Zwischenstand

2.10.2014

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Präses Manfred Rekowski 2. Oktober 2014 von Manfred Rekowski Vielen Dank für die zahlreichen Kommentare und Rückmeldungen zu den Vorschlägen, die die Kirchenleitung für die weiteren Beratungen zur Haushaltskonsolidierung ...

2. Oktober 2014 von Manfred Rekowski

Vielen Dank für die zahlreichen Kommentare und Rückmeldungen zu den Vorschlägen, die die Kirchenleitung für die weiteren Beratungen zur Haushaltskonsolidierung gemacht hat. Sie zeigen uns, wie engagiert sich viele in unserer Kirche an der Diskussion über die künftige Arbeit der landeskirchlichen Ebene beteiligen.

Hinweisen möchte ich auf die konstruktiven Beiträge hier im Blog oder auch auf ein Video der Evangelischen Jugend in Köln und Umgebung. Auch in den vier sehr gut besuchten Informations- und Diskussionsabenden („Kirchenleitung im Gespräch“) haben viele auf mögliche Auswirkungen der Vorschläge der Kirchenleitung hingewiesen und natürlich auch Kritik geübt.

Inzwischen haben auch die Beratungen in den Ständigen Ausschüssen begonnen. Stets ist spürbar, wie viel Wertschätzung die einzelnen Arbeitsbereiche in unserer Kirche genießen.

Nachdem die Kirchenleitung Mitte September mit ihren Vorschlägen das synodale Beratungsverfahren eröffnet hat, steht sie nun vor der Aufgabe, bis Dezember der im Januar tagenden Landessynode tragfähige und mehrheitsfähige Vorschläge zur Haushaltskonsolidierung vorzulegen.

Deshalb wird sie sich mit den zahlreichen Stellungnahmen intensiv auseinandersetzen und sich in den nächsten Wochen auf die Erarbeitung der Beschlussvorlage für die Synode konzentrieren.

Am Ende wird es darum gehen, dass die Landessynode im Januar 2015 die Arbeit auf der landeskirchlichen Ebene verantwortlich umgestaltet.

Beiträge zu “Zwischenstand

  1. Richtig, Herr Präses. Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass unsere Kirche zukunftssicher ist und insbesondere die Pensionen der Hauptamtlichen in trockenen Tüchern sind. Ich hoffe, dass wir uns auch künftig nur um uns kümmern (und die nicht schlechte Finanzierung durch die Allgemeinheit) und gleichzeitig die brennenden Probleme der Menschen (Arbeitslosigkeit, Hartz, Rüstungsexporte, Militärseelsorge, Folterungen in Flüchtlingsheimen…) nicht sonderlich beachten.

  2. Sehr geehrter Präses Rekowski,

    wahrscheinlich habe ich es überlesen oder nicht zur Kenntnis genommen. Ich wünsche mir eine theologisch-biblisch fundierte Grundlage für das Sparen in der rheinischen Kirche. Darüber sollten wir streiten. Wenn es über unsere Zukunft theologisch Klarheit und größtmöglichen Konsens gibt, ergeben sich die einzusparenden Bereiche von selbst. Ansonsten kämpft jede/r für sein Arbeitsgebiet.
    Falls es ein theologisches Konzept gibt, wäre ich dankbar für einen Hinweis, wo ich das finden kann.

    Mit freundlichem Gruß und Gottes Segen für Ihren verantwortungsvollen Dienst,

    Ernst F. Jochum
    Pfr. i.R.

  3. Meine Idee zum notwendig gewordenen Sparkurs der Kirchen wäre es alle Mitglieder die austreten,oder bereits ausgetreten sind persönlich und durch die niedrig schwelligen Zugänge der Social Medien mit einer realen Antwortchance zu fragen:
    „Was können wir als KG ändern bzw. was müsste geändert werden, was können wir tun, damit sie einen Beitrag in Form der Kirchensteuer gerne (wieder) leisten?“
    Begründen würde ich diese Frage mit:
    Unsere vielfältigen Hilfsangebote in den unterschiedlichsten Lebensbereichen, die sich durch alle Generationen ziehen, zu erhalten, und die damit verbundenen zahlreichen Arbeitsplätze zu sichern, ist uns als Kirchengemeinde wichtig !
    Jeder einzelne Kirchensteuerbeitrag bedeutet eine Existenzsicherung für Menschen, die für andere Menschen da sind, vor allem dort, wo die Not am größten ist! Zum Beispiel in der (Notfall-) Seelsorge, bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, in Alten-und Pflegeheimen, in Krankenhäusern….da wo Menschen sterben…

  4. Sehr geehrter Herr Rekowski,

    ist in den Sparbemühungen berücksichtigt, dass in Zukunft wieder deutlich mehr Plätze in den Vikariatskursen nötig sein werden, wenn die Zielzahl der Pfarrstellen in 2030 erreicht werden soll und wenn die Bemühungen, mehr junge Menschen zum Theologiestudium zu begeistern, greifen?

    Sehr geehrter Herr Jochum.

    gibt es eine theologische Begründung dafür, jedes Jahr mehr auszugeben als man einnimmt? Eine glaubwürdige Kirche kann nicht Jahr für Jahr den Haushalt durch Abschmelzen von Rücklagen ausgleichen – um an die Wand zu fahren, wenn die Rücklagen alle aufgebraucht sind.

    Braucht es wirklich eine theologische Begründung für die Erkenntnis, dass man auf lange Sicht nur so viel Geld ausgeben kann, wie man einnimmt?

    Braucht es wirklich eine theologische Begründung für die Erkenntnis, dass es ein schlechtes Ende nehmen wird, wenn man zu lange über seine Verhältnisse lebt?

    Ist eine Kirche glaubwürdig, die öffentlich dafür eintritt, dass die Wirtschaft die Grenzen des Wachstums berücksichtigt – die aber ihre Personal- und Finanzentscheidungen so trifft, dass sie langfristig bei sinkender Mitgliederzahl nur durch ein erhebliches Wirtschaftswachstum finanziert werden können?

    Mit freundlichen Grüßen
    Bernd Kehren

  5. Sehr geehrter Herr Präses Rekowski,

    in der Diskussion um die Haushaltskonsolidierung, wird darüber nachgedacht und diskutiert, ob das Haus der Stille in Rengsdorf geschlossen werden soll.

    Ich habe eine ganz persönliche Frage an Sie :
    sind Sie jemals im Haus der Stille in Rengsdorf gewesen und haben Sie an den Gottesdiensten, den Gebeten und Meditationen, den seelsorgerlichen Gesprächen,die zwischen den Ratsuchenden und den leitenden Pfarrerinnen stattfinden teilgenommen und haben Sie auch mit kirchenfremden, völlig distanzierten Menschen gesprochen, die durch das Haus der Stille einen ganz neuen Zugang zur Kirche, einen neuen Weg für ihren Glauben gefunden haben??

    Ich wünsche Ihnen so sehr, dass Sie die Atmosphäre, den Geist in diesem Haus, die engagierte Hausgemeinschaft, die immer präsente und zugewandte Hilfsbereitschaft und Liebe Allen, ich betone Allen hilfesuchenden und völlig ausgebrannten, verzweifelten Menschen im Haus der Stille geschenkt wird, erfahren und spüren, wie diese Menschen über einen neuen Weg nachdenken, beten und neue Schritte gehen können, den Weg zu Jesus, unserem Herrn und Gott finden.

    Es ist mir ein Herzensanliegen, dass Sie vor einer so wichtigen Entscheidung das Haus der Stille besuchen und kennen lernen um sich davon zu überzeugen, wie wichtig das Haus der Stille für die Menschen sind, die dort angenommen werden, wie sie sind, mit all‘ ihrem Kummer und Hoffnungs- u. Hilflosigkeit Liebe und Hilfe erfahren und getröstet werden.
    Ich bin einer dieser Menschen und GOTT so dankbar, dass ich in diesem Haus Hilfe und Segen erfahren habe.

