.
    (Es gibt halt auch Bibelstellen, die auf eine solide Vorratshaltung Wert legen.)

    Die EKiR hat in den fetten Jahren durch Synodenbeschlüsse Kredite auf die Zukunft aufgenommen (nicht ausfinanzierte Pensionszusagen sind solche Kredite auf die Zukunft!), und wird diese Kredite in den kommenden mageren Jahren nur mit äußerster Kraftanstrengung und erheblichem Rückbau zurückzahlen können.

    Man sollte allen Pensionsberechtigen, die damals die Beschlüsse entsprechend gefasst oder davon profitiert haben, die Pension um den entsprechenden Anteil kürzen.

    Stattdessen predigen einige davon ein „Weiter so“, bis der Karren der Wand nicht mehr ausweichen kann. Zum Glück hat die Synode anders entschieden.

    Und wenn jetzt Strukturen geschaffen werden, die die Gemeinden in den kommenden Jahren überhaupt erst in die Lage versetzen, die pensionsstarken Jahre irgendwie zu bewältigen, dann wird von „Zentralisation“ und „Entmachtung der Presbyterien“ geschwafelt. Zwischen 2020 und 2030 werden in der EKiR 1350 Pfarrerinnen und Pfarrer in den Ruhestand treten. Im schlimmsten Fall werden nur 350 Nachwuchstheologen die entstehende Lücke füllen können (jedes Jahr 35 ist nach derzeitigen Studierendenzahlen schon sehr hoch gegriffen). Wie sollen die einzelnen Presbyterien angesichts von 1000 fehlenden Theologen ihre Entscheidungen treffen, wenn nicht jetzt etwa auf Kirchenkreisebene Strukturen geschaffen werden, in denen sich die Presbyterien in ihren Entscheidungen abstimmen können?

    In den Beiträgen zu diesem Blog wird der das Gleichnis vom „Reichen Kornbauern“ bemüht.

    Aber „Narren“ sind nicht nur reiche Kornbauern, die angehäufte Rücklagen nicht teilen wollen, sondern auch solche, die die EKiR mit dem Kornbauern vergleichen und nicht merken, dass der Vergleich hinkt: die nicht wahrhaben wollen, dass die Rücklagen in den Scheunen überhaupt nicht reichen werden, um die verbindlich zugesicherten Pensionen bis zum Lebensabend auszahlen zu können.

    Oder soll man den Vergleich mit dem reichen Kornbauern so verstehen, dass der liebe Gott das Problem mit der fehlenden Mrd in der Pensionskasse 1000mal ebenso mit den Worten „du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern!“ und dem unterwarteten Frühableben der frischen Pensionäre zu lösen gedenkt?

    Wohl kaum. Aber wie dann?

    Die derzeitige Kirchenleitung macht es genau richtig: Wenn die Bestandsaufnahme ergibt, dass die Speicher nicht reichen werden, muss man den Gürtel sofort so viel enger schnallen, dass alle in Solidarität leben können und nicht in Zukunft die Übriggebliebenen keine andere Wahl haben als zu verhungern.

  9. Sorry, das System hier duldet keine spitzen Klammern.
    Ich hatte versucht, den Satz „Man sollte allen Pensionsberechtigen, die damals die Beschlüsse entsprechend gefasst oder davon profitiert haben, die Pension um den entsprechenden Anteil kürzen“ als „wütend ironisch“ zu kennzeichnen. So ist er auch gemeint.

  10. Die Kirche wird in 30 Jahren nicht von dem leben, was sie heute auf die hohe Kante legt (davon wird aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung aller Wahrscheinlichkeit nach nichts bleiben), sondern davon, dass auf ihren Kanzeln glaubwürdig gepredigt wird. Wenn sie heute beharrlich die Weichen stellt, dass ihr beamtetes Predigtpersonal weiter A12 bis A14 beziehen kann, während der Nachwuchs ausbleibt und es beginnt durch die Kirchendächer zu regnen, bringt das eine erhebliche, möglicherweise nicht wieder einzuholende Glaubwürdigkeitseinbuße mit sich. Mir tut das als Pfarrer dieser Kirche weh und es betrifft auch meine Perspektiven – als jemand, der sich ausmalt, auch mit 75 noch gerne auf der Kanzel zu stehen.
    Herr Kehren: Was die Frage des „Wirtschaftens mit Gottvertrauen“ angeht, liegt die Erzählung vom Manna in der Wüste wohl näher als die Ausplünderungspraktiken der Ägyptischen Pharaonen.

