Von SUVs, der Arche und Noahs fatalem Schweigen

18.10.2020

Thorsten Latzel

Symbolbild Was soll man eigentlich zur Dringlichkeit des Umweltschutzes noch sagen, was wache Zeitgenossen nicht schon wüssten und was nicht schon Hunderte Male gesagt wurde? Wir wissen ...

Was soll man eigentlich zur Dringlichkeit des Umweltschutzes noch sagen, was wache Zeitgenossen nicht schon wüssten und was nicht schon Hunderte Male gesagt wurde?

Wir wissen um die Existenz von „planetary boundaries“, ökologischen Belastungsgrenzen der Erde im Zeitalter des Anthropozäns. Dazu gehört nicht nur die Klimakrise, sondern eben auch Bodennutzung, Abholzung, Verschmutzung durch Plastik, Süßwasserverbrauch, Versauerung der Ozeane, Artensterben und anderes. Bei den meisten Phänomenen sind wir schon aus der grünen Komfortzone raus, bei vielen im tiefroten Bereich.

Wir wissen um die Existenz von „tipping points“, Umschlagpunkten, ab denen sich Dominoeffekte einstellen, die wir nicht mehr stoppen können. Wir wissen um die lange Wirksamkeit von einmal ausgestoßenen Schadstoffen – etwa, dass unser CO2-Verbrauch Folgen für die nächsten 50/100 Jahre hat. Und dass sich umgekehrt aufgrund von Wechselwirkungen und nicht beachteten Einflüssen viele kritische Verläufe viel schneller ereignen können als bisher angenommen. Dies alles würde selbst dann gelten, wenn wir das Pariser Abkommen konsequent und weltweit umsetzen würden, wonach es bei Weitem nicht aussieht.

Wir wissen um ökologische Zukunftsszenarien, die vor einer unbewohnbar heißen Erde warnen („hothouse earth“). Wir wissen um die reale Möglichkeit eines „evolutionary suicide“, der Auslöschung der gesamten Menschheit – gerade indem wir uns individuell jede und jeder für sich evolutionär erfolgreich durchsetzen. Und dass deswegen an immer mehr Orten ein „Klimanotstand“ ausgerufen wird. All diese Warnungen stammen dabei wohlgemerkt nicht von irgendwelchen Verschwörungstheoretikern und Untergangspropheten, sondern von einer breiten Scientific Community, etwa in dem Aufruf von 11.000 Forscher/innen aus 156 Ländern in der Zeitschrift „Bioscience“ im November 2019.

Wir leben in einer kognitiven Dissonanz höchster Ordnung: Einerseits besitzen wir ein wissenschaftlich gut fundiertes und gesellschaftlich breit geteiltes Wissen, dass unser gegenwärtiger Ressourcenverbrauch und Lebensstil bei gleichzeitig wachsender Weltbevölkerung sicher in Katastrophen ungeahnten Ausmaßes führen werden. Andererseits folgt unser tagtägliches Handeln weithin anderen Prioritätensetzungen. Wie stark ist meine Lebensführung privat wie beruflich wirklich von dieser Perspektive bestimmt? Im Folgenden möchte ich über diese kognitive Dissonanz nachdenken, indem ich mich auf zwei Fragen konzentriere: eine seltsame und eine existenzielle. Zunächst die seltsame:

1) Warum sollen wir eigentlich das Klima bzw. die Umwelt schützen?

Dass wir die Umwelt schützen sollen, liegt ja irgendwie auf der Hand – schon aus unmittelbarem Eigennutz. Die Frage nach dem Warum scheint so etwas seltsam, wenn nicht überflüssig. Sie ist meines Erachtens jedoch wichtig, wenn man zu wirklichen Einstellungsveränderungen kommen will. Drei Begründungsarten lassen sich grob unterscheiden.

a) Eine anthropozentrische Argumentation: Es geht beim Klima und Umweltschutz um die Erhaltung von uns selbst, des Lebens künftiger Generationen, der menschlichen Art insgesamt. Ein klassisches Beispiel dafür ist etwa Grundgesetz (GG) Art. 20a, der bereits vor 26 Jahren ins GG aufgenommen worden ist. „Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung.“

