Mit muslimischen und jüdischen Gemeinden: Gerade jetzt gemeinsam!

25.1.2015

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25. Januar 2015 von Manfred Rekowski Präses Rekowski besucht Freitagsgebet und Synagogengottesdienst Die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland hat angesichts der Terroranschläge in Paris eine Erklärung ...

25. Januar 2015 von Manfred Rekowski

Präses Rekowski besucht Freitagsgebet und Synagogengottesdienst

Die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland hat angesichts der Terroranschläge in Paris eine Erklärung unter dem Motto „Gerade jetzt gemeinsam beschlossen. „Die kriminellen Taten, ihre religiöse Begründung und ihre extremistischen und antisemitischen Motive fordern uns heraus.“, haben wir formuliert und an die Verantwortung der Religionen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und für ein Leben in Frieden und Gerechtigkeit erinnert.

Am Freitag habe ich in einer Krefelder Moschee am Freitagsgebet teilgenommen. Ich habe mir von Mitgliedern der Gemeinde und dem Vorstand berichten lassen, wie sie die aktuelle Situation erleben. Ich habe dabei auch wahrgenommen, dass die Kontakte zur Nachbarschaft noch nicht so gut entwickelt sind, wie es sich eigentlich alle wünschten. Ich habe aber auch ganz deutlich gehört, dass die Mitglieder dieser Gemeinde sich als Teil der freiheitlichen Gesellschaft verstehen und selbstverständlich die demokratische Grundordnung bejahen. In einem Grußwort habe ich unter anderem auch danach gefragt, was Muslime und Christen dazu beitragen können, damit insbesondere junge Menschen aus unserer Mitte nicht radikalisiert werden oder gewalttätig werden.

Am Freitagabend habe ich die Bergische Synagoge in Wuppertal-Barmen besucht, den Gottesdienst mitgefeiert sowie mit dem stellvertretenden Vorsitzenden des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Nordrhein, Leonid Goldberg, und dem Rabbiner Dr. Vinitz gesprochen. In einem Grußwort habe ich deutlich gemacht, dass Antisemitismus und Islamfeindlichkeit nicht hinnehmbar sind. Außerdem habe ich die Grüße der Krefelder Moscheegemeinde überbracht.

Mir wurde noch einmal sehr klargemacht, dass die Ereignisse im letzten Sommer mit dem Brandanschlag auf die Synagoge und den Demonstrationen, auf denen auch offen antisemitische Parolen zu hören waren, ebenso wie der schreckliche Anschlag auf den jüdischen Supermarkt in Paris eine tiefe Verunsicherung und Verstörung ausgelöst haben. Ich habe aber auch wahrgenommen, dass die Alltagskontakte zwischen muslimischen Gemeinden und der jüdischen Gemeinde noch nicht so gut entwickelt sind, wie wir uns das sicher wünschten.

Die Erklärung „Gerade jetzt gemeinsam“ formuliert u.a.: „Wir wenden uns gegen Diskriminierung, Islamfeindlichkeit und Antisemitismus und betonen das gemeinsame Engagement von Christen, Juden und Muslimen für Gerechtigkeit und ein friedliches Zusammenleben in unseren Gesellschaften.“ Diese Erklärung ist ein Doppelpunkt: Sie fordert unser Engagement für den gesellschaftlichen Zusammenhalt heraus.

Beiträge zu “Mit muslimischen und jüdischen Gemeinden: Gerade jetzt gemeinsam!

  1. Lieber Präses Rekowski,
    als Gemeindepfarrern in Krefeld Süd bedanke ich mich für die Besuche, die auch uns Gemeinden weiter ermutigen, aufeinander zuzugehen und den Dialog zu pflegen.

  2. Sehr geehrter Herr Präses, lieber Herr REkowski –
    das sieht gut aus, wie Sie da mit in einer Moschee stehen und gemeinsam mit den muslimischen Würdenträgern beten. Nach meiner Zeit als Gefängnispfarrer, in der ich zahlreiche Gespräche mit muslimischen Gefangenen geführt habe, vermute ich aber, dass unsere muslimischen Mitbürger dieses Bild anders „lesen“. Für Sie ist es völlig normal, dass „die Christen“ zu Ihnen in die Moschee kommen, denn der Islam ist in ihren Augen die überlegene Religion. Seitdem schaue ich immer ganz genau hin: Sind die muslimischen Repräsentanten bereit, auch unsere Gotteshäuser öffentlich, also für alle Gläubigen sichtbar, zu besuchen? Das scheint mir die Nagelprobe für einen Dialog und ein wirkliches Aufeinanderzugehen zu sein.
    Es grüßt Sie herzlich Pfr. Ulrich Pohl, Neuss/Kirchherten

  3. Ich muss Ulrich Pohl hier zustimmen. Die Moslems sollten auch ihren sichtbaren Teil zur friedlichen Kommunikation beitragen. Wenn ich da an die christliche Minderheit in der Türkei und ähnlichen Ländern denke wird mir immer Angst und Bange.

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