Den gerechten Frieden suchen

7.10.2014

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Gedenkfeier auf Soldatenfriedhof in Belgien 7. Oktober 2014 von Manfred Rekowski Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg. Als geschichtlich interessiertem Mensch sind mir die einschlägigen Zahlen vertraut: 10 Millionen Soldaten ...

7. Oktober 2014 von Manfred Rekowski

Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg. Als geschichtlich interessiertem Mensch sind mir die einschlägigen Zahlen vertraut: 10 Millionen Soldaten und 7 Millionen Zivilisten kamen zu Tode. Es gab 20 Millionen Verwundete. Diese Zahlen stehen für das Grauen und den Schrecken dieses Krieges.

Der Besuch eines englischen, eines belgischen und eines deutschen Soldatenfriedhofs in Belgien am Wochenende hat mich jedoch noch in ganz anderer Weise berührt. Gemeinsam mit Pfarrer Jack McDonald (Präsident der Anglikanischen Kirche in Belgien) und Pfarrer Steven H. Fuite (Synodalpräsident der Vereinigten Protestantischen Kirche in Belgien) besuchte ich einen britischen Soldatenfriedhof, auf dem 12.000 Soldaten aus Großbritannien und den damaligen britischen Kolonien beerdigt sind. Danach suchten wir einen belgischen Friedhof auf, auf dem 700 belgische Soldaten beigesetzt sind, die allein in den letzten Tagen des Krieges gestorben sind. Auf dem deutschen Friedhof, den wir besuchten, fanden 44.000 Soldaten – viele von ihnen waren Studenten – ihre letzte Ruhe. Die Anzahl der Toten auf diesem Friedhof entspricht in etwa der Bevölkerungszahl einer Stadt von der Größe Bad Kreuznachs.

Auf jedem Friedhof erinnerten wir in einer Gedenkfeier auch an die Verantwortung und das Versagen unserer Kirchen, die für nationalstaatliches Denken sehr empfänglich waren und dem Krieg damals ihren Segen gaben.

Die Toten auf den Friedhöfen mahnen uns, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen. Die Situation in der Ukraine und im Nordirak heute stellt für uns eine friedensethische Herausforderung dar, in der wir als Kirchen gefragt sind. Als Vertreter unserer Kirchen – deren Länder sich vor 100 Jahren als Kriegsgegner gegenüberstanden – sind wir uns einig, dass es zu einem gerechten Frieden keine Alternative gibt. Es gilt, auch in schwierigen politischen Situationen, diesen Frieden zu suchen.

 

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