21. Juni 2013 von Manfred Rekowski
Als ich mich vor einigen Wochen in „Christ und Welt“ in einem Interview zu Fragen der Familie und gleichgeschlechtlichen Partnerschaften äußerte, gab es auch einige lebhaftere Reaktionen. Offenkundig ist das Thema „Ehe und Familie“ ein heißes Eisen.
Am Mittwoch hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) eine Orientierungshilfe unter dem Titel „Familie als verlässliche Gemeinschaft“ veröffentlicht. Die mediale Reaktion war ebenfalls lebhaft. Der „Spiegel“ titelte in einer Kolumne „Scheidung leicht gemacht“. Was die Überschrift des „Spiegels“ suggeriert, steht so nicht in der Orientierungshilfe der EKD. Allerdings beschreibt das EKD-Papier die Realität in unserer Gesellschaft mit dem Anliegen – so auch der Titel der Orientierungshilfe – „Familie als verlässliche Gemeinschaft“ zu stärken. Auch wenn der „Spiegel“ die Intention der Orientierungshilfe so gründlich missversteht, kann ich den Warnhinweis vor einer „Verweltlichung von innen“ als grundsätzliche Anfrage an unsere Kirche durchaus hören. Bezogen auf den Beitrag der EKD zur Familie sehe ich das allerdings nicht so.
Die Orientierungshilfe beschreibt die gesellschaftliche Realität, unsere Gemeindeglieder leben eben auch in Patchwork-Familien oder gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. Und es ist auch Realität: Ehen und Partnerschaften scheitern, so heißt in der Orientierungshilfe (S. 63):
„Dass Menschen in solchen Situationen um Segen und Begleitung bitten, wenn der christliche Glaube in ihrem Leben eine Rolle spielt, ist verständlich und zu begrüßen. Die Diskussionsprozesse in einigen evangelischen Landeskirchen sind Ausdruck des geistlichen Ringens um das evangelische Verständnis von Familie und Partnerschaft angesichts des gesellschaftlichen Wandels und eines erweiterten Familienbegriffs auch im Recht.“
Als Kirche müssen wir uns bemühen, diese Fragen eben auch theologisch zu klären. Dazu will der EKD-Text Orientierung geben und die Diskussion voranbringen.
Als Pfarrer habe ich viele Gottesdienste anlässlich von Eheschließungen – kirchliche Trauungen – gehalten. Manche Männer und Frauen haben bereits das Scheitern einer eigenen Beziehung erlebt. Trotzdem machen sie sich auf einen gemeinsamen Weg in der Hoffnung, ihre Liebe füreinander möge ein Leben lang lebendig bleiben. Sie tragen füreinander Verantwortung, in guten und auch in schlechten Tagen.
Ich selbst bin seit 33 Jahren verheiratet, habe zwei erwachsene Kinder und bin von der Lebensform Ehe und Familie persönlich sehr überzeugt. Familie ist keine heile Welt, aber im Idealfall bietet gerade diese Lebensform, insbesondere dann wenn zur Familie Kinder gehören, der nachwachsenden Generation in besonderer Weise ein Grundvertrauen zum Leben.
Von: Manfred Rekowski