  11. Lieber Herr Pohl, ich bin einer der über 500 von der EKiR ausgebildeten PastorInnen, denen die EKiR keine Stelle geben konnte. Es ist bitter, immer deutlicher zu begreifen, welche drastischen (Fehl-) Entscheidungen der Vergangenheit zu dieser Entwicklung geführt haben. Es ist noch bitterer, dass es immer noch Menschen gibt, die nicht zu diesen Fehlentscheidungen stehen und so tun, als habe es diese Fehlentscheidungen nicht gegeben. Und ganz schlimm wird es, wenn letztlich theologisch verbrämt behauptet wird, so schlimm sei es doch gar nicht und das entsprechende Umsteuern sei unnötig.
    Es galt als sozial, das gesparte Geld statt in die entsprechenden Rücklagen in Projekte zu stecken und den Ausgleich der Fehlbeträge durch himmlisches Manna zu erwarten.
    Der liebe Gott hat sich in den letzten 30 Jahren beharrlich geweigert, himmlisches Manna zu senden, und ich sehe keine Anzeichen, dass er sich nicht weiter weigern wird.
    Wohl aber sehe ich Anzeichen, dass er Schulderkenntnis und Buße akzeptiert und die nötige Umkehr und die entsprechenden Entscheidungen respektiert.

    Oder um eine andere Sichtweise im Blick auf das Manna zu eröffnen: Vielleicht sendet er tatsächlich auch jetzt Manna. Aber er sammelt es nicht für uns auf, sondern erwartet, dass wir uns selber bücken. Und er erwartet, dass wir es auch für den Zweck verwenden, für den er es gesendet hat. Und dass wir es nicht verschenken, und uns dann beschweren, dass wir selber hungern müssen.

    Oder man bemüht das Manna-Bild ganz eng. Dann müsste man sagen, dass es Gottes Wille sei, wenn eine Kirche mit verbeamteten Pfarrerinnen und Pfarrern und deren Pensions- und Beihilfeansprüchen an die Wand fährt. Weil Manna eben immer nur für den jeweiligen Tag bestimmt ist und Vorratshaltung (und eine Pensionsrücklage) dementsprechend grundsätzlich unbiblisch ist. Dann sollte man aber auch dem theologischen Nachwuchs reinen Wein einschenken und eröffnen, dass er entweder selber für seinen Unterhalt sorgen muss und für die Kirche nur ehrenamtlich arbeiten wird, oder dass er von den täglichen Almosen seiner Schäfchen leben muss. Dann wäre ich mal gespannt, wie viele Pfarrstellen auf dieser Basis im Jahr 2030 in der rheinischen Kirche besetzt sein werden.
    Man kann halt nicht auf diese Weise das Manna-Bild bemühen mit einer Pensionszusage und eigenen Rücklagen im Rücken, ohne zu sagen, dass man auf all das verzichtet, weil Gott schon für uns sorgen wird.

    Oder man muss eine deutliche Initiative starten, dass tatsächlich ein nennenswerter Anteil der Kolleginnen und Kollegen sich in einer Art „Manna-Projekt“ beteiligt. Wenn 1000 Pfarrerinnen und Pfarrer jeden Monat auf 1000 Euro verzichten, ist das im Monat eine Million, in einem Jahr ca. 12 Mio und bis 2030 204 Mio zuzüglich Zinseszins-Effekt. Auch da würde man die biblische Geschichte vom Mamma noch nicht ganz wörtlich nehmen… Aber es wäre ein Signal. Realistisch betrachtet sehe ich aber eher ungläubiges Kopfschütteln und die berechtigte Frage, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe.

    Da glaube ich eher, dass der liebe Gott mehr als deutlich zu erkennen gegeben hat, dass er von seiner Kirche sorgfältiges Wirtschaften erwartet und eine letzte Chance gegeben hat, noch halbwegs heil aus der Sache heraus zu kommen. Die Synode scheint dies zum Glück auch so zu sehen.

    1. Vielen Dank für Ihre Rückmeldungen im Blog. Ihre Beiträge und Kommentare helfen uns, offen und transparent den Sparprozess zu gestalten und gemeinsam um den besten Weg zu ringen.

      Wie Sie richtig feststellen, geht es nicht nur um Zahlen, sondern darum, welche Gestalt unsere Kirche in den nächsten Jahren haben wird und welche Aufgabe wir als Kirche haben.