    Ich grüße Sie herzlich und bete um viel Kraft, Weisheit und Liebe, um zu der Erkenntnis zu kommen dass dieses Haus auf keinen Fall geschlossen werden darf

    Lilo Kliemann, Evangelische Kirchengemeinde Leichlingen
    4.10.2014

  6. Als 84-jähriger – somit bar jeglicher „Neiddebatte“ – möchte ich einen besonderen Aspekt der beabsichtigten Maßnahmen wie folgt kommentieren:
    Schon häufiger wurde – auch in der Presse – über die beabsichtigten Sparmaßnahmen der Kirchenleitung der EKiR berichtet. Anlass sei u.a. die Konsolidierung der Versorgungskasse, „für die es auch keine Alternative gebe, wolle man den Jungen nicht auch seitens der Kirche zu große Lasten aufbürden“. – Immer verbunden mit dem Hinweis, dass Präses Rekowski versichere, dass man sich um sozialverträgliche Lösungen bemühe, wenn Kirchenmitarbeiter in der Folge des Sparprozesses entlassen werden müssten.
    Fakt ist allerdings, dass lt. zuverlässiger Informationen vor längerer Zeit Gelder der Versorgungskasse in Höhe von rd. 20 Millionen (!) regelrecht „verzockt“ worden sind, ohne dass man je gehört hätte, dass die hierfür Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen wurden.
    Da diese Gelder nun für die Pensionen der im Beamtenstatus beschäftigten Mitarbeiter/innen der EKiR nicht mehr zur Verfügung stehen, könnte man erwarten, dass zunächst bei den Begünstigten der Versorgungskasse Verzichte in zumutbarer Höhe erforderlich wären und „Verluste“ nicht durch betriebsbedingte Kündigungen von (nicht beamteten) „Kirchenmitarbeitern“, bzw. durch Einschnitte im Bildungsbereich kompensiert werden dürften.
    Insofern wäre seitens der Leitung der EKiR zu bedenken, dass es keine Diskussionen darüber geben sollte, dass vor allem in finanziellen Notzeiten der Kirche von jedem, der ihr dient, Opferbereitschaft erwartet werden darf. Es sollte aber auch keine Diskussion darüber geben, dass von der einen kirchlichen Dienstgruppe (im Angestelltenverhältnis) nur dann Verzicht gefordert werden darf, wenn sich diese Forderung auch in gleicher Weise und unterschiedslos an alle Träger kirchlichen Dienstes richtet – einschließlich pensionierter Pfarrerinnen und Pfarrer und sonstiger Kirchenbeamtinnen und Kirchenbeamte.

  7. Sehr geehrter Herr Rekowski!

    Vielen Dank Ihnen (und den anderen Mitgliedern der KL), dass Sie sich in „KL im Gespräch“ der öffentlichen Diskussion gestellt haben.
    Und:
    Ich hoffe, dass diese Veranstaltungen keine! „Alibi-Veranstaltungen“ waren!

    In dieser Hoffnung möchte ich auch hier zum Haus der Stille einige Anmerkungen machen:
    Das Haus der Stille in Rengsdorf in seiner jetzigen Form aufzugeben wäre ein fatales Signal!
    Kirche Jesus Christi lebt von geistlichen Impulsen und von geistlichen Menschen; es ist ihr ureigenster Kern, Gott und Menschen zueinander zu bringen. Niemand sonst in unserer Welt kann diese Aufgabe übernehmen. Und auch unsere Kirche braucht diese Impulse und Menschen, wenn sie eine Zukunft haben soll – auf allen Ebenen und in allen Bereichen.
    Das Haus der Stille ist ein wesentlicher Ort, von dem solche Impulse in unsere gesamte Kirche hinein ausgehen:
    Viele Gäste sind „Multiplikatoren“ (die Sie ja in einem anderen Blog-Beitrag ansprechen) im besten Sinne – sie werden persönlich gestärkt und aufgerichtet in ihrem Glauben und können dies dann auch an ihren Lebensorten, in ihren Gemeinden weitergeben – ehrenamtlich oder hauptamtlich. Ich selbst habe es als Gemeindediakon so erfahren.
    Unter diesen Multiplikatoren sind auch viele „Geistliche BegleiterInnen“, die ihre Ausbildung im Haus der Stille erfahren haben. Diese Ausbildung ist keine Methoden-Schulung, sondern Einüben einer geistlichen Lebens-Haltung – und somit nicht einfach an einen anderen „Tagungsort“ zu verpflanzen.

    Wie „arm“ macht sich eine Kirche, wenn sie solch ein geistliches Zentrum aufgibt – nur, um 2,5 % des Einsparziels zu erreichen!!!
    Gegenrechnung:
    Wie hoch sind eigentlich die Kosten, die eine Burn-Out-Erkrankung einer/s Pfarrers/in verursacht?
    Ich bin mir sicher, dass das Haus der Stille in diesem Zusammenhang einen nicht unerheblichen Präventivbeitrag leistet – und so „Kosten“ verhindert…
    Und:
    Inwieweit besteht eine Kooperationsmöglichkeit mit der hessischen Landeskirche, die ja im Westerwald ein ähnliches Haus geschlossen hat?

    Die Arbeit, die im Haus der Stille geleistet wird, kann keine Gemeinde und kein Kirchenkreis allein leisten – woher sollen diese wichtigen Impulse dann kommen?
    Ich bitte Sie daher, das Haus der Stille in seiner jetzigen Form als geistliches Zentrum zu erhalten!

    Für Ihre schwierige Aufgabe wünsche ich Ihnen allen Gottes Segen und Geleit.

    Christian Wolter

  8. Lieber Herr Kehren,

    eine theologische Begründung für Erkenntnisse, so sie denn nachvollziehbar gewonnen wurden, braucht es natürlich nicht. Allerdings für die Folgerungen und Konsequenzen, die man aus diesen Erkenntnissen schließt, schon! Und an dieser Stelle gibt es schon ein paar theologische Fragezeichen.

    Z.B. hat man aus der Erkenntnis, dass das kameralistische Buchungssystem nicht ausreichend ist, die Doppik eingeführt (NKF). Die ist aber kaufmännisch ausgerichtet, was m.E. nicht zu einer kirchlichen Einrichtung passt – und was wohl auch zu den erheblichen Problemen und Kostensteigerungen geführt hat, die man mit der Umstellung hat.

    Z.B. hat man aus der Erkenntnis, dass das Umlagesystem für die Pensionskasse in Zukunft nicht ausreichen wird, auf eine kapitalgedeckte Absicherung umgestellt. Auch das wäre m.E. zumindest eine ethische Betrachtung wert gewesen, da man sich an dieser Stelle den Gesetzen des Kapitalmarktes annähert mit allem, was dieser auch an negativen Einflüssen aufzubieten hat.

    Z.B. hat man aus der Erkenntnis, dass die Verwaltung auf Gemeindeebene nicht effizient genug arbeitet, eine Verwaltungsstrukturreform z.T. gegen den Willen von Kirchengemeinden durchgesetzt, die die presbyterial-synodale Ordnung unserer Rheinischen Kirche zumindest in Frage stellt. Auch hier wäre eine zumindest kirchenhistorische, ich denke aber auch eine theologische Einordnung vonnöten gewesen.

    Einmal abgesehen davon, dass all die Umbaumaßnahmen noch nicht gezeigt haben, dass sie die Investitionen und Verluste an finanziellen und menschlichen Ressourcen rechtfertigen, bekommen scheinbar immer mehr Menschen den Eindruck, dass wir an erster Stelle nicht mehr theologisch, sondern marktwirtschaftlich agieren, dass sich Kirche mehr und mehr zu einem Konzern entwickelt (siehe dazu auch die Anmerkungen von Heiner Geißler auf den Pfarrertag in Worms).

