Erfahrungen mit Gemeinde

8.4.2013

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8. April 2013 von Manfred Rekowski Mitunter haben es Menschen mit ihrer Gemeinde schwer. Bei einer „Zufalls“-begegnung am Samstagmorgen bei der Abgabe von Pfandflaschen im Supermarkt ...

8. April 2013 von Manfred Rekowski

Mitunter haben es Menschen mit ihrer Gemeinde schwer. Bei einer „Zufalls“-begegnung am Samstagmorgen bei der Abgabe von Pfandflaschen im Supermarkt kam eine Frau schnell zur Sache und berichtete von Predigten, die eine Zumutung sind, von fehlender Beteiligung Ehrenamtlicher am Gemeindeleben und von fehlender Wertschätzung. Das sind natürlich höchst subjektive Einschätzungen, die ich nicht überprüfen kann. Aber ich spüre die Enttäuschung und muss ernstnehmen, dass Gemeindeglieder manchmal von dem Leben und den Angeboten einer real existierenden Gemeinde recht enttäuscht sind. Aber es gibt natürlich auch anderes.

Gemeindegottesdienst
Gottesdienstfoto

Am Sonntagmorgen um zehn Uhr besuche ich einen „Oasen-Gottesdienst“. Vorbereitet und durchgeführt wird der Gottesdienst von einem Team aus mehreren Ehrenamtlichen und dem Pfarrer. Fünf Frauen und Männer erzählen von ihren Zugängen zu einem biblischen Text, der Erzählung von den Emmaus-Jüngern (Lukas 24,13-35) und verschweigen nicht, wo der Bibeltext Widerstände oder Widerspruch auslöst. Auch teilen sie ein Stück ihrer eigenen Erfahrungen mit der versammelten Gottesdienstgemeinde. In dem Gottesdienst gibt es außerdem Phasen der Stille und viel Raum, den eigenen Gedanken und Fragen nachzugehen. Zum Beispiel der Frage: Welche Hoffnungen habe ich in mir getragen, die zerbrochen sind? Beim Verlassen der Kirche klingt die an Jesus gerichtete Bitte der Jünger in mir nach: „Bleibe bei uns.“ (Lukas 24,29). Diesen Satz und noch ein bisschen mehr nehme ich mit in die neue Woche.

Aber es bleiben auch diese Fragen: Welche Erfahrungen mit einer Gemeinde oder mit den Angeboten unserer Kirche haben Sie gemacht? Wie gehen Sie damit um, wenn Erwartungen enttäuscht werden? Welche Umgangsformen mit Kritik – ob berechtigt oder unberechtigt – gibt es in Ihren Gemeinden und in Ihrem Kirchenkreis? Oder erledigt sich Kritik dadurch, dass Kritikerinnen und Kritiker abtauchen und sich im eventuell eine andere Gemeinde suchen? Welche Tipps könnten Sie anderen Gemeinden geben im Umgang mit Kritik?

Beiträge zu “Erfahrungen mit Gemeinde

  1. Ich bin Presbyter gewesen. Einige Jahre in Cuxhaven und auch einige Jahre in Mayen.
    Heute leite ich noch ehrenamtlich die Integrative Frauengruppe „frauen unterwegs“ in unserer Gemeinde. Es sind N eubürger aus vielen Ländern der Welt, die sich schon über 20 Jahre treffen um miteinander über Gott und die Welt zu sprechen, um Ausflüge zu machen und auch gemeinsam zu kochen. Eine Arbeit, die auch froh machen kann.
    Meine Frage zum Presbyteramt: Es ist ein Ehrenamt und deshalb darf und kann es nicht von der Kirche begrenzt werden. Wen die Gemeinde dazu wählt, der kann nicht von der Kirchenleitung mit einer Altersbegrenzung belegt werden. Macht die Kirche alte Menschen wieder zu Kindern?
    Es gibt keine Entschuldigung für solch ein Gesetz. Andere ehrenamtliche Aufgaben dürfen ja auch über die Altersgrenze hinaus gemacht werden.
    Wann endlich wird dieses Gesetz einmal gestrichen?
    Wiur konnten z. B. im letzten Jahr gar nicht wählen. Die Alten mußten gehen und jungen Nachwuchs gabs nicht. So wurden Menschen zu Presbytern ohne Wahl.
    Freundliche Grüsse

  2. Lieber Herr Rekowski,

    wenn Sie dieser Frau zufällig noch einmal begegnen sollten, richten Sie ihr doch bitte aus, dass wir sie ganz herzlich zum Jugendgottesdienst in die Hatzfelder Kirche (Evangelische Kirchengemeinde Gemarke-Wupperfeld in Barmen) einladen 🙂
    Ich könnte mir vorstellen, dass sie hier das vorfindet, was sie in ihrer eigenen Gemeinde so vermisst. Vielleicht kann sie Anregungen und Ideen von uns mitnehmen und in ihre Gemeinde bringen.