      Das heißt – so hat es die Kirchenleitung in ihrem Bericht auf der Sondersynode in Hilden gesagt
      http://www.ekir.de/www/downloads/20131123aoLSBerichtderKL.pdf -: „Menschen zu helfen, dass sie dankbar im Glauben leben und getröstet sterben können sowie in der Nachfolge Jesu Christi und in der Hoffnung
      auf das kommende Reich Gottes für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung einzutreten.“

      Mir ist wichtig – so habe ich es gestern erneut auch gegenüber Vertreterinnen und Vertretern der Presse auf unserem Jahrespresseabend betont: Wir rechnen mit Gott – mit seinem Reden, mit seinem Kommen und
      Eingreifen. Diese Grundhaltung prägt das Leben und die Arbeit unserer Kirche auf allen Ebenen. Sie ist auch für das Leitungshandeln der Kirchenleitung und für mich als Präses bestimmend. Dafür habe ich dann auch Beispiele aus unseren Gemeinden und Einrichtungen gegeben.

      Wenn wir über Haushaltskonsolidierung reden, ist es mir wichtig, diese Beispiele gelebten Glaubens vor Augen zu haben.

      In unserer Beteiligungskirche werden zum Glück Finanz- und Struktur-Entscheidungen öffentlich beraten und getroffen. Dies lässt dann aber leicht den Eindruck entstehen, als sei unsere Kirche nur noch mit Finanz- und Strukturfragen beschäftigt. Der Kirchenleitung liegt vor allem daran, dass diese Fragen zielgerichtet und zügig beantwortet und entschieden werden, damit die notwendige Konzentration auf die inhaltliche Arbeit – das Evangelium kommunizieren und Weltverantwortung wahrnehmen – erfolgen kann.

      Die Tagung unserer Landessynode in Hilden hat zu einer grundsätzlichen Verständigung über den Umgang mit der finanziellen Situation und den inhaltlichen Zukunftsfragen geführt.

      Ich entnehme Ihren Rückmeldungen im Blog – das gilt auch und besonders für die krititschen – Engagement für und Identifikation mit unserer Evangelischen Kirche im Rheinland. Auch wenn wir nicht einer Meinung sind, ist mir wichtig, alle Argumente wahrzunehmen. Die Entscheidungen zur Haushaltskonsolidierung und über die Struktur unserer Kirche obliegen aber unserer Landessynode, denn unsere rheinische Kirche ist presbyterial-synodal verfasst. Erste konkrete Beschlüsse werden deshalb die Landessynodalen auf der Synode im Janaur in Bad Neuenahr treffen.

  12. Bernd Kehren schrieb am 30.11.2013:

    „in den letzten Jahren konnte (fast) kein theologischer Nachwuchs eingestellt werden; die Zahlen der Theologiestudierenden sind dramatisch eingebrochen und erholen sich erst ganz langsam; ab 2020 werden so viele TheologInnen pensioniert, dass bis 2030 gut 1000 Pfarrstellen allein deshalb nicht wieder besetzt werden können, weil es kein ausgebildetes Personal dafür gibt.“

    Zur Klarstellung und Präzisierung im Sinne der von Präses Rekowski und Herrn Pistorius anvisierten Transparenz ist darauf hinzuweisen, dass nicht mehr die Anzahl der Studierenden für zukünftige Pfarrstellenbesetzungen entscheidend ist, sondern das „Nadelöhr“ Predigerseminar (= Seminar für pastorale Ausbildung) in Wuppertal als Gemeinschaftsveranstaltung der rheinischen, westfälischen und lippischen Landeskirche sowie der reformierten Kirche mit dem Ziel, zukünftige Pfarrerinnen und Pfarrer zwischen erstem und zweitem Examen auszubilden. Dort hat die rheinische Kirche pro Jahr 20 Ausbildungsplätze – wenn Lippe und Reformiert „zugreifen“ nach meiner Laienkenntnis nur noch 18.

    Dies bedeutet, dass pro Jahr nur maximal 20 (!) für ein Pfarramt in Frage kommende Theologen nach Bestehen des 2. Examens (möge keiner „durchfallen“) für eine zukünftige Bestzung einer Pfarrstelle zur Verfügung stehen bei folgenden „Pensionierungszahlen“ (Gemeindepfarrstellen ohne Funktionspfarrstellen):

    2015: 24
    2016: 31
    2017: 31
    2018: 50
    2019: 47
    2020: 81
    2021: 75
    2022: 121
    2023: 111
    2024: 129
    2025: 139

    Die Zahlen basieren auf „Statistik Theologen“, die jährlich für die Landessynode erstellt wird. Zu beachten ist jedoch: Nicht alle durch Pensionierung „frei“ gewordenen Pfarrstellen werden auch zur Wiederbesetzung wieder frei gegeben – sie werden einfach „aufgehoben“.