    Mit freundlichen Grüßen,
    Andreas Reinhold.

  9. Sehr gegehrter Herr Präses, geschätzte Kirchenleitung,
    am Freitag kam ich aus einem katholischen Exerzitienhaus zurück, in dem ich an einer Fortbildung teilnahm. Ein wunderbarer Ort geistlichen Lebens. Wie froh und stolz bin ich jedoch, dass auch meine Kirche mit dem „Haus der Stille“ ein Einkehrhaus hat und damit ihre Wertschätzung von Spiritualität und Gebetsleben, von der Suche nach Gottesbegegnung und dem Setzen geistlicher Impulse zum Ausdruck bringt. Eine Auflösung dieses Hauses, wie der Sparbeschluss es vorsieht, käme dem Zuschütten einer Quelle gleich. Kirche speist sich nicht aus sich selbst, sondern aus dem Dialog mit Gott und der braucht diese besonders geschützten Orte konzentrierter Spiritualität. Ich wünsche mir auch in Zukunft nur Ausflüge in katholische Häuser und hoffe, meine Beheimatung im eigenen „Haus der Stille“ behalten zu können.
    Pfn. Carolin Reichart, GB

  10. Sehr geehrter Herr Rekowski,
    bei meinem letzten Besuch im Haus der Stille habe ich von den Überlegungen gehört, das Haus zu schließen. Das hat mich sehr traurig gemacht.
    Ich bin eher auf der Suche nach Gott als tief gläubig. Und ich weiß seit ca. 14 Jahren, dass ich die Aufgaben in meinem Leben nicht alleine tragen kann und Gottes Unterstützung dafür brauche.
    Ich war lange Zeit auf der Suche nach einem Haus, wo ich Kontakt zu Gott und zu mir finde. Dazu war ich in verschiedenen Einrichtungen/Klöstern beider christlicher Kirchen.
    Im Haus der Stille in Rengsdorf habe ich gefunden, wonach ich gesucht habe. Meistens bin ich als Einzelgast im Haus der Stille/Refugium (ohne Kursangebot). Die Stille sowie das Morgen-und Abendgebet machen mich immer wieder reich. Die Mitarbeiter des Hauses leben was sie sagen. Vereinfacht gesagt: Dort steht nicht nur Gott drauf, da ist auch Gott drin. Das ist alles andere als selbstverständlich. Das Haus lebt was es sagt. Klar, modern, wohltuende Regeln, mit Gott verbunden. Ich wüsste derzeit nicht, wo ich hingehen sollte, um dies zu finden. Ich möchte Sie bitten, das Haus der Stille nicht zu schließen. Es ist wirklich einzigartig.
    M. Naumann

  11. Sehr geehrter Herr Rekowski,

    Sie werden mir wahrscheinlich Recht geben, dass die Kirche einen Mensch im Idealfall ein Leben lang begleiten sollte. Doch in unzähligen Fällen kommt nach Kindergottesdienst, Konfirmation, Jugendgruppe und Gruppenleitung für die nächsten Jahrzehnte nur noch eines: nichts. Denn die Angebote in den Gemeinden sind größtenteils nicht für die Zielgruppe der 20-40 Jährigen konzipiert, geschweige denn interessant.

    Das wäre bei mir fast auch so gewesen, hätte ich nicht als Teilnehmer das Nachwuchsjournalistentrainigs news4u der Evangelischen Jugend im Rheinland absolvieren dürfen und somit auch die großartige Fortbildungs- und Medienarbeit der Evangelischen Medienakademie und der Rundfunkreferate sowie die Einrichtung und Ausstattung des FFFZ kennen lernen und nutzen können. Daraus haben sich nicht nur für mich, sondern für alle der bis heute 96 Absolventen neue Kontakte, Netzwerke, Engagements und Projekte ergeben. Viele davon arbeiten heute als Journalisten und verbreiten auf zeitgemäßen, mal direktem und mal indirektem Weg die Botschaften und Werte der Kirche weiter.

    Ein unschätzbarer Wert – den ich auch besonders in der Arbeit des Teams der Evangelischen Medienakademie sehe. Ich selbst besuche hier nicht nur gerne Seminare, um mich professionell weiterzubilden, sondern bin – mittlerweile schon lange als Redakteur eines großen deutschen Verlags beschäftigt – auch als Dozent dort in der Aus- und Weiterbildung tätig. Teilnehmer aus ganz Deutschland – auch besonders in der Altersgruppe der 25- bis 40-Jährigen – reisen zu meinen und den anderen Seminarangeboten an den herrvoragenden Standort nach Düsseldorf ins FFZ Tagungshaus an. Denn er überzeugt nicht nur durch seine zentrale Lage in Deutschland, sondern vor allem durch die herrvorragende Arbeit des Teams der Medienakademie, dass für eine professionelle Aus- und Weiterbildung steht. Dieses Angebot gehört zu den Besten auf dem Deutschen Markt, was alleine dem hochengagierten Einsatz der Mitarbeiterinnen zuzuschreiben ist.

    Und das Beste: Jedes Mal höre ich Aussagen der begeisterten Teilnehmer wie: „Ach, DAS ist auch Kirche? Toll.“ u.ä. All diese Journalisten, PR-Fachleute und auch die jungen, angehenden Medienmacher nehmen einen anderen, einen modernen, einen zeitgemäßen Eindruck von Kirche mit nach Hause, in ihre Redaktionen, PR-Agenturen, Vereine, Verbände und Unternehmen – das ist ein so unschätzbarer, nicht bezifferbarer Wert und eine besonders wertvermittelnde und wervolle Art der Öffentlichkeitsarbeit für die Kirche und ihre (Erwachsenen-)Bildungsarbeit, die sich direkt mit Geld nicht bezahlen ließe.

    Apropos Geld: Sie und Ihre Kollegen in den Gremien haben, wie ich gelesen habe, gerade in der Hand, wie sich auch dieser Bereich der EKiR in Zukunft darstellen wird. Tuen Sie mir doch einen kleinen Gefallen: Denken Sie bitte einmal etwas langfristiger über die einmalige Kostenersparnis hinaus und fragen Sie sich vielleicht mal andersherum, ob Sie sich es wirklich leisten können, langfristig an dieser Breitenwirkung der Evangelischen Medienakademie zu sparen oder sie gar ganz einzusparen.

    Herr Rekowski, wenn Kirche nur noch für Sonntagsgottesdienste, Seelsorge und Altenarbeit steht (so wichtig auch diese Bereiche sind), stehen immer weniger hinter ihr – gerade aus meiner, der in Zukunft entscheidenen Gruppe der jungen, noch überzeugten Kirchensteuerzahler. Also die Gruppe, die auch noch in dreißig, vierzig, fünfzig Jahren Mitglieder der EKiR sein sollten.

