Flüchtlinge sind uns willkommen

5.9.2015

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5. September 2015 von Manfred Rekowski Heute habe ich an der der Demonstration „Wuppertal ist bunt – Flüchtlinge sind willkommen“ in Wuppertal teilgenommen. Diese Ansprache richtete ...

5. September 2015 von Manfred Rekowski

Heute habe ich an der der Demonstration „Wuppertal ist bunt – Flüchtlinge sind willkommen“ in Wuppertal teilgenommen. Diese Ansprache richtete ich an die rund 600 Demonstrantinnen und Demonstranten, gemeinsam wollten wir öffentlich sichtbar machen, dass Flüchtlinge bei uns willkommen sind.

1. Worum es jetzt geht

Wir erleben derzeit in unseren Städten und Dörfern: Die Folgen von Krieg, Terror, Gewalt und bitterster Armut bleiben nicht mehr jenseits unseres Blickfeldes vor den EU-Außengrenzen. Flüchtlinge kommen seit Jahresbeginn in großer Zahl in unser Land.

Wir erleben derzeit leider auch, dass Proteste gegen Flüchtlingsheime und brennende Flüchtlingsunterkünfte fast schon zum Alltag gehören. Mehr als 200 entsprechende Übergriffe gab es im ersten Halbjahr 2015.

Der Übergang vom verbalen Zündeln – so wie das heute einige hundert Meter von uns entfernt auch wieder geschieht – zur tatsächlichen Brandstiftung oder zu anderen Übergriffen ist inzwischen sehr fließend. Ich finde das unerträglich!

Ich finde es unerträglich, dass in Europa scharenweise Flüchtlinge ertrinken oder in Schlepperlastwagen ersticken und im Dickicht von Nicht-Zuständigkeiten planlos verschoben werden. Genauso planlos werden die dringend notwendigen Entscheidungen über wirksame Lösungen immer wieder auf die lange Bank geschoben.

Friedensnobelpreiswürdig ist das nicht – es ist eine Schande!

Deshalb:

  • Wir sagen Nein zu Fremdenhass und Hetze gegen Flüchtlinge.
  • Wir sagen Ja zu Flüchtlingen in unserem Land und hier in Wuppertal.
  • Wir sagen Ja zu einem Europa der Menschlichkeit, der offenen Grenzen und zu einem Europa, das auch jenseits seiner Außengrenzen Verantwortung übernimmt und Fluchtursachen bekämpft.

Die Flüchtlingspolitik der letzten Monate und Jahre wirkt so, als seien die europäischen Regierungen kollektiv freiwillig in den einstweiligen Ruhestand getreten. Einziges Lebenszeichen: Wenn es wieder einmal Schreckensbilder von hunderten von Särgen an der Mittelmeerküste gibt, Nachrichten von 71 Toten in einem Kühlwagen oder von einem ertrunkenen dreijährigen Kind, wird dieser Ruhezustand von folgenloser Betroffenheitsrhetorik unterbrochen.

Den Regierungen sagen wir: Tut um Gottes und der Menschen willen endlich etwas! Nehmt eure Verantwortung endlich wahr!

Die Situation der Flüchtlinge und die Ursachen ihrer Flucht brauchen eine europäische Lösung. Die Bekämpfung der Fluchtursachen benötigt mindestens einen ebenso großen finanziellen Einsatz wie die milliardenschwere Bankenrettung. Dann wäre sichtbar, dass Europa tatsächlich eine soziale Gemeinschaft und ein Friedensprojekt ist.

2. Vom christlichen Abendland – oder: wofür Christenmenschen wirklich eintreten

Christlicher Glaube und Fremdenfeindlichkeit passen nicht zusammen. Für Christenmenschen gilt die biblische Wegweisung aus dem 2. Buch Mose: „Die Fremdlinge sollst du nicht bedrängen und bedrücken.“ Wer Flüchtlinge drangsaliert, bedroht, verachtet oder verbal niedermacht, kann den christlichen Glauben nicht für sich in Anspruch nehmen. Mitnichten wird das christliche Abendland verteidigt, wenn gleichzeitig gegen Flüchtlinge und Fremde mobil gemacht wird.

Gott hat nur eine Menschheits-Familie. Er kennt nur Verwandte. Gottes Kinder kommen aus dem Süden und aus dem Norden, aus dem Osten und dem Westen. Weder Herkunft noch Nationalität noch Aufenthalts-Status zählen. Es gibt nur eine grenzübergreifende Menschheitsfamilie: So weit das Auge reicht: Gottes Kinder!

3. Wir schaffen das!

Viele Flüchtlinge suchen in Deutschland Zuflucht. Manche fragen: Kann Deutschland das verkraften? Deutschland hat das schon oft geschafft. Rund zwölf Millionen Vertriebene aus dem Osten haben nach dem Zweiten Weltkrieg hier Zuflucht gefunden. Die alte Bundesrepublik hat mehr als 3,5 Millionen Flüchtlinge und Übersiedler aus der DDR sowie rund vier Millionen Aussiedler aus dem Ostblock aufgenommen. Dazu die vielen DDR-Flüchtlinge im Jahr 1989 und die Kriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien, die Anfang der 1990-er Jahre zu uns kamen. Das war beileibe nicht immer leicht. Aber wir haben das gemeinsam geschafft.

Tausende Menschen in Deutschland geben in diesen Wochen und Monaten der Nächstenliebe und Menschlichkeit ihr Gesicht und helfen den Flüchtlingen. Dafür bin ich sehr dankbar, und dafür gehe ich mit Ihnen auf die Straße, um zu zeigen, wofür wir als Christinnen und Christen und als Menschen guten Willens stehen.

Wie gesagt, die Bibel spricht Klartext: „Die Fremdlinge sollst du nicht bedrängen und bedrücken.“ Klar ist auch, dass die Hilfe für die Flüchtlinge ganz gewiss nicht einfach ist. Aber ich finde: Sie ist wirklich alternativlos!

 

 

Beiträge zu “Flüchtlinge sind uns willkommen

  1. Ich bin selbst als Flüchtlingshelfer tätig und ich bin froh das ich Menschen ein bisschen etwas wieder geben kann weil ich in einem guten und auch kriegssicheren Land aufwachsen durfte 1949 geb.

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