„Arm sein ist nirgendwo einfach“

1.7.2014

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1. Juli 2014 von Barbara Rudolph Meine Anreise zur Vollversammlung und zur Ratssitzung der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) in diesem Jahr ist unspektakulär: Zur letzten Versammlung ...

1. Juli 2014 von Barbara Rudolph

Symbolbild

Meine Anreise zur Vollversammlung und zur Ratssitzung der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) in diesem Jahr ist unspektakulär: Zur letzten Versammlung vor zwei Jahren war ich fast 24 Stunden unterwegs nach Sumatra in Indonesien zu einer der 36 Mitgliedskirchen der VEM, in diesem Jahr sind es knappe 30 Minuten von Düsseldorf nach Wuppertal. Und doch ist es eine ganz besondere Anreise, eine ganz besondere Vollversammlung: Die Evangelische Kirche im Rheinland ist zum ersten Mal, nachdem aus der Missionsgesellschaft die „Internationale Gemeinschaft von Kirchen in drei Kontinenten“ geworden ist, gastgebende Kirche.

Deshalb war bereits die Vorbereitung etwas Besonderes, denn als Gastgeber haben wir die Gelegenheit, rheinisches Flair einzubringen: Was ist typisch an der Evangelischen Kirche im Rheinland? Was ist uns wichtig, was sollen andere von uns wissen? Mit einem Namensschild für alle Teilnehmenden aus Stahl und mit dem Auftritt des Knappenchors Rheinland beim Abschlussfest erinnern wir an die Stahl- und Kohleindustrie, die das Rheinland geprägt haben.

Von der Saarschleife bis zum Geldernland gibt es eine große Bandbreite der rheinischen Vielfalt zu präsentieren, die trotzdem Profil zeigt. Der Einsatz für Frieden und gegen Atomraketen auf dem Hunsrück, die Bewahrung der Schöpfung angesichts des großen Lochs im Braunkohletageabbau, die Barmer Theologische Erklärung gegen die braune Diktatur , der christlich-jüdische Dialog und die Zusammenarbeit mit den Muslimen: es gibt Herausforderungen im Rheinland, die Kirchen in Papua, auf den Philippinen, in Tansania oder in Kamerun ebenfalls kennen.

Armut drängt in allen Kulturen Menschen an den Rand

Auch das Thema der Vollversammlung, das zwei Jahre vorbereitet worden ist, betrifft Kirchen in allen drei Kontinenten: Kinderarmut und Menschenhandel. Die Beiträge aus Afrika, Asien und Deutschland zeigen, dass bei der internationalen Partnerschaftsarbeit der Mensch im Mittelpunkt steht. Aber dürfen wir in Deutschland überhaupt von Armut sprechen, im Vergleich zu Afrika oder Asien? Einen ganzen Studientag lang beschäftigen wir uns mit dem Thema und stellen fest, dass Armut in alle Kulturen Menschen an den Rand drängt. Wir bekommen einen Einblick, wie die Kirchen arbeiten, um Kinder zu stärken, vor allem durch Bildung, aber auch durch Ernährungsprogramme, Waisenfürsorge und Behindertenarbeit.

Wichtig sind die Begegnungen der Delegierten neben den Plenums- und Ausschusssitzungen. Ich sehe ein Foto von einer kleinen Backsteinkirche in Ruanda, fast fertig gebaut. Im letzten Jahr war ich an der Baugrube, da war noch kein Stein da. „Wir haben geschafft, die Kirche fast fertig zu bauen, weil Du versprochen hast, für uns zu beten.“

Umgekehrt spüre ich, wie die Gebete uns tragen. Als die Nachricht von der Erkrankung von Anne Schneider und vom Rücktritt von Nikolaus Schneider die Vollversammlung erreicht, beten Vertreter der Partnerkirchen für sie. Die gemeinsamen Bibelarbeiten, die wunderschönen Gottesdienste und Lieder aus aller Welt geben viel Kraft, sich für diese Welt gemeinsam zu engagieren.

Oberkirchenrätin Barbara Rudolph

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