    Beste Grüße
    Nils Hille

  12. Kultureller Ausverkauf?

    Mit Bestürzung haben wir die Pressemeldung über den angestrebten Verkauf des FFFZ in Düsseldorf zur Kenntnis genommen. Mitteilung und Begründung sind nicht nur besorgniserregend, sondern auch nicht nachvollziehbar.
    Das in die Bereiche Hotel, Restaurant, Konferenzräume, Kapelle und Kulturforum aufgeteilte Haus leistet über viele Jahre hinweg ganz hervorragende Arbeit.
    Das Hotel liegt in exzellenter Messelage, auch an messefreien Tagen ist das Parkhaus sehr gut belegt, die Konferenzräume sind in der Woche und auch am Wochenende ebenfalls gut besetzt. Es ist schwer vorstellbar, dass das Hotel nicht kostendeckend arbeitet. Wir, und die vielen anderen Besucher, die seit Jahren das Kulturangebot des FFFZ in Anspruch nehmen und an unterschiedlichen Tagen ins Haus kommen, konnten und können sich selbst davon überzeugen.
    Die Kapelle und das breit gefächerte Kulturangebot bieten einem zahlreichen Publikum gar nicht genug Wertzuschätzendes: Vorträge, Diskussionen, Ausstellungen, Filme, Konzerte, die Möglichkeit des Innehaltens und der Spiritualität. Die Mischung aus Kultur und Religion zieht neben den Hotelgästen konstant viele Besucher ins Haus, die sich hier anregen und berühren lassen. Dass die Kirche es sich leisten kann, auf diese Menschen zu verzichten, will man angesichts der Kirchenaustritte nicht glauben.
    Eine Verlagerung dieser Aktivitäten auf andere Häuser lässt noch weitere Gründe als nur finanzielle vermuten, da ein gewachsenes Kulturforum in einer Großstadt nicht zu ersetzen ist mit noch nicht vorhandenen Kulturangeboten in ländlichen Regionen. Der Verlust des FFFZ mit all seiner Vielfalt wäre ein nicht wieder gutzumachender Fehler.

  13. Hochverehrter Herr Präses, lieber Herr Rekowski,
    für die über unsere EKiR hereinbrechenden Sparzwänge tragen Sie keine Verantwortung. Umso nachdrücklicher unterstütze ich grundsätzlich Ihre Sparvorschläge und das Bemühen um Transparenz und Beteiligung bei diesem schwierigen Prozess. Sie und die Kirchenleitung machen das sehr engagiert und überzeugend. Man kann Ihnen anspüren, wie schwer Ihnen diese Debatte fällt! Das ist auch im Umgang sehr wohltuend.
    Dennoch oder gerade deswegen erlaube ich mir die Bitte, noch einmal zu prüfen, ob die Einsparungen im Bildungsbereich also bei den kirchlichen Schulen, der Ev. Akademie im Rheinland und beim PTI nicht doch ausgesetzt werden können. Das PTI und die Evangelische Akademie in Bonn sind renommierte Institutionen unserer EKiR in Bonn. Sie gestalten hervorragend die Gegenwart unserer Kirche, aber noch wichtiger: Sie geben Impulse, die in die Zukunft wirken.
    Das PTI in Bonn hat ganze Pfarrergenerationen geprägt und qualifierziert und Religionspädagogen begeistert! Unsere EKiR braucht diese Institution gerade für die Ausbildung der zukünftigen Pfarrerinnen und Pfarrer. Eine Landeskirche, die den eigenen Nachwuchs nicht mehr selbst begleitet und fördert, sondern auf die Angebote anderer Landeskirchen ausweicht, wirft die Frage auf, warum wir nicht gleich fusionieren?
    Eine eigene Akademie als Denkfabrik – und das ist die Ev. Akademie in Bonn unter Leitung von Herrn Dr. Vogelsang mit seinem Team – ist ein hervorragender Brückenbauer zwischen unserer Kirche und der Gesellschaft. Sie ist auch für die KL ein profunder Schatz, mit dem sich Themen der Gegenwart entschlüsseln lassen. Und dieses Entschlüsseln ist für die Sprachfähigkeit und das Gehörtwerden unserer Kirche von zentraler Bedeutung – nicht nur für unsere Kirche – für unsere Gesellschaft!
    Ich kann Sie, verehrter Herr Präses, und die KL nur bitten, nach Möglichkeit bei der Bildungsarbeit von PTI und Akademie und sie umfasst auch die kirchlichen Schulen nicht zu sparen.
    Bedenken Sie bitte auch, dass die Liegenschaft des „Hauses der Begegnung“ in Bonn durch die Lage immer mehr an Wert gewinnt, so dass hier eine Ressource für die EKiR in Zukunft zur Verfügung stehen könnte.
    In der Hoffnung, dass sich möglicherweise auch durch Trägervereine bei den Schulen, beim PTI und der Akademie noch weitere Optionen ergeben, die Einsparungen verhindern oder abmildern können – vielleicht steigen auch die Kirchensteuereinnahmen noch ein wenig-, verbleibe ich mit herzlichen Grüßen
    Ihr
    Dieter Hackler

  14. Sehr geehrter Herr Präses Rekowski,

    zusammen mit allen Synodalen tragen Sie eine große Verantwortung vor Gott und den Menschen bei allen anstehenden Entscheidungen. Möge der Geist Gottes Sie dabei leiten!

    Gemeinsam mit meiner Frau leite ich seit vielen Jahren Kurse zum Thema „Wandern und Stille“ im Haus der Stille in Rengsdorf. Über das Wandern im Schweigen im Naturpark Westerwald gewinnen auch viele Kirchenferne Zugang zu einer zeitgemäßen christlichen Spiritualität. Die geistlichen Impulse, Andachten und Gottesdienste sowie die Möglichkeit von Einzelgesprächen unterstützen die Wegerfahrungen. Das Haus der Stille ist mehr als ein beliebiges Tagungshaus. Es ist ein Biotop, das sich über viele Jahre gebildet hat. Einen Baum kann man in nur einem Tag fällen. Wenn man es anschließend bereut, kann man zwar einen neuen Baum pflanzen. Aber es wird viele Jahre dauern, bis er ähnliche Früchte tragen wird wie der gefällte Baum.

    Pfarrer Eckart Winter, Hofheim in Unterfranken

  15. Lieber Herr Präses Rekowski,
    heute möchte ich mich als betroffene Mitarbeiterin des FFFZ Hotel und Tagungshauses zu Wort melden. Am 01.10.2014 durfte ich mein 20 jähriges Dienstjubiläum feiern. Das heißt, dass ich 20 Jahre meines Lebens, in guten und auch schlechten Zeiten, dem Hause sehr verbunden war (und weiterhin bin), fast wie in einer Ehe. Nicht nur für mich, als allein erziehende Mutter zweier Schulkinder, stellt sich die Frage was die Zukunft bringt. Ich persönlich habe Existenzängste! Muss ich doch meine kleine Familie alleine ernähren. Ich will hier sicher nicht auf die Tränendrüse drücken, bitte entschuldigen Sie, wenn das so rüberkommt. Aber das FFFZ ist seit zwanzig Jahren ein fester Bestandteil meines Lebens, wo werde ich landen, wenn es geschlossen wird? Wird es einen Sozialplan geben, der auch das Wort “SOZIAL” verdient? Ich bin zwar mit 47 Jahren noch nicht übermäßig alt, dennoch wird es in der Hotelbranche schwierig werden, sieht man doch in den Hotels meist nur junge Damen bis max. 30 Jahren an der Rezeption, und ganz ehrlich, die Verdienstmöglichkeiten sind eher schlecht…
    Bitte vergessen Sie bei all der Finanzpolitik nicht die Schicksale der betroffenen Mitarbeiter. Wir leisten gute Arbeit, die Umsätze steigern sich von Jahr zu Jahr, unsere Gäste sind hoch zufrieden, auch die Landeskirche kommt äußerst gerne ins Haus. Soll das alles umsonst sein???

    Ich bete für eine positive Entscheidung der Synode.
    Die Hoffnung stirbt zuletzt.

