Gott liebt auch Steuersünder

13.3.2014

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Fussball im Netz 13. März 2014 von Manfred Rekowski Blutgrätsche. Platzverweis. Eigentor. Das Urteil im Steuerprozess gegen den FCB-Präsidenten Uli Hoeneß ist für viele eine Steilvorlage für Metaphern aus der ...

13. März 2014 von Manfred Rekowski

Blutgrätsche. Platzverweis. Eigentor.

Das Urteil im Steuerprozess gegen den FCB-Präsidenten Uli Hoeneß ist für viele eine Steilvorlage für Metaphern aus der Fußballwelt. Und die Verurteilung ist Ausgangspunkt für Häme, Schadenfreude, verbale Stinkefinger und Buh-Rufe von Südkurven-Format. Empörte Reaktionen in der Öffentlichkeit, in den Medien, sind durchaus verständlich. Keine Frage: Menschen, die gegen das Gesetz verstoßen haben, werden für ihre Taten bestraft. Sie müssen für das, was sie getan haben, gerade stehen – und manchmal eben auch sitzen. Das gilt für steuerhinterziehende Fußballfunktionäre wie für korrupte Diakoniegeschäftsführer – alles schon dagewesen. Als langjähriger Wuppertaler Superintendent weiß ich, dass auch bei Kirchens Menschen mitunter den Blick für richtig und falsch verlieren und gegen das Gesetz verstoßen. Aber ich will mich nicht von der Empörung bestimmen lassen, denn aus meiner Sicht geht es um mehr.

Regeln und Gesetze gibt es auch bei Gott.

Und auch Gott ahndet Verstöße dagegen. Das ist in der Bibel nachzulesen. Aber dort ist auch nachzulesen, dass Gott viel offensiver aufgestellt ist: Gott unterscheidet zwischen Täter und Taten. Er ahndet die Taten, aber er verdammt nicht den Täter. Ein Mensch, der Fehler macht, wird bei Gott nicht zum Unmenschen. Das kommt mir angesichts des heutigen Urteils in München in den Sinn: Eines Menschen Straftaten zu ahnden, darf nicht dazu führen, den Menschen selbst zu verdammen – Uli Hoeneß genauso wenig wie jeden anderen Straftäter.

Ich wünsche mir von uns Christenmenschen in Fällen wie diesen mehr als nur Empörung über öffentlich gewordenes Fehlverhalten. Ich wünsche uns im Wissen und im Vertrauen auf Gottes Liebe und Treue zuerst und vor allem einen ehrlichen Blick auf das eigene Leben. Denn wer an Gott glaubt, der seine Güte nicht von mir wendet, kann ehrlich auf das eigene Leben schauen und umkehren, so wie Jesus es gepredigt hat.

Dann bleibt nicht die Empörung spielbestimmend.

Sondern die Frage(n) an uns selbst:

Wo sind die Punkte, wo ich in der Gefahr stehe, zu weit zu gehen?
Wo könnte ich mich vergessen?
Wo lasse ich mich versuchen?
Wo bin ich anderen Menschen nicht gerecht geworden?

Ich denke, wir werden gnädiger mit anderen, wenn wir ehrlich zu uns selbst sind.

Und wir werden barmherziger, wenn wir darauf vertrauen, dass nicht nur ich selbst, sondern auch meine Mitmenschen es mit Gott zu tun haben, der seine Güte nicht von uns wendet. Oder um es im Bild zu sagen: Auch bei Gott gibt’s Platzverweise, aber lebenslange Sperren kommen im Regelwerk dessen, der uns Menschen gnädig und mit Liebe ansieht, nicht vor. Das ist sein echter Befreiungsschlag, der Hoffnung und Zukunft schafft – nicht nur für Uli Hoeneß, sondern auch für mich.

Beiträge zu “Gott liebt auch Steuersünder

  1. Jetzt ist das Urteil gerade erst zwei Stunden alt und schon gibt die Kirche ihren Senf dazu. Wie wäre es denn mit etwas Zurckhaltung und Bescheidenheit.

  2. Und was ist mit Diktatoren und Massenmördern? Es gibt doch Menschen, die Taten begangen haben, die nicht wieder gut zu machen sind. Niemals. Können solche Menschen denn überhaupt noch in den Himmel kommen?

  3. Mir wäre es lieber gewesen, wenn Herr Rekowski sein Fußballwissen im Rahmen der Fußballweltmeisterschaft preisgegeben hätte und nicht auf diesen populistischen Zug aufgesprungen wäre. Wir haben wahrlich andere Probleme in der Welt, da wäre es naheliegender gewesen, die Kirche hätte sich dazu geäußert. Ich finde es erschreckend, dass selbst seriöse Sendungen wie die „Tagesschau“ Uli H. die ersten fünf Minuten gönnt und das wichtigere Weltgeschehen auf die hinteren Plätze verweist.