An dem Text fällt die umständliche Formulierung auf. Eigentlich sollten Gesetzestexte stets so knapp und präzise verfasst sein wie möglich. Was heißt es nun, dass wir die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere schützen „im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und Rechtsprechung“? Das ist merkwürdig redundant, dass man damals meinte, extra darauf hinweisen zu müssen, dass dieser GG-Artikel sich im Rahmen der Verfassung bewegen solle und dass sich die Exekutive dabei an Gesetz und Recht halten möge. Vereinfacht formuliert klingt das für mich so: „Übertreibt es mit dem Schutz der Lebensgrundlagen auch nicht. Wir schützen unsere Erde, soweit es nicht der Verfassung widerspricht.“

Zudem fällt der Hinweis auf die zukünftigen Generationen auf. Dieser Gesichtspunkt der „ökologischen Generationengerechtigkeit“ prägt auch die aktuelle Diskussion. „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut.“ Ich glaube allerdings, dass hier eine falsche Frontlinie zwischen den Generationen aufgebaut wird. „Dass es den Kindern und Enkeln einmal besser geht“, ist der quasi evolutionäre Ur-Wunsch gerade von Eltern und Großeltern. Das zentrale Problem sehe ich nicht in einem intergenerationellen Egoismus à la „nach uns die Sintflut“ – siehe allein „Omas for Future“. Was es allerdings in der Tat gibt, ist eine mit zunehmendem Lebensalter wachsende Pfadabhängigkeit und Normativität habitueller Verhaltensmuster – vulgo: „Altersstarrsinn“. Siehe Fleischkonsum, Autofahren, Konsumverhalten der Babyboomer bzw. der „Generation Golf“ (was für eine vielsagende Bezeichnung).

Ich glaube, dass der anthropozentrische Ansatz der Selbsterhaltung, inklusive der Verantwortung gegenüber künftigen Generationen, notwendig, aber nicht hinreichend ist. Die Begrenztheit dieses Begründungsansatzes zeigt sich etwa angesichts des sogenannten „Arguments der letzten Person“: Was wäre, als ethisches Denkmodell, wenn ein globales Virus dazu führen würde, dass alle sieben Milliarden Menschen mit einem Schlag unfruchtbar würden und es keine künftige Generation nach uns mehr gäbe? Müssten wir eigentlich dann die Umwelt und das Klima auch noch schützen? Hat der Schutz der Natur einen nur funktionalen Wert, oder ist er darüber hinaus intrinsisch begründet?

b) Eine patho-, bio-, physiozentrische Begründung: Klima und Umwelt sind demnach zu schützen, weil es das Leiden aller Kreaturen zu vermeiden gilt, weil das Leben an sich, unser Ökosystem erhaltenswert ist – auch unabhängig von uns Menschen. Ein klassisches Beispiel für diese Argumentation bietet etwa Albert Schweitzers Ansatz einer „Ehrfurcht vor dem Leben“, den er vor fast genau 100 Jahren in seinen Straßburger Predigten entwickelt und dann lebenspraktisch umgesetzt hat: „Wir sind Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“ Dieser Ansatz führt weiter, weil er eine funktionalistische Haltung zur Mitwelt überwindet, die Teil des Problems ist.

Doch auch diese Begründung stößt meines Erachtens an Grenzen, weil sie oft von einer Empathie ausgeht, die selbst ambivalent ist. Nacktmulle etwa lösen allgemein weniger Empathie aus als Katzenbabys, was aber nichts über den Wert ihrer Erhaltung aussagt. Die Verbundenheit von Menschen und Natur wirft die Frage nach einer tiefergehenden Begründung auf.

c) Eine theozentrische Begründung: Umwelt und Klima sind zu schützen, weil es Schöpfungen Gottes sind. Und es wäre ein Zeichen äußersten Undanks, wenn wir – als Gäste „auf einem schönen Stern“ – unseren Auftrag, die Erde zu erhalten, in sein Gegenteil verkehren würden. Klassisches Beispiel dieses Ansatzes sind etwa die beiden biblischen Schöpfungsberichte. Dieser Ansatz führt insofern weiter, als er eine geistliche Letztbegründung bietet. Damit reicht er in Tiefenschichten der eigenen Person hinein.