  16. Sehr geehrter Herr Präses,
    als Presbyter der Kirchengemeinde Alt Krefeld bin ich derzeit beschäftigt mit verschiedenen Optionen der Schließung oder des Umbaus einer alten und bekannten Kirche in Krefeld, die aus ökonomischen und Akzeptanzgründen erfolgen sollen.
    Die Diskussion mit den Presbytern dieser Kirche und mit dem engagierten Teil der aktiven Gemeinde erweist sich als sehr schwierig.
    Insbesondere fehlt mir eine verständliche und zitatfähige Vorgabe der Kirchenleitung, die sich mit der Finanzplanung der EKIR in den kommenden Jahren beschäftigt. Also: einen Handlungskorridor beschreibt unter Berücksichtigung der realistischen Schätzungen zu erwartender Einnahmen und Ausgaben der Kirche.
    Derzeit liest man wieder über die unerwartet hohen Kirchensteuereinnahmen im laufenden Jahr.
    Wenn die Kirchenleitung den Gemeinden Sparauflagen macht (und die können nicht nur durch ein geändertes Buchführungssystem begründet werden, sondern nur durch tatsächlich anfallende Kosten), sollte auch die Kalkulation dazu klar sein. Sonst werden sich erhebliche Irritationen und letztlich Unverständnis und Lähmung nicht vermeiden lassen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Ulrich Schulz

  17. Sehr geehrter Herr Rekowski, werte Sparfüchse,
    als langjähriger Trainer/Referent der Diakonie RWL mit ihren Seminaren, aber auch eigenen Angeboten im FFFZ, fände ich den Verlust dieses öffentlichkeitswirksamen Zentrums mehr als fahrlässig. Das Tagungshaus und -hotel strahlt professionellen Service eines professionellen, aber nicht profihaft-kühlen Teams aus. Meine oft nicht kirchlich sonderlich gebundenen Seminarteilnehmer_Innen sind immer wieder nach Ankunft begeistert und überrascht, da sie eigentlich mit „hausbackener Kirchlichtkeit und Betulichkeit“ gerechnet haben. Dieses Haus hat einen besonderen „missionarischen Charme“ :_) Es vermittelt auf angenehme Weise Kirche in der Welt, ohne kirchliche Schwülstigkeit, aber mit Profi-Herzen. Ich komme in vielen professionellen Tagungshäusern ‚rum: Dies ist mir – trotz manchmal mir ärgerlicher Raumbelegung 🙂 – das Liebste. Das Haus unterscheidet sich von vielen durch „Kundenorientierung als Herzensangelegenheit“. In diesem Haus weht ein Geist, wie ich ihn mir wünsche: unaufdringlich – professtionell – christlich. Ein Leuchtturm der EKiR, der nicht stillgelegt werden sollte!

    Norbert Sinofzik, Rheinstadt Uerdingen

  18. Hier kämpfen leider alle nur für Ihre eigene Einrichtung … das ist verständlich, aber gleichzeitig auch schade, weil wenig zielführend. Die Sparpolitik unserer Landeskirche muss insgesamt in Frage gestellt werden. Und da sollten alle Betroffenen, aber auch die noch Ausgesparten an einem Strang ziehen.

  19. Ein Sachbeitrag: Anfang Oktober wurden auf einer Tagung mit internationalen Referenten, vor allem aus den nordischen Ländern, erste Ergebnisse der noch laufenden zweiten großen Tübinger Studie zur Konfirmandenarbeit vorgestellt. Knappes Resümee, erst das Positive: In Ländern wie Schweden oder Norwegen ist der Einbruch bei den Konfi- (und auch Tauf-)Zahlen pro Geburtsjahrgang dramatisch, da geht`s uns ja noch gut. Nun das Negative: Der Trend wird uns aber zeitversetzt erreichen. Und das Allerschlimmste: Die wenn auch späten, aber erst mal erfolgversprechenden Gegensteuerungsversuche in diesen Ländern laufen alle auf das Motto raus: Alles rein was wir haben in Kinder- und Jugendarbeit – und bei uns gibt es den Gegentrend. Ausführlicher nachlesen hier: http://jugend.ekir.de/service/afj_20141027_spu_finanzen-901.php, Originalunterlagen der gehaltenen Referate hier: http://www.evangelische-jugend.de/wup2014 (Folien ohne Kontext sind aber z.T. schwer verständlich). In diesem Sinne: Zukunftsfähigkeit heißt, anderswo sparen!
    Ute Sparschuh

  20. Die Kirchenleitung klagt: Ein zentraler Grund dafür, dass Verbundenheit mit der Kirche und die religiöse Sprachfähigkeit kontinuierlich abnehmen, liege in der abnehmenden Breitenwirkung der religiösen Sozialisation. Je jünger Menschen seien, umso seltener geben sie an, religiös erzogen worden zu sein. Der Traditionsabbruch bei religiöser Erziehung führe zu einer sinkenden Verbundenheit mit der Kirche und zu einer Indifferenz.

    Da frage ich: Wie können wir dann heute gerade an unseren vergleichweise wenigen evangelischen Schulen sparen wollen und sogar Trägerwechsel anstreben? Nur evangelische Schulen ziehen noch in großer Zahl junge Menschen an, die über die Kirchengemeinden überhaupt nicht mehr erreicht werden. Unsere Schulen sind genuin kirchliche Lern- und Lebensorte, an denen Glaubens- und Gemeinschaftserfahrungen möglich werden, die oft ein Leben lang prägen. Genau unsere Schulen stehen für die Zukunft der Kirche.

    Die Kirchenleitung sagt: In der rheinischen Kirche haben wir uns bewusst entschlossen, missionarisch Volkskirche sein, d.h. uns nicht auf Kerngemeinden zurückzuziehen, sondern den Anspruch zu haben, in die Breite zu wirken. Wo können, wo müssen wir uns auf landeskirchlicher Ebene engagieren? Wo können wir auf landeskirchlicher Ebene in die Fläche wirken, mit welchen Angeboten Multiplikatorinnen und Multiplikatoren erreichen, um so auch in Kirchenkreise und Gemeinden zu wirken? Wo können wir uns weiter einmischen?

    Da frage ich: Warum will die Kirchenleitung dann gerade ihrer Evangelischen Akademie erst die Basis nehmen, sie standortunabhängig und mit kurzfristigen Zielen vegetieren lassen und dann im nächsten Sparschritt ganz abschaffen? Genau die kirchliche Denkfabrik Akademie bietet ja seit zehn Jahren in Bonn den wichtigen und vertrauten festen „dritten Ort“ des Dialogs zwischen Kirche und Gesellschaft. Genau sie baut kontinuierlich Brücken zu gesellschaftlichen Partnern. Genau sie erreicht Teilnehmer und Mulitiplikatoren, die ansonsten keinen Fuß in die Kirche setzen, aber hier wichtige evangelische Impulse erfahren und sie in Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft weitersenden.

    Ich bitte also sehr darum, die geplanten überdimensionalen Kürzungen in der Bildung zu überdenken.

  21. Sehr geehrter Herr Präses Rekowski!

    In Ihrem Blog nehmen Sie Bezug auf die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung V, “Engagement und Indifferenz“. Erste Ergebnisse dieser Untersuchung wurden im März 2014 veröffentlicht. „Die hier vorgelegte Broschüre gibt einen ersten Überblick über die Ergebnisse der Repräsentativbefragung. Weitere, vertiefende Auswertungen werden folgen.“ , so heißt es im Vorwort (Engagement und Indifferenz, Kirchenmitgliedschaft als soziale Praxis, V. EKD-Erhebung über Kirchenmitgliedschaft, Hannover, 2014, S. 3).