    Und wenn ich die Überschrift lese „Gott liebt auch Steuersünder“, denke ich fast, ich habe ein Produkt des Springer-Verlags vor mir. Das wäre vielleicht passender in einer persönlichen Grußbotschaft in Form einer Postkarte gewesen.

    Herr Rekowski, um bei Ihrer Sprache zu bleiben: Da hat der Trainer die falsche Taktik gewählt. Wenn es Ihre Taktik war ein Thema aufzugreifen, das nun populär ist, dann sehe ich die Rolle der Kirche anders. Wenn Kirche populär sein will, dann wäre ein Statement zur Ukraine schön und auch beruhigend. Aber Aufgabe der Kirche ist es auch Themen aufzugreifen, die es vielleicht nicht in den Kader geschafft haben: Verfolgung von Christinnen und Christen, Hungersnöte oder auch die Stellung des Ehrenamts in der Evangelischen Kirche.

    In diesem Sinne: Das nächstexSpiel ist das schwerste Spiel.

  4. Ganz einfach: ich freue mich über Statements des Präses. Nicht jedes Thema steht bei mir in den Top Ten. Aber es sind immer Denkanstöße. Über Hoeneß zu schreiben heißt ja nicht, es zu unterlassen, wenn es um die Ukraine oder die leisen Themen geht.

  5. Für einen Betrüger, der unserem Staat mehr als 27 Millionen Euro vorenthalten hat (davon könnte meine Kirchengemeinde 50 Jahre lang leben), gibt es von Präses Rekowski das „Evangelium“ von Gottes Güte.

    Für eine Leverkusener Presbyterin, die sich in einer unbeliebten Partei engagiert, gibt es vom Superintendenten (wohl mit Billigung von Präses Rekowski) nur das harte „Gesetz“ des Ausschlusses aus dem Leitungsgremium.

    Ich würde es begrüßen, wenn in unserer Kirche wieder mehr und kontrovers über sozialethische Verlautbarungen diskutiert wird.

  6. Klare und richtige Worte vom Präses. Aber warum äußert er diese biblischen Wahrheiten gerade zum Urteil von Uli Hoeneß? Wo bleibt seine Stimme, wenn Mörder, Schläger, Kinderschänder an den Pranger gestellt werden? Wo lebt die evangelische Kirche diese Wahrheit, wenn eigene Mitglieder straucheln? Wie schwer werden Straftäter in eine Kirchengemeinde integriert und wie wenig Unterstützung bekommen die Gefängisseelsorgerinnern und -seelsorger. Leider haben diese wahren Worte ein Geschmäckle. Herr Rekowski wie wäre es mit solch einer lebhaften Predigt bei einem öffentlichen medienwirksamen Gottesdienst aus einer JVA?

  7. Mich ärgert an den ganzen Berichten, dass nur davon berichtet wird, was dieser Mensch für gute soziale Leistungen vollbracht hat. Was ist mit den vielen Menschen, die ehrenamtlich arbeiten und denen, die kaum Geld zum Leben haben und trotzdem spenden.
    Hier hätte unsere Kirche auch wieder die Möglichkeit gehabt zu sagen, dass vor Gott alle Menschen gleich sind und seine Leistungen nicht besser sind als die von anderen Menschen. Reichtum verleitet offensichtlich aus Habgier andere Menschen zu betrügen.

  8. Horst Rüdel, wie wäre es mit einem Deutschhandbuch?

    Zurückhaltung
    Worttrennung:
    Zu|rück|hal|tung

    Ich für meinen Teil, bin froh, das sich die Kirche auch mit aktuellen Themen befasst.

    -Sebastian- (21) Jahre

  9. Hallo!
    Der Kommentar fällt so aus,wer Ungemach stiften kann der sollte sich selber an den Pranger stellen.
    Kämen wir auch dahin,dass gehört alles mir,die wollen mir nur alles wieder wegnehemen,würde die nicht kontrolierbare Gier auch bei jeden von uns einsetzen.

  10. Liebe Kritikerinnen und Kritiker, keine Sorge, ich kommentiere keinesfalls regelmäßig das Tagesgeschehen. Wenn aber in den öffentlichen Diskussionen um Margot Käßmann, Tebartz van Elst, Uli Hoeneß o.a. nahezu kollektiv der Empörungsmodus eingeschaltet wird, müssen wir als Christen widersprechen. Denn die (Straf-)Taten eines Menschen zu ahnden, darf nicht dazu führen, den Menschen selbst zu verdammen. Ein Mensch, der Fehler macht, wird bei Gott nicht zum Unmenschen. Gott verdammt nicht den Täter. Das habe ich am Karfreitag 2013 auch in der Justizvollzugsanstalt in Koblenz
    (http://www.ekir.de/www/service/karfreitag-pt-16652.php) gesagt.

