Wir widersprechen allen Demagogen und Hasspredigern und sagen deutlich: „Gerade jetzt gemeinsam!“

19.1.2015

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Kundgebung des Düsseldorfers Appells gegen die Demonstration der Dügida-Bewegung 19. Januar 2015 von Manfred Rekowski Unsere Landessynode hat sich letzte Woche klar zum Dialog bekannt. „Gerade jetzt gemeinsam!“, so ist das Wort unserer Synode betitelt.  ...

19. Januar 2015 von Manfred Rekowski

Unsere Landessynode hat sich letzte Woche klar zum Dialog bekannt. „Gerade jetzt gemeinsam!“, so ist das Wort unserer Synode betitelt.  Unter diesem Motto rufen wir auch Gemeindeglieder und Kirchengemeinden auf, sich im Dialog zu engagieren und zu widersprechen, wo Menschen verunglimpft und ausgegrenzt werden. Es darf nicht sein, dass in Deutschland lebende Muslime oder Flüchtlinge, die hier Zuflucht suchen, zunehmend Angst haben müssen.

Deswegen habe ich heute an der Kundgebung des Düsseldorfers Appells gegen die Demonstration der Dügida-Bewegung teilgenommen. Meine Ansprache teile ich gerne im Blog mit Ihnen. Wenn Sie sich engagieren wollen, finden Sie unter www.gerade-jetzt-gemeinsam.de das Wort unserer Synode und weitere Links und Materialien.

„Nach den Ereignissen der letzten Wochen gilt: ,Gerade jetzt gemeinsam!

Gerade jetzt müssen wir – Menschen aller Religionen und Weltanschauungen – gemeinsam widersprechen und widerstehen: Wo die Grenze zur Verunglimpfung und zur Menschenfeindlichkeit überschritten wird, da ist unser deutlicher Einspruch nötig. Menschenfeindliche Parolen, Ausgrenzung und Hass dürfen nicht salonfähig werden. Es darf schon gar nicht sein, dass in unserem Land lebende Muslime und hier Zuflucht suchende Flüchtlinge zunehmend Angst haben müssen.

Gerade jetzt müssen wir gemeinsam einstehen und eintreten: Die Offenheit unserer Gesellschaft gründet auf der Anerkennung von Vielfalt und Differenz. Darin sehen wir keine Bedrohung, sondern eine Bereicherung unseres Zusammenlebens. Diese Vielfalt muss gestaltet werden. Dafür tragen alle politischen, gesellschaftlichen und religiösen Gruppen Verantwortung.

Demonstrationen oder Kundgebungen, mit denen das christliche Abendland verteidigt werden soll, aber letztlich vor allem der Zusammenhalt der Gesellschaft gefährdet wird, fordern unseren Widerspruch heraus. Darum stehen wir heute hier bei der Kundgebung des Bündnisses ,Düsseldorfer Appell für Vielfalt und gegen Ausgrenzung’.

Lassen Sie mich das in aller Deutlichkeit sagen: Das christliche Abendland zeigt sich zuerst und zuletzt darin, wie wir miteinander umgehen. Christinnen und Christen glauben an den Gott, der ein ,Herzlich willkommen’ zu jedem Menschen spricht. Für Christen – übrigens hat der christliche Glaube starke morgenländische Wurzeln – gilt die biblische Wegweisung aus dem 3. Buch Mose: ,Der Fremde soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer; und du sollst ihn lieben wie dich selbst.’

Wir bekräftigen die Geltung der allgemeinen Menschenrechte als Grundlage unseres Zusammenlebens in religiöser und weltanschaulicher Pluralität. Die universalen Menschenrechte ermöglichen und verwirklichen eine Achtung vor der Würde jedes Menschen. Als Christ füge ich hinzu: Nach unserem christlichen Glauben ist allen Menschen das mit der Gottebenbildlichkeit zugesagt.

Wir wollen uns nicht von diffuser Angst, dem Hass der Demagogen und der Gewalt des Terrors beirren und in eine Spirale der Gewalt hineinziehen lassen.

Selbst terroristische Gewalt bringt uns nicht dazu, von unserer grundsätzlichen Haltung abzuweichen.

Wir alle müssen widersprechen, wenn andere Religionen nicht nach ihrem Selbstverständnis beurteilt, sondern auf Pervertierungen reduziert werden.

Wir wenden uns gegen Diskriminierung, Islamfeindlichkeit und Antisemitismus und betonen das gemeinsame Engagement von Christen, Juden und Muslimen für Gerechtigkeit und ein friedliches Zusammenleben in unserer Gesellschaft. Das verbindet uns auch mit Menschen anderer Weltanschauungen.

Gestatten Sie mir zum Schluss einen weitergehenden Hinweis: Ich meine, die Ereignisse der letzten Monate zwingen uns alle unabhängig von Dügida und Pegida über unsere gesellschaftliche und politische Situation intensiv nachzudenken. Es ist doch viel mehr als nur ein Schönheitsfehler, wenn wir bei Wahlen Wahlbeteiligungen haben, die sich um die 50 Prozent bewegen. Was bedeutet es, wenn Menschen nicht einmal mehr zu Wahlen gehen? Menschen verstummen, ohne dass sie ihre Stimme abgeben. Sie verschaffen sich kein Gehör mehr mit dem Stimmzettel und machen dann aber offenkundig ,das politische System’ dafür verantwortlich, dass sie nicht gehört werden. Dies ist eine für unsere Demokratie sehr heikle Situation, die wir nicht auf sich beruhen lassen dürfen.

Deshalb müssen wir auch fragen, was es bedeutet, wenn zum Beispiel in Dresden Menschen, die sich oft fast zu nichts bewegen lassen, Woche für Woche zu tausenden auf die Straße gehen. So klar die Intention der Veranstalter zu verurteilen ist – sie spielen mit dem Feuer und gefährden den Zusammenhalt der Gesellschaft. So wichtig scheint mir aber auch zu sein, dass wir fragen, was die mitlaufenden Menschen tatsächlich außerdem noch bewegt. Deshalb müssen wir auch nach Fremdheitserfahrungen, Sorgen und Ängste der Menschen fragen.

Wem aber am Zusammenhalt unserer Gesellschaft liegt, der muss entschieden allen Demagogen und politischen Hasspredigern klar und deutlich widersprechen. ,Gerade jetzt gemeinsam!’“

 

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