    Wäre es nicht sinnvoller, auf vertiefende Auswertungen zu warten, bevor diese Studie herangezogen wird, um so weitreichende Entscheidungen hinsichtlich der organisatorischen Gestalt und der Strukturen unserer Kirche zu begründen und zu fällen, wie es im Januar von der Synode gefordert sein wird?
    Gerhard Wegner, der als Direktor des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD in Hannover und als Mitglied des wissenschaftlichen Beirates an der V. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung beteiligt ist, weist im Vorwort des Bandes „Gott oder die Gesellschaft“(Gott oder die Gesellschaft, das Spannungsfeld von Theologie und Soziologie, hg G. Wegner, Würzburg 2012) darauf hin, dass Ergebnisse empirischer Forschung , wie sie jetzt in der Broschüre“ Engagement und Indifferenz“ vorliegen, nicht nahtlos in Handlungsstrategien übersetzt werden können oder sollten, da die Erhebungen selber auf bestimmten Vorannahmen beruhen, die mitbedacht werden müssen. „Eine derartige Übernahme, insbesondere von Ergebnissen empirischer soziologischer Forschung, stellt allerdings nicht selten ein eigentlich unzulässig vereinfachtes Herangehen an die soziologisch aufbereitete ‚Wirklichkeit’ dar, weil es das Kopieren ungeprüfter Voraussetzungen in den theologischen Diskurs bedeutet (wenn er nicht sogar unterbleibt).“ (a.a.O., S. 11)
    Statt also die Ergebnisse und damit auch das Wirklichkeitsverständnis der Soziologie einfach ungeprüft zu übernehmen und daraus Handlungsanleitungen abzuleiten, wäre ein theologischer Diskurs notwendig, in dem die Theologie ihr Wirklichkeitsverständnis, ihre Perspektive auf die Wirklichkeit der Kirche und des Glaubens klärt und in den Dialog mit der Soziologie einbringt. Dieser notwendige Diskurs scheint nicht nur bei Ihrer Aufnahme der Ergebnisse der KMU V auszubleiben, sondern wird von Wegner und anderen schon länger beklagt. So beruft er sich auf Helmut Schelsky, der „schon in den fünfziger Jahren“ sagte, „dass die aus seiner Sicht einzig sinnvolle Weise des Dialogs zwischen Theologie und Soziologie ein sinnparalleler Diskurs wäre, in dem dieselben Sachverhalte jeweils aus den unterschiedlichen Perspektiven heraus entwickelt und so produktiv miteinander verglichen und erst dann aufeinander bezogen werden könnten“ (a.a.O., S. 10).
    Weiterhin hat G. Wegner für die ersten KMU’s nach einem zugrundeliegenden Paradigma gesucht (G. Wegner, 50 Jahre dasselbe gesagt? Die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchungen der EKD im religiös-kirchlichen Feld, in: Gott oder die Gesellschaft, 2014, S. 295-341) und für die ersten drei Untersuchungen ein bestimmtes Denkmuster entdeckt, dass lange Zeit leitend war. Die ersten drei Untersuchungen waren geprägt von dem Denkmuster der Polarität von Hochverbundenen bzw. kirchlicher Institution einerseits und Distanzierten andererseits, wobei für die distanzierten Kirchenmitglieder in Anspruch genommen wurde, dass die Kirche zu wenig Angebote machte, die diese Kirchenmitglieder zur Religionsausübung innerhalb der Institution verlocken könnte. Die Handlungsanleitung, die seitens der Kirche daraus folgte, hieß „Legitimation des Ausbaus von übergemeindlichen Aktivitäten und funktionalen Diensten, die – angeblich – insbesondere den Interessen der kirchlich Distanzierten entgegen kommen sollten.“ (a. a. O. , S. 337). Diese Dienste sollten die Mitgliedschaft der Distanzierten stabilisieren. Zu beobachten war jedoch, „ dass die Distanzierung von Kirche, und in der Konsequenz die Kirchenaustritte, weitergingen, obwohl die Kirche in einem Ausmaß wie noch nie in ihrer Geschichte, Personal und Mittel zu ihrer Stabilisierung einsetzte.“ (ebd.). Dies ist aus meiner Sicht ein Beispiel dafür, dass es nicht hinreichend ist, aus den empirischen Ergebnissen der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchungen einfach Handlungsmöglichkeiten abzuleiten.
    Bei dem Paradigma Hochverbundene kontra Distanzierte hatte das Handeln der Kirche, empirisch-statistisch gesehen, wenig Erfolg. In der KMU IV erfolgt die Anwendung eines anderen Paradigmas, denn es stellte sich die Frage, ob mit dem bisherigen Denkmuster alle Aspekte von Kirchenmitgliedschaft vollständig erfasst, bzw. richtig interpretiert wurden. „Die Unterstellung eines eigenen religiösen Interesses … durch die Distanzierten … scheint zumindest eine Überdehnung dessen zu sein, was sich in der religiösen Landschaft in Deutschland und Mitteleuropa tatsächlich entwickelt hat … „(a.a.O., S. 335).

    Aus meiner Sicht wäre es sinnvoll, eine Argumentation zur Strukturveränderung unserer Kirche und zu finanziellen Einschnitten nicht in den Zusammenhang mit empirischen Untersuchungen wie der KMU V zu stellen, ohne vorher vertiefende Interpretationen und Auswertungen zur Kenntnis zu nehmen, sich über die zugrunde liegenden Denkmuster, Annahmen und Interessen Klarheit zu verschaffen und diese Ergebnisse und Denkmuster zu theologischen Perspektiven in Beziehung zu setzen, um zu fruchtbaren und belastbaren Ergebnissen zu kommen.

    Ich möchte noch eine andere Frage aufwerfen, die nach dem Vorrang von Strategie oder Struktur.
    Wir wollen „missionarisch Volkskirche … sein“, so sagen Sie in Ihrem Blog. Sie möchten also, so verstehe ich Sie, an einer bestimmten Struktur unserer Kirche festhalten, die in einigen Teilen der EKD schon nicht mehr gegeben ist. Warum noch daran festhalten? Wäre es nicht jetzt sinnvoll, nach Alternativen zu suchen? Und die Frage zu stellen: Welche Ziele haben wir, mit welchen Strategien lässt sich unter Ziel verfolgen und welche Strukturen brauchen wir dafür?

    Michael Herbst macht in seinem Aufsatz „Geistlich leiten – von der Vision bis zur Struktur“ (in: Kirche mit Mission, Beiträge zu Fragen des Gemeindeaufbaus, Neukirchen 2013, S. 68-96) deutlich, dass Strukturfragen Folgefragen sind und zunächst Ziele und Strategien geklärt werden müssen. Erst dann können wir fragen, welche Strukturen wir für die gewählten Strategien und Ziele brauchen. Am Beispiel einer fiktiven Region „Pommark“ spielt er diesen Weg durch und kommt zu sehr interessanten Lösungsmöglichkeiten, die anders als die durch Fusion und Zentralisation gewonnenen Möglichkeiten eine attraktive Zukunftsvision darstellen.

    Ich möchte die Kirchenleitung und die Synode anregen, nicht nur über Strukturen und über Kürzungen nachzudenken, sondern über Ziele und Strategien einer missionarisch orientierten Kirche, die sich nicht in die Zwangsjacke des Gebotes einer volkskirchlichen Allroundversorgung stecken lässt und nicht zuerst danach fragt, welche Strukturen wir erhalten wollen.
    Mit freundlichen Grüßen
    Ihre U. Gröger-Mocka

  22. Sehr geehrter Herr Präses,

    mein Thema ist die „Männerarbeit“, und ich möchte klare Stellung zur Einspardebatte bezüglich des Personalstandes und der geplanten organisatorischen Eingliederung beziehen.
    Als Stellvertretender Landesobmann des Männerwerks der EKiR weiß ich, wovon ich rede.Sollten die Sparbeschlüsse das Männerwerk betreffend umgesetzt werden, wird die Arbeit von vielen Jahren in Frage gestellt.
    Gerade als „Ehrenamtler“ und damit einer von vielen in den einzelnen Kirchenkreisen und Gemeinden, bin ich auf die Unterstützung des Männerwerks angewiesen.
    „Modellhaft wirken“ und damit in der Breite Multiplikator und kompetenter Ansprechpartner sein,kann das Männerwerk nur in der heutigen Personalausstattung und seiner Struktur.
    Eine Änderung, wie beabsichtigt, wird die Ehrenamtler in ihrer Arbeit an der Basis allein zurücklassen, denn es wird nicht mehr möglich sein,all`die Männer, die wir sonntags nicht in der Kirche oder in der Gemeindearbeit antreffen, kompetent zu begleiten.
    Ich habe 10 Jahre Vater-Sohn-Wochenenden durchgeführt und Männer mit dieser Arbeit erreicht, die ich sonst außer Weihnachten nie in der Kirche gesehen hätte.Gerade auch die Unterstützung durch das Männerwerk hat diese Arbeit getragen und trägt sie bei meinen Nachfolgern auch weiterhin. Das darf nicht wegbrechen!
    Männer sind ein wertvolles Gut für unsere Gemeinden. Das sollten wir weiterhin pflegen und mehren. Das Männerwerk in seiner jeztigen Ausstattung ist dafür unersetzlich.