  11. Betreff: Sebi-Kommentar zur Horst Rüdel

    Sebi, welch selten dämlicher Kommentar zu einem banalen Tippfehler. Wohl Lehramtsstudent auf Deutsch, oder?

  12. Herr Präses Rekowski,
    warum kommentieren Sie nicht Jürgen Berghaus? Das wäre mal interessant!
    PS: Ein allmächtiger und grundgütiger Gott hätte sich gar nicht in die Situation manöveriert, einem Vorsatz-Serienstraftäter U.H. christliche Nächstenliebe angedeihen lassen zu müssen, sondern hätte in seiner vorausschauenden Allmacht selbigen a priori verhindert. Aber wie hieß es so schön: „Als Gott am 6. Tage den Menschen erschuf, war er schon ziemlich müde. Das erklärt Manches.“

  13. …zum Glück muss man nicht in den Knast, um eine solche Predigt zu erleben! Wirklich vertraut, dieser Jesus, danke dafür!

  14. Lieber Herr Rekowski,

    es gibt für mich seit langem einen homiletischen Filter, der da lautet: Was muss unbedingt gesagt werden?

    Ist der vermögende bayerische Wurstfabrikant und Fussballfunktionär die geeignete Folie, um theologisch durchaus Richtiges unter die Menschen zu bringen? Sind manche Reaktionen in der Öffentlichkeit nicht auch darauf zurückzuführen, dass Hoeneß in für ihn besseren Tagen des Öfteren hochmoralisierend in diversen Talkshows alles Mögliche attackiert hat?

    Wo ist denn bitte die „kollektive Empörung“, wenn sogar die Bundeskanzlerin im Zusammenhang von der Akzeptanz des Münchener Urteils durch Hoeneß von Respekt und Achtung spricht? Manche Kommentierung in dieser Richtung kommen einer Bagatellisierung von Steuervergehen gleich!
    Ihr Beitrag steht ebenfalls in der Gefahr, in dieser Hinsicht missverstanden zu werden.

    Musste dies – so – unbedingt gesagt werden?

  15. Verstehe nicht warum das nur im Fall Hoeness gelten soll bzw. ausgerechnet dann erwähnt wird. Natürlich sind Person und Handlung zwei Dinge.

    Problem ist nur, dass einem das nur bei beliebten Fussballern in den Sinn kommt und in unserer Gesellschaft lange nicht für alle gilt und angewendet wird.

    Beispiel Schwarzer, die hat ein hundertstel dessen hinterzogen, was Hoeness hinterzogen hat. Sie wird als Hexe beschimpft und durch den Dreck gezogen…wahrscheinlich gilt die Trennung von Handlung und Person nur für Männer und das müssen einflussreiche sein…

    klar es ist eine Mentalitätsgeschichte…ebenso wie es Mentalität ist, dass Barmherzigkeit nur für beliebte Menschen gilt.

    Da muss sich jeder an die eigene Nase fassen.

  16. „Ein Mensch der Fehler macht, wird bei Gott nicht zum Unmenschen“ stünde in der Bibel. Naja, in meiner Bibel werden Menschen für Verfehlungen gequält und getötet.

    Und ansonsten dürfte Herr Präses wissen, dass der noble Uli nicht nur Geld spendet, sondern in seinen Wurstfabriken seine Beschäftigten nicht zimperlich behandelt.

  17. Ach ja, was so alles in der Bibel über Gott steht – und nicht mehr mit-gelesen wird:
    In 2. Samuel 12 wird – für die „Sünde“ des Königs David – sogar das Kind, das er mit Batseba gezeugt hat, mit dem Tode bestraft! Aber richtig: „Gott verdammt nicht den Täter.“ – Und nach Apostelgeschichte 1,16-18 wurde durch den schrecklichen Tod des Judas immerhin „das Wort der Schrift erfüllt“, das „der heilige Geist durch den Mund Davids vorausgesagt hat über Judas“. – Ja, was so alles in der Bibel steht…

  18. „Und die Verurteilung ist Ausgangspunkt für Häme, Schadenfreude, verbale Stinkefinger und Buh-Rufe von Südkurven-Format.“
    Sehr geehrter Präses, wie gut kennen Sie die Menschen die in der Südkurve einer Veranstaltung stehen? Wollten Sie auch mal mit drauf hauen, denn der Mop hat es nicht ander verdient: – Schublade auf – Knüppel raus – Schublade wieder zu.
    Stimmt das so oder meinten Sie mit „Südkurvern-Format“ etwas völlig anderes? Habe ich was Falsches in diese Textstelle hinein interpretiert?
    Mich hat dieser Satz jedenfalls getroffen, den hätte ich so von Ihnen nicht erwartet.

    Im Übrigen, es gibt wichtigere Themen und wir sollten besser vor unserer eigenen Haustür kehren als mit dem Finger auf andere zu zeigen.

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