    Wir feiern seit 10 Jahren an jedem 3. Sonntag im Monat um 18 Uhr Jugendgottesdienste, die sich zu Anfang eigentlich auch nur an Jugendliche richteten. Mit der Zeit kamen aber auch immer mehr Erwachsene, denen unsere Art Gottesdienst zu feiern anscheinend gut gefällt. Heute besuchen im Durchschnitt 160 Personen unseren JuGo, von Konfis über junge Erwachsene und Erwachsene bis hin zu Senioren. Und ich weiß von Menschen jeden Alters, dass dieser Gottesdienst IHR Gottesdienst ist.

    Der Gottesdienst wird von uns als JuGo-Team zusammen mit unserem Pfarrer vorbereitet. Jeder JuGo steht unter einem eigenen Thema, zu dem wir Anspiele, Fotopräsentationen oder selbst durchgeführte Videoumfragen zeigen. Und die Predigt spricht, denk ich, jeden an, das merkt man schon allein daran, dass es, obwohl sie meistens 15 Minuten dauert und doch recht „anspruchsvoll“ ist, nie unruhig wird (und nein, es schläft auch niemand ein 😉 ). Unsere Band gestaltet die JuGos musikalisch, mit alten und neuen, deutschen und englischen Liedern.

    Zusammen mit dem Konfi-Team sind wir 30 ehrenamtliche Mitarbeiter zwischen 14 und 30 Jahren, die die Jugendarbeit in unserem Bezirk gestalten!

    Wir fühlen uns von der Gemeinde für unsere Arbeit, mit der wir so viele Menschen erreichen, wertgeschätzt und getragen.

    Aber – das Ganze hat einen Haken: Die Gemeinde hat kein Geld mehr. Ihr bleibt nichts anderes übrig, als sich von Gebäuden zu trennen. Auch die Hatzfelder Kirche soll geschlossen werden. Obwohl unsere flexiblen Räumlichkeiten ideal sind, obwohl unser Bezirksleben (ich spreche hier nicht nur von der Jugendarbeit) unheimlich lebendig und vielfältig ist, obwohl wir, völlig gegen den Trend, steigende Gottesdienstbesucherzahlen haben. Aber in unserem Bezirk wohnen zu wenig Gemeindeglieder. Die Menschen, die in den JuGo kommen, sind eben nicht nur aus dieser Gemeinde, sondern kommen aus der ganzen Stadt und sogar aus dem Umkreis. Sie gehören aber nicht zur Gemeinde und zahlen deshalb hier auch keine Kirchensteuer.

    Ja, wir sind enttäuscht. Wir haben das Gefühl, es geht nur um Zahlen. Die Anzahl der Gemeindeglieder, die in einem Bezirk wohnen, rechtfertigt den Erhalt oder nicht Erhalt einer Kirche, völlig egal, ob diese Menschen aktiv am Gemeindeleben teilnehmen und Gottesdienste besuchen. Moderne, attraktive Konfirmandenarbeit und Gottesdienstformen scheinen nicht so viel zu bedeuten.

    Und da fragen wir uns jetzt: Was läuft da schief? Was stimmt denn da nicht mit dem „System“ Kirche?

    Wir alle hoffen sehr, dass jetzt viele Gespräche geführt werden, dass gemeinsam überlegt wird, wie es weitergehen kann. Denn das ist es, was wir wollen: weitermachen. Wir haben in dieser Arbeit und in der Gemeinde eine Heimat gefunden, die wir nicht verlieren wollen. Aber wir brauchen auch gewisse räumliche und strukturelle Voraussetzungen, um unsere Arbeit weiterführen zu können.

    Viele Grüße
    Sarah Dorf

  3. Das Thema Altersgrenze für die Übernahme kirchlicher Leitungsaufgaben steht inzwischen auch auf der Tagesordnung der Evangelischen Kirche im Rheinland. Sie wurde im Zusammenhang mit den letzten Presbyteriumswahlen im Februar 2012 aufgeworfen und muss u.a. unter dem Aspekt „Vermeidung von Altersdiskriminierung“ diskutiert werden. Die Argumente für eine Altersgrenze relativieren sich, wenn man in anderen Bereichen wahrnehmen kann, dass man z.B. mit 89 Jahren Staatspräsident in Israel sein kann und mit 76 Jahren zum Papst gewählt werden kann, aber mit dem Erreichen des 75 Lebensjahres ausnahmslos aus dem Presbyterium oder aus anderen Leitungsorganen ausscheiden muss. Ich kann dem innerkichlichen Beratungsprozessen nicht vorgreifen, wünsche mir aber persönlich in dieser Frage Bewegung.

  4. Kirchliche Ämter sind bei Evangelens immer (?) auf Zeit, und dies finde ich gut so! (Basis-)Demokratie lebt vom Wechsel – deshalb ist die Altersbegrenzung der kirchlichen Ämter in Ordnung!