    Mit freundlichen Segenswünschen für eine gottgetragene Entscheidung
    Uwe Juschka

  23. Grüß Gott, lieber Herr Rekowski!

    Eigentlich ist der Weg zur Konsolidierung recht einfach, aber gleichermaßen hart und steinig:
    – Wandel von der landeskirchlichen Obrigkeit zur Dienstleistungseinrichtung,
    – Reduzierung auf zentrale Dienste, die Kirchenkreise und Gemeinden wünschen,
    – Vorbildliches Verhalten gut bezahlter Führungskräfte durch Verzicht auf einen Teil ihrer Vergütung,
    – Beteiligung derer, die bisher in verantwortlicher Leitungsfunktion sehenden Auges die erforderliche Konsolidierung vermieden haben und sich einer entsprechenden Pension erfreuen.

    Der Zuspruch derer, die sich bisher exklusiv betroffen fühlen, wäre Ihnen vermutlich gewiss!

    Aus einem kleinen rebellischen Dorf am linken Niederrhein grüßt Sie mitfühlend herzlich

    Ulrich Mülheims

  24. Sehr geehrter Herr Rekowski,
    es ist nicht einfach zu beschreiben, was das Haus der Stille in Rengsdorf für mich bedeutet. Hier mein Versuch:
    Seit Eröffnung des Hauses der Stille (1992) bin ich in jedem Jahr, zu Tagen der Stille und anderen Angeboten dort gewesen.
    Für meine Entwicklung und Weiterkommen möchte ich die Tage der Stille in den Vordergrund stellen. Hier konnte und durfte ich in mein Leben anschauen und verschüttete Begebenheiten, die jeweils nach oben kamen, in liebevoller Begleitung bearbeiten. Ich durfte lernen, mich und meine Gefühle wieder wahrzunehmen.
    Das für mich ganzheitliche Erleben:
    Das Haus in seiner Umgebung, geistliche BegleiterInnen, Morgen- und Abendandachten, die Räume der Stille, Unterbringung, vegetarisches Essen, Körperarbeit, das zugewandte Personal, Anleitung mit Begleitungsmöglichkeit zur inneren Arbeit und das Anschauen und Lernen vieler Möglichkeiten im Umgang mit biblischen Texten. Das finde ich so nicht in meiner Gemeinde bzw. auch nicht in der rheinischen Kirche.
    Was ich nicht vergessen möchte, hier wird Ökumene gelebt.
    Das Erfahrene und Erlernte in den Kursen im Haus der Stille hilft mir und kann ich weitergeben bei meinen ehrenamtlichen Tätigkeiten bei der Waldbröler Tafel, Begleitung von alten und sterbende Menschen im Rahmen der Hospizarbeit und Leitung eines Frauenkreises. Danke !!!
    Für mich ist die Vorstellung, dass diese Tankstelle geschlossen wird, schwer zu ertragen.
    Den Entscheidungsträgern wünsche ich Gottes Beistand.
    Christa Schweizer/GB

  25. Beschluss zum Erhalt „Haus der Stille“
    Neben der Möglichkeit, Einzelvoten zum Erhalt des „Hauses der Stille“ abzugeben, fasste das Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Holpe-Morsbach am 30. Oktober 2014 einstimmig diesen Beschluss:
    Bei allem Verständnis für umfangreiche Umstrukturierungsmaßnahmen in unserer Landeskirche erscheint es uns dringlich, das „Haus der Stille“ in Rengsdorf zu erhalten. Diese Einrichtung hat in unserer Kirche ein Alleinstellungsmerkmal. Sie ist ein Angebot in einem Bereich, der haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende ebenso wie spirituell Suchende anspricht und erreicht.
    Wo gibt es sonst in der Rheinischen Kirche einen Raum zur Orientierung und zum Auftanken in geistlich-spiritueller Hinsicht? In einer ohnehin technisierten und überverwalteten Kirche muss unbedingt das Angebot von Einkehr erhalten bleiben. Kirche ist eben mehr als ein Verwaltungsapparat oder ein betriebswirtschaftliches Unternehmen. Der Erhalt von Kirche wird in Zukunft stark von Angeboten, die geistliches Leben und Wachstum fördern, abhängig sein.
    Das „Haus der Stille“ in Rengsdorf ist ein solches. Es ist in der bewährten Form an diesem Ort zu erhalten.

    Pfarrer Heiner Karnstein – Vorsitzender

  26. Sehr geehrte Verantwortliche in der Landeskirche,
    mit unserem ökumenischen Team in der Krankenhausseelsorge waren wir mehrfach zu Rüstzeiten im Haus der Stille. Und haben es als Ort Spiritualität und des chitlichen Wortes schätzen gelernt.
    Das Haus liegt hoch oben über dem Neuwieder Becken.
    Wenn Sie dieses Haus schließen, dann lassen sie das Feuer auf einem einzigartigen Leuchtturm der Kirche erlöschen.
    Überlegen Sie bitte, ob dieser Verlust der Leuchtkraft nötig ist.
    Gottes Segen
    M. Becker-Irmen

  27. Sehr geehrter Herr Karnstein,
    der erste Satz des Presbyteriumsbeschlusses lautet: „Bei allem Verständnis für umfangreiche Umstrukturierungsmaßnahmen in unserer Landeskirche ……. usw.“
    Ich habe nicht das geringste Verständnis für eine Umstruktierung, die lediglich ein (wie soll es anders sein, wenn Wirtschaftsstrategen die christliche Kirche als einen Konzern betrachten und bewerten) von Wirtschaftsprüfern aufoktroyiertes Spardiktat umsetzt.
    Sie, Herr Karnstein, kennen sicher die von der der EKD herausgegebene Schrift „Kirche der Freiheit“. Zeitgleich mit dem Erscheinen dieser Schrift im Jahre 2006 wurde die Führungsakademie gegründet.
    Seitdem sind wir nicht mehr „KINDER“ Gottes sondern „KUNDEN“ Gottes.
    Im Programm 2014 bietet die Führungsakademie ein Lehrgangsangebot für Juristen an:
    MANAGEMENT FÜR JURISTEN IM KIRCHLICHEN DIENST – PERSONALMANAGEMENT II –
    Einerseits stellt das Management von Teams bereits eine anspruchsvolle Führungsaufgabe dar. Andererseits stellt in der Gesamtführung einer Behörde/Institution das Nebeneinander einer institutionellen Organisationsstruktur („Organigramm“) und von Projekten die Leitenden vor herausfordernde Steuerungsaufgaben.
    Wo ich in einem solchen Organigramm unseren HERRGOTT und JESUS CHRISTUS einordnen soll, oder besser gefragt, ob die beiden in einem solchen Organigramm überhaupt vorkommen, ist doch eine spannende Frage.
    Und weiter stellt sich die Frage nach der presbyterial-synodalen Ausrichtung der evangelischen Kirche. In der EkiR wurden die Gemeindeverwaltungen weg rationalisiert und bei den Kirchenkreisen zusammen gefasst. Die Kirchenleitung der EKiR führt verbindlich für alle Gemeinden des NKF, sprich die kaufmännische Buchführung, ein. Übrigens mit hohen Einführungskosten, deren Höhe so nicht kalkuliert worden war. Wobei die Folgekosten noch nicht zu übersehen sind.
    In diesem Blog hat Ulrich Mülheims am 3. November 2014 einen, wie er sagt, recht einfachen aber gleichermaßen harten und steinigen Weg aufgezeigt. Meine Zustimmung hat er.
    Sie, Herr Karnstein, schließen mit dem Aufruf, Bewährtes zu erhalten. Darum geht es.