Das Problem besteht hier jedoch darin, dass er nur für diejenigen Menschen leitend ist, die an Gott glauben. Zudem hat das sogenannte „dominium terrae“, der Auftrag Gottes an den Menschen, eine sehr unterschiedliche Wirkgeschichte gehabt. Das „Machet euch die Erde untertan und herrschet über sie“ ist lange Zeit ausgelegt worden als Legitimation zur Herrschaft über die Natur, ja zu gottgewollter Ausbeutung und zu Besitzrechten des Menschen. Die Gefahr ist, dass auf diesem Wege ein problematisches anthropozentrisches Denken wiederkehrt. Heute werden die Aussagen des Schöpfungsberichts dagegen, exegetisch treffender, als treuhänderischer, fürsorglicher Bewahrungsauftrag verstanden. Im Sinne eines „Kümmert euch um die Erde und sorgt für sie“. Entscheidend bei diesem Ansatz ist, wie wir uns selbst in Beziehung zu Gott verstehen. Damit sind wir bei der geistlich-existenziellen Frage.

2) Wer wollen wir eigentlich sein – angesichts des Klimawandels?

Drei biblische Identifikationsfiguren – von aktueller Relevanz:

a) Wir sind Noah. Also: Die Katastrophe kommt. Unsere Aufgabe ist es, uns selbst und unsere Liebsten zu retten, da wir sicher zu den schützenswert Auserwählten gehören. Dies ist die „SUV-Religiosität“ unserer Tage. Anders lässt sich meines Erachtens der irrationale Boom dieses Automodells in Zeiten des Klimawandels schwer erklären. Es sind fahrende Archen, die dem zivil-religiösen Imperativ folgen: „Rette deine erweiterte Kleinfamilie, solange es noch geht.“

Nun ist bei der Sintflut-Erzählung eine Sache hochinteressant: Noah spricht in der ganzen Geschichte kein einziges Wort. In drei langen Kapiteln. Man muss sich das vorstellen: Gott sagt, dass er die Welt vernichten will und Noah sich eine Arche bauen soll. Und Noah tut es. Er widerspricht Gott nicht, versucht nicht mit ihm zu verhandeln, legt sich nicht ins Zeug, um vielleicht noch wenigstens ein paar andere zu retten. Nichts. Nun kann man natürlich sagen, dass sich mit dem Höchsten schlecht verhandeln lässt. Auffälligerweise ist aber die Begründung, die Gott am Anfang für die Sintflut anführt, genau dieselbe, die Gott später dafür nennt, warum es keine Sintflut mehr geben soll: „Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend an.“ Hätte Noah da nicht eine Chance gehabt, Gott abzuhalten? Und markanterweise wird sich die Situation Noahs in ähnlicher Weise später noch einmal wiederholen: Als Mose oben auf dem Sinai ist und die Sache mit dem goldenen Kalb passiert, bietet Gott ihm an, dass er ganz Israel vernichten will, um mit ihm, Mose, ein neues Volk zu gründen. Doch Mose schlägt aus. Er fällt Gott in den Arm, sagt ihm, dass er das nicht machen dürfe. Und Gott lässt sich überzeugen. „Ach, wenn du doch geredet hättest, Noah! Und keinen SUV gebaut.“

Nach der Geschichte mit dem Regenbogen, heißt es, wird Noah dann der erste „Weinbauer“. Was für eine Verharmlosung! Folgt man der biblischen Erzählung, so handelte es sich eher um ein posttraumatisches Komasaufen – bei dem Noah am Ende besinnungslos und nackt im Zelt liegt und von seinen Söhnen zugedeckt werden muss. Noah steht für mich für eine Haltung fatalistischer Religiosität, die den Untergang als gegeben hinnimmt und in familienegoistischer Weise versucht, seine Liebsten und sich selbst abzuschotten, anstatt mit Gott um den Erhalt der Schöpfung zu streiten.