    Für Gemeinden mit mehren Pfarrstellen wird eine „Nichtwiederbesetzung“ (= Aufhebung der Pfarrstelle) schmerzhaft, jedoch verkraftbar sein. Die sogenannten „ländlichen“ Kirchenkreise werden erhebliche Probleme haben, eine Pfarrstelle wieder zu bestzen. „Fusionen“ von Gemeinden oder „pfarramtliche Verbindungen“ sind eine den Augenblick gut überbrückende Möglichkeit.

    Es gibt auch hier eine Plus-Minus-Rechnung: Jede „aufgehobene“ Pfarrstelle hat einen Vorteil für die Gemeinde (= Ersparnis der Pfarrstellenumlage und Versorgungsumlage) und einen Nachteil für die Versorgungskasse (= weniger Einnahmen).

    Zu beachten ist auch, dass jede nicht besetzte Pfarrstelle für Pfarrerinnen und Pfarrer in der Nachbarschaft „Vakanzvertretung“ bedeutet – eine fröhliche Aussicht bei allgemein beklagter Überlastung von Pfarrerinnen und Pfarrern. „Umstrukturierung“ wird für Pfarrerinnen und Pfarrer ein Thema bis zur Pensionierung sein. Eine entsprechende Fortbildung (man muss es nicht „Changemenagement“ nennen) wie bei NKF für Verwaltungsmitsrbeitende könnte sich als hilfreich und Konflikte vermeidend erweisen.

    Zur „Beruhigung“ seien folgende Pensionierungszahlen mitgeteilt im Blick auf das in allen landeskirchlichen Perspektiven „berühmte“ Jahr 2030 und die folgenden Jahre:

    2030: 38
    2031: 75
    2032: 43
    2033: 35

    Falls diese von mir ermittelten Zahlen als nicht korrekt angesehen werden, erwarte ich mit Freude eine hifreiche Korrektur im Sinne der in diesem Präsesblog gewünschten Transparenz durch sachkundige Mitarbeitende im Landeskirchenamt. Jedoch: Unabhängig von evtl. exakteren Zahlen ist die Tendenz eindeutig erkennbar und das oben genannte „Nadelöhr Predigerseminar“ bleibt.

    Für die notwendige und „Not wendende“ Besetzung von Pfarrstellen erhoffe ich von der Landessynode 2014 hilfreiche Beschlüsse bzw. wegweisende Pfade, die Schwierigkeit der Pfarrstellenbesetzung in den nächsten Jahren zu lösen.

    Eine Möglichkeit scheint mir darin zu liegen, den „Zugang zum Pfarramt“ über den Kreis der gut universitär-wissenschaftlich ausgebildeten Theologen zu erweitern, wie dies schon einmal durch Gemeindemissionare als „Verwalter von Pfarrstellen“ praktiziert wurde. Sie waren ja keine „schlechteren“ Pfarrer …

    In unserer Landeskirche können – zum Erschrecken anderer mehr pastoral orientierter EKD-Landeskirchen – ordinierte Prädikanten als „Laien“ mit kirchlich praktischen und auch evangelisch-protestantischen guten theologischen Gründen nach profunder Ausbildung predigen und die Sakramente verwalten sowie „Amtshandlungen“ ausführen. Sie können sogar Vorsitzende eines Presbyteriums sein. Wenn diese auch noch eine universitär-wissenschaftliche Ausbildung und/oder Berufserfahrung mit der evtl. Ausbildung zum Diakon (mit Leitungsfunktion) haben, gibt es nur zwei Fragen:

    – Was können sie weniger im Vergleich zu universitär-wissenschaftlich ausgebildeten Theologen, um als Pfarrerin oder Pfarrer im Pfarramt erfolgreich zu arbeiten?

    – Was hindert meine Evangelische Kirche im Rheinland daran, diesen Menschen einen Zugang zum Pfarramt zu ermöglichen?

    Alexa von Zotwitz

  13. Liebe Frau von Zotwitz,
    haben Sie herzlichen Dank für Ihre Fragen, die auch in der Vorbereitung der Landessynode 2014 eine Rolle gespielt haben. Die Landessynode wird zum Pfarrdienst zwei Vorlagen beraten: Drucksache 10 „Zeit für’s Wesentliche – Perspektiven auf den Pfarrberuf in der Evangelischen Kirche im Rheinland“ und Drucksache 26 „Pfarrstellenplanung 2030“. Diese Drucksachen werden am Freitag ins Netz gestellt und können über den nachfolgenden Link aufgerufen werden (www.ekir.de/url/g5X). Hier finden Sie auch die aktuellen Zahlen. Der Landessynode wird vorgeschlagen, eine Arbeitsgruppe zu bilden, die sich unter anderem mit den von Ihnen formulierten Fragen befassen wird.

    Christoph Pistorius

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