„Der Tod hat nicht das letzte Wort“

3.4.2021

Thorsten Latzel

Wir feiern in diesen Tagen das Fest vom Sterben und Auferstehen Jesu Christi. Für Christinnen und Christen weltweit die wichtigste Zeit im Jahr. An Ostern ...

Wir feiern in diesen Tagen das Fest vom Sterben und Auferstehen Jesu Christi. Für Christinnen und Christen weltweit die wichtigste Zeit im Jahr. An Ostern geht es um das Geheimnis unseres Glaubens.

Die Festwoche beginnt mit Palmsonntag. Jesus zieht auf einem Esel in Jerusalem ein. Ein altes Hoffnungsbild des Volkes Israel. Die Leute feiern ihn als „Friedensfürsten“. Ihn, der mit Sündern aß, Kinder segnete, Kranke heilte und von Gottes unbedingter Liebe zu allen Menschen sprach. Damit war er den religiös und politisch Mächtigen schon lange ein Dorn im Auge. Jetzt am Passah-Fest steuert der Konflikt seinem Höhepunkt entgegen.

Am Gründonnerstag kommt die Nacht des Verrats. Einer seiner Jünger wird ihn ausliefern. Mit einem Kuss auf die Wange. So wissen die Häscher, wen sie ergreifen müssen. Nachts im Garten Gethsemane. Jesus weiß, dass das geschehen wird. Doch vorher feiert er mit seinen Jüngern ein Abendmahl. Sein letztes Passah-Mahl. Und in Brot und Wein gibt er sich selber hin. Für alle. Auch für Judas, der ihn verraten wird.

Dann folgt Karfreitag, der Tag der Kreuzigung. In der Nacht verhören ihn die Hohepriester. Seine eigenen Jünger fliehen. Und Petrus, ihr vollmundiger Wortführer, leugnet, ihn jemals gekannt zu haben. Am Morgen wird er an die Römer ausgeliefert: Für Pilatus ist er nur ein Spielball der Macht. Seine Soldaten setzen ihm die Dornenkrone auf, foltern ihn, würfeln um sein letztes Hemd. Auf Golgatha, der Schädelstätte, stirbt er qualvoll am Kreuz. Mit dem Schrei: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Nur ein paar seiner Jüngerinnen stehen dabei.

Sie sind es auch, die früh am Morgen nach dem Sabbat, am Ostersonntag, losziehen, um seinen Leichnam zu salben. Ohne zu wissen, wie sie den Stein vom Grab wälzen sollen. Doch anstatt des Felsens begegnet ihnen dort ein Engel. Und sagt: „Christus ist auferstanden! Er ist nicht hier.“

Das, liebe Leserin, lieber Leser, ist unsere große Hoffnung als Christinnen und Christen – für alle Menschen: Gott lässt Tod, Leid und Unrecht nicht das letzte Wort. Er stellt sich an die Seite dieses Jesus von Nazareth. Der gestorben ist, weil er Gottes Liebe zu allen Menschen lebte und lehrte – unbedingt, ohne Ausnahme. Und wir glauben, dass Gott selbst in dem Moment völliger Verlassenheit in Jesus gegenwärtig ist. So wie es der römische Hauptmann unterm Kreuz bekennt: „Dieser Mensch ist wahrhaft Gottes Sohn gewesen.“

Darum geht es an Ostern: um eine Hoffnung, die allem widersteht. Selbst der Macht des Todes. Um das Vertrauen, dass Gott Leid und Tod nicht siegen lässt. Und um die Zuversicht, dass auch auf uns ein Engel wartet und der Felsen weggewälzt sein wird, wenn wir wie die Frauen aufbrechen. Allem Augenschein zum Trotz. Auch mitten in der Pandemie. Jeden Tag neu.

Ich wünsche Ihnen gesegnete Ostern!

Ihr

Dr. Thorsten Latzel

Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland

 


Theologische Impulse (84) von Dr. Thorsten Latzel, Präses

Weitere Texte: www.glauben-denken.de

Als Bücher: https://praesesblog.ekir.de/inhalt/theologische-impulse-als-buecher/

Kontakt: praeses@ekir.de

Beiträge zu “„Der Tod hat nicht das letzte Wort“

  1. Beim Durchstöbern der Themen Ihres Blogges, lieber Herr Latzel, bin ich auf diesen Eintrag aufmerksam geworden.

    Zum Thema „Tod“ fühle ich mich herangezogen etwas zu schreiben. Denn auch ich bin der Meinung Tod ist nicht gleich Tod.

    Durch berufliche Tätigkeiten bin ich mit dem Sterben verschiedener Menschen in Berührung gekommen. Der Tod wirkt sich bei jedem anders aus. Doch eines hat mich überzeugt, dass gläubige Menschen einen entspannteren Tod haben.

    Wieso auch Angst haben, wenn die Worte von Jesus Christus der Wahrheit entsprechen werden? Wir glauben doch schon zu Lebzeiten daran, dass das Leben nach dem Tod in anderer Form weitergehen wird. Jesus Christus hat vorgelebt dem Reich des Todes zu entkommen. Darauf hat er uns vorbereitet, indem uns vorangegangen ist und unsere Sünden von uns genommen hat. Wenn wir an Jesus Christus glauben, kann eigentlich nichts schlimmes mehr in unserem Leben passieren.

    So traurig die Osterprozedur anmutet, ist sie doch auch gleichzeitig mit der Freude verbunden, dass Jesus Christus jetzt bei seinem Vater im Himmel verweilen darf.

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