    Die meisten Presbyter, die auf die Altersgrenze zugehen sind doch schon Jahrzehnte im Amt und sollten Ihre Verantwortung auch abgeben können. Ob die genannten Beispiele älterer Amtsträger mit ihrem erheblichen Arbeitsumfang als Vorbild herhalten können?

    Für meinen Teil ist mir klar, daß im Frühjahr 2016 nach 12 Jahren in der Gemeindeleitung Schluß ist, und dann bin ich noch 10 Jahre im Arbeitsleben…

  5. Wie wäre es mit einer Tandem-Lösung? Die „Alten“ treten den „Jungen“ stellvertretend zur Seite. Das würde zeitliche Belastung entschärfen und Kompetenz bündeln. Schon einmal bei Veranstaltungen des Weltkirchenrates mit positiver Resonanz ausprobiert.

  6. Ich bin sehr froh, dass es in der Evangelischen Kirche zeitlich befristete Wahlämter gibt. Wichtig im Blick auf die Zusammensetzung der Presbyterien ist ist, dass die Gemeinde nach Möglichkeit immer durch eine Wahl entscheidet. Bei der Altersgrenze bin ich zunehmend offener. Manche Männer und Frauen verfügen über wertvolle Erfahrungen, die sie erst nach Abschluss ihres beruflichen Lebens und/oder einer schwierigen Lebensphase (Verantwortung üfr die älter werdenden Eltern o.ä.) in unsere Kirche einbringen können. Warum eigentlich nicht?

  7. Die Jugendgottesdienste in Hatzfeld sind wirklich ein gelungenes Beispiel dafür, dass wir nicht nur Gottesdienste brauchen, die meiner Generation (*1958) gefallen. Die Form, die Musik und der Stil von Gottesdiensten darf und muss sich auch an dem orientieren, was Jugendlichen und jungen Erwachsenen entspricht. Manchmal erlebt man dabei ja auch, dass auch ältere Gemeindeglieder an diesen Gottesdiensten durchaus Gefallen finden.

    Schwierig und schmerzhaft ist, dass gerade in struktur- und finanzschwachen Gemeinden, der bisherige Gebäudebestand nicht erhalten werden kann. Wie sehen dann Lösungen aus, die finanzierbar sind, aber bewährte Arbeit nicht beschädigen? Diese Entscheidungen kann man nur vor Ort gemeinsam treffen. Ich hoffe, dass das gelingt.

  8. Ich bin jetzt seit 20 Jahren Presbyter und finde die Altersbegrenzung richtig. Mit Sicherheit mag es Ausnahmen geben, aber der Altersstarrsinn wird auch mich heimsuchen, wenn ich älter werde. Von daher finde ich es gut, dass man verdienten Presbytern nicht irgendwann nahe legen muß, doch bitte nicht mehr zu kandidieren sondern über eine sinnvolle Altersgrenze das Ausscheiden geregelt ist. Auf der anderen Seite muß sich dann auch niemand in diesem Alter verpflichtet fühlen, weiter zu machen, nur weil es mal wieder an geeigneten oder willigen Kandidaten mangelt.

  9. Ich habe dieser Position lange Jahre viel abgewinnen können, sehe aber aus grundsätzlichen Überlegungen nicht mehr, dass wir dauerhaft mit dem Vorwurf der „Altersdiskriminierung“ gut leben können. Ich meine, dass wir allerdings zuerst über eine Veränderung des Presbyteriumswahlrecht nachdenken müssen, damit wir vermeiden, dass in mehr als 40% der Gemeidnen gar nicht mehr gewählt wird. Hier beginnen in Kürze die Beratungen, an denen sich – so ist die Planung – auch Gemeidneglieder beteiligen können. Schauen wir, was die Mehrheit will.

  10. Wie wäre der Gedanke, wenn sich die Freiwilligen höchstens für 2 Wahlperioden wählen lassen könnten? Dann wüßte Jeder von vornherein, das dieses besondere Amt seine Zeit hätte. Die Vorwürfe, dass die Kirche die älteren Menschen diskriminiert wäre dann nicht mehr gegeben. Es käme mehr Bewegung in die Presbyterarbeit und es gäbe keine Menschen, die sich damit
    „Auszeichnen“ 20 Jahre diese Presbyterarbeit getan zu haben. Solange die Kirche Altersgrenzen setzt, so lange muss sie sich es gefallen lassen, dass man ihr „Altersdiskriminierung“ vorwirft. Wäre der Weg der Zeiteinschränkung nicht ein Weg der Gerechtigkeit allen gegenüber.
    Noch eine Frage zu dem Wort Mehrheit..wenn 9 % nur zu einer Presbyterwahl gehen, wo liegt da die Mehrheit? Eine große Aufgabe ist es erst einmal, die Gemeindemenschen davon zu überzeugen zur Presbyterwahl zu gehen.
    Wenn nur 9% gehen, sind wir ein armseeliger Haufen. (Entschuldigung, aber so ist es.)

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