b) Wir haben ein prophetisches Wächteramt. Diese Identifikationsfigur ist zum Teil in kirchlichen Kreisen beliebt. In der Tat muss man sagen, dass sich die Kirchen seit Langem und nachdrücklich für Umweltschutz und die Bewahrung der Schöpfung eingesetzt haben. Ökumenisch sind hier der konziliare Prozess des Ökumenischen Rats der Kirche in den Achtziger- und Neunzigerjahren und die folgende Dekade zur Überwindung von Gewalt von 2001 bis 2010 zu nennen. Die prägenden Leitworte waren damals Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung – was schon damals die soziale Einbettung alles ökologischen Engagements aufzeigt. Dieser Einsatz hat viel bewirkt.

Dennoch plädiere ich sehr für eine demütige Zurückhaltung im Blick auf die institutionelle Inanspruchnahme eines prophetischen Wächteramts. Also: Jesaja ging drei Jahre nackt und nannte seine Kinder „Eile-Beute, Raube-Bald“ und „Ein Rest kehrt um“. Jeremia zerschmetterte Tongeschirr, schleppte ein Joch durch Jerusalem und geriet mehrfach in Todesgefahr. Ezechiel lag erst 390 Tage auf der linken Seite, dann 40 Tage auf der rechten Seite. Er aß Schriftrollen und schor sich den Kopf kahl. Prophetin bzw. Prophet sein ist ein existenzielles Widerfahrnis, kein Job. Zum Propheten wird man von Gott berufen. Man macht sich nicht selbst dazu. Und Prophetin zu sein ist etwas anderes als die Abfassung kirchlicher Verlautbarungen. Gerade im Blick auf die Person „Greta Thunberg“ stellt sich mir die Frage, ob es angesichts des Klimawandels andere Formen prophetischer Zeichenhandlungen und existenzieller Vollzüge braucht. Dies kann in einer medialen Gesellschaft leicht zur Überbelastung einer individuellen Person führen. Aber wir brauchen Menschen, die solche Zeichen setzen. Und wir stehen vor der Herausforderung, eine Generation zu begleiten, die zu Recht an der kognitiven Dissonanz der Gesellschaft zu verzweifeln droht. Mit unserer herkömmlichen Form institutionalisierter religiöser Rede werden wir sie nicht erreichen.

c) Wir sind ökonomische Realisten. Eine solche realpolitische Haltung angesichts des Klimawandels lautet, dass die ökologischen Anliegen mit den ökonomischen austariert, abgeglichen, abgewogen werden müssen. Nun halte ich es für vollkommen richtig, dass wir für den notwendigen fundamentalen gesellschaftlichen Wandel eine starke Wirtschaft brauchen, in Deutschland wie in Europa. Eine grundlegende Änderung wird nur mit vereinten Kräften gelingen können.

Die Problematik dieser Haltung sehe ich aber darin, wenn ökonomische Interessen zur Relativierung ökologischer Herausforderungen genutzt werden. Pointiert formuliert: Es geht darum, dass die Ökonomie ökonomischer sein soll, gerade indem sie radikal ökologisch denkt. Die größten ökonomischen Verluste der vergangenen Jahre haben wir dadurch erlitten, dass die Wirtschaft sich nicht ökologisch verhalten hat. Und es kann doch nicht sein, dass der Verbrauch sogenannter „common goods“ wie Luft, Wasser, Böden, Rohstoffe nichts kostet oder himmelschreiend günstig ist. Es kann doch nicht sein, dass die ökologischen Folgen von Produktion, Handel, Dienstleistungen sozialisiert und die Gewinne privatisiert werden. Hier braucht es wirklich umfassende Vollkosten-Kalkulationen und entsprechende strukturelle Rahmenbedingungen. Oder kurz gesagt: Ökonomischer müssten mir die Ökonomen sein, indem ökologische Folgekosten konsequent einbezogen werden.

