Die Frage nach dem Warum bleibt offen

17.4.2015

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Für jedes der 150 Todesopfer brennt eine Kerze (epd-bild) 17. April 2015 von Manfred Rekowski Bewegend und beeindruckend war der ökumenische Gottesdienst und die Trauerfeier für die 150 Opfer des Flugzeugabsturzes in den französischen Alpen. Im ...

17. April 2015 von Manfred Rekowski

Bewegend und beeindruckend war der ökumenische Gottesdienst und die Trauerfeier für die 150 Opfer des Flugzeugabsturzes in den französischen Alpen.

Im Gottesdienst war Raum für die unlösbaren Fragen, für die Wut und den Zorn, die abgrundtiefe Traurigkeit. Besonders eindrücklich war für mich die Predigt von Präses Annette Kurschus, sowie das Fürbittengebet, an dem auch eine Angehörige, eine muslimische Notfallbegleiterin und ein Vertreter der jüdischen Kultusgemeinde mitwirkten.

Die im Gottesdienst gesprochenen Worte waren in jeder Hinsicht der Situation angemessen und enthielten einen sensibel, fast zart formulierten Zuspruch.

Ein Journalist fragte mich nach der Trauerfeier, ob es mich auch überrascht habe, dass die Fragen und der Zweifel so breiten Raum eingenommen hätten. Ich habe in meiner Antwort auf den gekreuzigten Christus verwiesen. Nach biblischer Überlieferung hat er sterbend gefragt: „Mein Gott, warum…? Mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ Auf diese Frage nach dem Warum bleibt die Antwort zunächst offen. Wir können sie allerdings gemeinsam aushalten und auch vor Gott aussprechen.

Beeindruckt hat mich auch, wie mit dem Co-Piloten und seiner Familie im Gottesdienst und in der Trauerfeier umgegangen wurde: selbstverständlich brannten im Kölner Dom 150 Kerzen.

Im heutigen Gottesdienst wurde auch über die Medien öffentlich, was wir vielfach im Verborgenen tun: Menschen in schwierigen Lagen seelsorglich begleiten – und wenn wir gefragt werden, auch vom Glauben an den gegenwärtigen Christus verständlich reden.

Allerdings bewegt mich noch etwas in diesen Tagen: Vorgestern ertranken im Mittelmeer 400 Flüchtlinge. Angesichts der weitgehenden politischen Tatenlosigkeit ein humanitärer Skandal. Es wird für diese Toten nirgendwo einen Staatsakt geben. Werden die Angehörigen je vom Tod ihrer Lieben erfahren? Wann folgen auf Worte der Betroffenheit entschlossene Taten?

Gedanken – die ich ins Wochenende mitnehme.

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