Offen den Glauben leben

23.4.2016

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Manfred Rekowski in Krefelder Moschee 23. April 2016 von Manfred Rekowski Ganz schön unverschämt, diese Muslime: In der Stadt, in der ich seit Jahrzehnten heimisch bin, erlebe ich unmittelbar, dass viele ...

23. April 2016 von Manfred Rekowski

Ganz schön unverschämt, diese Muslime: In der Stadt, in der ich seit Jahrzehnten heimisch bin, erlebe ich unmittelbar, dass viele Muslime ihren Glauben unverschämt leben. Im Wortsinn un-verschämt, nicht hinter vorgehaltener Hand, nicht duckmäuserisch, sondern offen, sichtbar, selbstbewusst. Moscheen findet man nicht mehr nur in Hinterhöfen, sondern erkennbar im Stadtbild. Die muslimischen Schülerinnen und Schüler, die meine Frau unterrichtet, erzählen selbst-bewusst. von ihrem Glauben. Die Jungen und Mädchen mit türkischen und arabischen Wurzeln fragen danach, was es mit dem Glauben ihrer deutschen Mitschülerinnen und Mitschüler so auf sich hat. Religion und Glauben werden Thema – und das nicht nur auf den Schulhöfen.

 

Es ist gut, dass Menschen in unserem Land ihren Glauben un-verschämt und selbst-bewusst leben können. Wir sind so frei. Wir haben Glaubens- und Religionsfreiheit. Auch die, die nicht glauben, können dies offen und frei tun. Wir haben Religionsfreiheit. Für manche ist das die Freiheit von Religion. Für mich ist das die Freiheit zur Religion. Das Grundgesetz regelt es weise: Die plurale, weltoffene Gesellschaft gibt Freiraum. Auch das ist eine Lehre, die die Väter und die wenigen Mütter unseres Grundgesetzes aus der Barbarei Nazi-Deutschlands gezogen haben.

 

So frei ist es nicht überall auf der Welt geregelt. Leider. Dass in anderen Ländern zumeist Christenmenschen an der Ausübung ihres Glaubens gehindert werden, ist ein Missstand, der uns beschwert. Gerade deswegen bin ich froh, dass unser Land anders tickt. Es gibt mir und allen anderen die Freiheit auch in Fragen des Glaubens und des Ausleben des Glaubens. Das möchte ich nicht missen.

 

Das offene und öffentliche Leben des muslimischen Glaubens wird derzeit in der öffentlichen Diskussion in einigen Teilen der Gesellschaft massiv abgelehnt. Die Differenzierung zwischen Islam und Islamismus, zwischen Religion und deren Perversion gelingt nicht immer. Statt inhaltlicher Auseinandersetzung heißt für einige die Alternative, das Grundrecht auf Religionsfreiheit in Frage zu stellen. Wer jedoch derart Hand ans Grundgesetz legt, schneidet sich am Ende ins eigene Fleisch. Für mich ist das nun wahrlich keine Alternative für Deutschland. Ich will und werde es nicht aufgeben, dass alle Menschen in Deutschland ihren Glauben offen und öffentlich leben können. So selbst-bewusst bin ich als Christ und als Demokrat.

 

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Fotohinweis: Das Foto stammt von einem Besuch in einer Krefelder Moschee.

Beiträge zu “Offen den Glauben leben

  1. Bis ich mich, christlich motiviert, den Menschen zugewendet habe, die erst vor einem halben Jahr in meine Nachbarschaft gekommen sind, hatte ich im Alltag keinen Kontakt zu islamisch religiösem Leben.
    Vielmehr habe ich den Eindruck, dass Religion bei Moslimen in Deutschland Privatsache ist, begrenzt auf die Mitglieder dieser Gemeinschaft. Und das gilt ja auch für mich und meinen Glauben so ähnlich.

    Ich erkenne bei mir ganz große Neugier auf die Inhalte des Islam. Ich suche Erkenntnisse und Erklärungen für die Unterschiede und Hinweise auf die Gemeinsamkeit und Ähnlichkeiten. Das hilft mir auch zur eigenen Standort-bestimmung, vermute ich.
    Warum sind fast alle Staaten dieser Welt in denen Krieg herrscht, mehrheitlich islamisch ? Warum ist Herr Erdogan in der Türkei so beliebt ? Und Herr Putin auch, in den islamischen Nachbarstaaten ? Wie finde ich Verständnis zur Beschneidung ? Was ist bei der Geschlechterrolle Tradition, was Religion ? Was steht in der Scharia und wer legt sie aus ? Ist Allah in erster Linie barmherzig oder gerecht ?

    „Ein jegliches hat seine Zeit, …“

  2. Da erschrecke ich und frage mich, ob ich wirklich richtig zuordne, woher der Wind jetzt weht, und glaube an Gott und Jesus und den Heiligen Geist und danke ganz am Rande Luther für die Übersetzung der Bibel, damit ich selber lesen kann.

  3. Ich bewundere andere Menschen, die bedingungslos hinter ihrem Glauben stehen.

    Von diesen Menschen möchte ich lernen. Denn ich bemerke einfach zu oft bei mir selbst, dass ich mich in unbequemen Situationen mit meinem Glauben zurückhalte. Obwohl ich ihn für einen starken Glauben halte.

    Da macht es Mut, dass Herr Rekowski als Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland beispielhaft vorangeht. Ich denke, dass jemand der wirklich zu seinem Glauben steht auch keine Angst vor Andersgläubigen haben muss.

    Gott, Jesus Chrsitus und der heilige Geist sind für mich immer die Grenze, an der ich eine andere Religion wohl tolerieren, sie aber nicht mehr begleiten kann. Da bin ich Christ und möchte die mir zur Verfügung stehenden Freiräume auch als solcher nutzen.

    Über einige Irrwege habe ich wieder in die Evangelische Kirche zurückgefunden. Heute bin ich fest davon überzeugt, dass Gott mich auf die Probe gestellt hatte, um mir auch andere Kirchen nahezubringen. Wahrscheinlich ist es nur so möglich andere Kirchen neben der eigenen stehen zu lassen.

    Ich bin Christ, ich bin evangelsich und ich bin evangelisch-lutherisch. Mehr brauche ich nicht, um lebenslang zufrieden zu sein. Trotzdem hoffe ich, dass ich meinen inneren Frieden mit anderen Menschen teilen kann.

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