Das biblische Leitbild dafür ist für mich Jesu Gleichnis vom reichen Kornbauern, Lukas 12. Der Kornbauer macht reiche Gewinne, erweitert die Scheunen, will sich zur Ruhe setzen – und dann heißt es: „Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern. Und wem wird dann gehören, was du bereitet hast?“ Übertragen in Zeiten des Klimawandels: Es ist einfach unsinnige und schlechte Ökonomie, wenn am Tag des ökologischen Kollapses die Börsenwerte des eigenen Unternehmens diejenigen aller Konkurrenten übertreffen. Dann haben wir alle etwas falsch gemacht – nicht nur ökologisch, auch ökonomisch. Wir sollten daher aufhören, ökologische und ökonomische Anliegen als Konflikt zu denken. Stattdessen gilt es, sich für möglichst hohe strukturpolitische Standards in Sachen Umweltpolitik einzusetzen. Und zwar auch dann, wenn dies in anderen Teilen der Welt noch nicht mitvollzogen wird.

Zum Schluss ein paar kurze Impulse, was das konkret für meinen Alltag bedeuten kann:

Ehrlich werden mit mir selbst: Für den Umgang mit der kognitiven Dissonanz ist entscheidend, wer ich eigentlich sein will: vor Gott, vor mir selbst, vor meinen Kindern und Nachkommen. Was ist mir eigentlich wirklich wichtig im Leben? Was leitet mich privat wie beruflich? Und wie würde ich eigentlich handeln, wenn ich lebe, was ich glaube?
Maximal ambitionierte Graustufen: Bei der Ökologie ist es wie im Leben sonst: Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß, sondern eine Menge dazwischen. Deshalb braucht es individuell wie gesellschaftlich „maximal ambitionierter Graustufen“. Wenn ich nicht ganz auf Fleischessen, Flugreisen, Plastikkonsum verzichten kann oder will, ist es gut, solche Forderungen deswegen nicht ad absurdum zu führen – à la: „Schau mal, Greta isst ja auch mit Plastikbesteck.“ Statt eines moralischen Overkills brauchen wir motivierende Beispiele kreativer Alternativen.
Mut zu prophetischen Zeichenhandlungen: Ökologische Texte (wie auch dieser) sind weiter wichtig, aber von der Kirche kommunikativ erwartbar und in ihrer Wirkung überschaubar. Es braucht mehr Mut zu Zeichenhandlung. Wir müssen versuchen in aller Gebrochenheit zu leben, was wir glauben. Und es wäre gut, wenn junge Engagierte dafür gerade in den Gemeinden geistliche Heimat erfahren.
In Verantwortung für Katharina und Sebastian: Die Kinder von meiner Frau und mir sind gerade 17, 14 und 12. Pubertär pur. Enkel sind noch in weiter Ferne. Aber ich stelle mir vor, dass es sie einmal geben wird. Katharina und Sebastian, irgendwann, vielleicht. Und es verändert mein Denken und Handeln, wenn ich mir konkret vorstelle, was ich für sie tun will. Und für meine Ur-Enkel: Merle und Jonathan. Wir sollten die Ökologie sehr persönlich nehmen.
Die heilsame Perspektive der Ewigkeit Gottes: Als Christen glauben wir, dass alles, was wir hier auf Erden tun, im Guten wie im Schlechten, eingezeichnet ist in die Ewigkeit Gottes. Es ist bewahrt in der ewigen Liebe Gottes. So wie die Wundmale und die Salbungen am Leib Christi. Das meinen wir, wenn wir von Auferstehung und jüngstem Gericht sprechen. Es wäre – auch schon aus sportlichen Gesichtspunkten – sicher gut, wenn wir gemeinsam nicht gerade als die Generation in die Ewigkeit Gottes eingehen, die die Sache mit der Schöpfung am Ende vermasselt hat.

Theologische Impulse 72, von Dr. Thorsten Latzel