  28. Auch wenn dies der Blog des Präses ist: Entscheiden werden die Synodalen auf der Landessynode im Januar. Die sind für die Umsetzung der Sparmaßnahmen verantwortlich. Deshalb: Wer etwas erreichen will, wende sich zusätzlich an seinen Landessynodalen!

  29. Sehr geehrter Herr Rekowski,
    entschuldigen Sie bitte, aber ich möchte auch noch einen Kommentar zur angedachten Schließung des Hauses der Stille in Rengsdorf anfügen mit der Bitte, das Haus mit der Arbeit dort nicht nur nicht zu streichen, sondern zu überlegen, ob hier nicht ein Arbeitsfeld liegt, das deutlich ausgebaut werden sollte.
    Es ist ein Gebet von D. Sölle, das mich in diesen Fragen und in diesen Tagen berührt:

    ich fahr mit dem fahrrad durchs polderland
    in deiner stille

    schreibt mir ein pfarrer aus holland

    Werden die kinder auch radfahren
    und gebete schreiben
    aus deiner stille

    Hinter vielen pfarrern seh ich den tod warten
    tod einer kirche
    an der sie kranken

    Manche hör ich beten
    um deine stille
    von der wir leben
    ohne andere heimat

    Mit lieben Grüßen

    Christoph Eidmann, Pfr.

  30. Sehr geehrter Herr Rekowski,

    vielen Dank, dass Sie den Prozess zur Findung von Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung so transparent gestalten! Angesichts der dramatischen Situation und Dimension (das strukturelle Defizit der Landekirche erfordert eine Einsparung von 20 Millionen Euro bis 2018 und das bezogen auf rund 60 Millionen Euro Kirchensteuern) ist jedem klar, dass es nicht so weitergehen kann wie bisher.

    Die Vorschlagsliste zur Haushaltskonsolidierung zeigt, dass man die Ausgabenfelder auf breiter Front in den Blick genommen hat und sehr differenzierte Ansätze formuliert. Trotzdem vermisse ich einen Aspekt:

    Was kann auf der Einnahmenseite getan werden?

    Hier meine ich nicht den Verkauf des Tafelsilbers, sondern Mehreinahmen durch freiwillige Zuwendungen.
    Ein Beispiel: Die Kurse im Haus der Stille werden zu sehr niedrigen Preisen angeboten. Das ist gut, aber viele der Teilnehmer sind durchaus in der Lage, deutlich höhere Beträge zu bezahlen. Ich bin sicher, dass einige – wenn sie um die finanzielle Situation wüssten – gerne eine Spende machen würden. Diese Informationsvermittlung kann sehr niederschwellig sein, z. B. verbunden mit einer Mail nach dem Kurs.

    Ein weiteres Beispiel: Wie wäre es, eine der sonntäglichen Kollekten dem Haus der Stille gewidmet würde? Das könnte etwa an einem Tag erfolgen, an dem die Predigtbibelstelle das Thema Spiritualität besonders betont. Wenn ich von 732 Kirchengemeinden (EKiR, Stand 01.01.2014) ausgehe und einen durchschnittliche Kollekte von 437€ ansetze, hätten wir die einzusparenden 320.000€ schon beisammen. Wenn ich es richtig verstanden habe, geht es bei der Einsparung um den Zeitraum bis 2018, d. h. 4 Jahre – da würden schon 110€ pro Kollekte ausreichen. Mir erscheint das machbar, was meinen Sie?

    Noch ein Beispiel, in der Streichungsbegründung heißt es, dass andere Landeskirchen eine vergleichbare Einrichtung nicht haben – könnte man hier nicht kooperieren? Das könnte zusätzliche Auslastung und bessere Kostendeckung bewirken, vielleicht gewinnt der Förderverein auf diesem Wege sogar zusätzliche Mitglieder.

    Ein letztes Beispiel, gerade junge Menschen sollten an eine persönliche Beziehung zu Gott und ein erfülltes spirituelle Leben herangeführt werden. Können nicht Konfi- und Jugend-Freizeiten an einem Ort wie dem Haus der Stille durchgeführt werden (sicher wird sich nicht jede Gruppe auf tagelange Schweigezeiten einlassen aber es gibt sicher Möglichkeiten sich zu arrangieren). Mir würden hier besonders Taize-Zeiten einfallen.

    Lieber Präses Rakowski, Sie merken schon, worauf ich ganz besonders hinaus möchte – bitte erhalten Sie das Haus der Stille, einen ganz besonderen Ort des geistlichen Lebens.
    Denn was ist die Kernkompetenz der Kirche, wenn nicht Spiritualität, hier „untheologisch“ verstanden als in lebendiger Beziehung zu Gott zu sein [Jahreslosung 2014: Gott nahe zu sein, ist mein Glück. Ps 73,28]? Neben den Gottesdiensten, die eine immer geringere Anzahl von Menschen (gerade der 20 bis 40 Jährigen) erreichen, braucht die Kirche gerade solche „Leuchttürme“.

    Kein Hochverbundener, sondern ein Ausgetretener und trotzdem Spiritualität Suchender, grüßt Sie ganz herzlich und wünscht Ihnen eine besinnliche Weihnachtszeit
    Sven Kieker

  31. Sehr geehrter Herr Rekowski,

    aufmerksam haben wir die Spärpläne der evangelischen Landeskirche zur Kenntnis genommen.

    Wir möchten Sie darauf hinweisen, daß die Jugendarbeit für viele Kirchengemeinden durch den ansässigen CVJM oder EC durchgeführt wird. Diese Arbeit mit Kindern und Jugendlichen liegt uns sehr am Herzen. Wir sehen die Jugendarbeit als Arbeit an der Zukunft unserer Kirche. Auch in unserem Ortsverein leisten wir die Jugendarbeit für unsere Kirchengemeinde.

    Schade, dass die Sparpläne den Bereich Jugendarbeit so hart treffen. Für den CVJM Westbund bedeutet das, Wegfall der kompletten Kirchenzuschüsse. Und damit auch Wegfall von dringend benötigten Stellen. Stellen, die unseren Mitarbeitern das Rüstzeug geben, Ihre Arbeit in unseren Jugendgruppen zu tun.

    Wir können nachvollziehen, dass die Kirche Ihren Haushalt konsolidieren möchte. Aber unterscheidet sich die Kirche nicht von einem Wirtschaftsunternehmen dadurch, dass nicht die finanziellen Aspekte im Vordergrund stehen, sondern der soziale Auftrag?

    Wir regen an, nicht nur zu prüfen, wie ein ausgeglichener Haushalt durch Streichungen zu erreichen ist, sondern auch, wo und wie Mehreinnahmen für die Kirche generiert werden können. Und speziell die geplanten Streichungen im Bereich Jugendarbeit zu überdenken.

    Die Zukunft unserer Kirche ist uns wichtig. Wir wünschen uns, dass wir gemeinsam Wege finden, nicht an dieser Zukunft sparen, sondern diese Arbeit an der Zukunft in Zukunft weiter zu honorieren.

    Wir wünschen Ihnen Gottes Segen für Ihre Beratungen auf der Landessynode

    Bernhard Roth & Jens Benedix, CVJM Dhünn e.V.

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