22. Dezember 2014 von Manfred Rekowski
Dies ist der Gruß an diesen Festtagen, den ich gerne auch an Sie hier im Blog weitergeben möchte.
Zwei Termine sind mir am Heiligabend wichtig. Am Vormittag besuche ich ein Hospiz, am Nachmittag werde ich in der Düsseldorfer Johanneskirche predigen.
Mit meinem Besuch im Hospiz möchte ich daran erinnern, dass Gott auch an diesem Ort zur Welt kommt. Nicht mit Macht, sondern ohnmächtig – auch dafür steht das Kind in der Krippe. Gott kommt mitten ins Leben, am Anfang, in der Mitte und eben auch am Ende des Lebens.
Die Weihnachtsfeier im Hospiz geschieht im Bewusstsein, dass es die letzte in diesem Kreis der Gäste sein wird. Es wird gefeiert, geweint und gelacht. Man spürt, wie kostbar das Leben ist.
Wir alle sind von Gott wertgeschätzt, wir sind ihm kostbar. Unser Wert richtet sich bei Gott nicht nach unserem Nutzen, den wir noch für andere, für die Gesellschaft, für die Wirtschaft erbringen können. Auch dafür steht für mich Weihnachten.
Dies ist für mich der Brückenschlag zum Predigttext für Heiligabend, einen Gedanken aus der Predigt möchte ich hier mit Ihnen teilen.
Wir leben alle in einer Welt, in der wir sehr oft eingeschätzt werden. Auch in der Weihnachtsgeschichte geht es um Einschätzungen und Abschätzungen. Der Ausgangspunkt der Weihnachtsgeschichte ist ein Gebot des Kaisers Augustus, „dass alle Welt geschätzt würde.“
Diese Schätzung hatte einen klaren Zweck. Es sollte die wirtschaftliche Leistungskraft aller Bürger festgestellt und natürlich auch (aus-)genutzt werden. In den römischen Provinzen müssen durch Steuern die horrenden Militärausgaben, die Prachtstraßen, die Bürokratie und die Denkmäler des Kaisers Augustus bezahlt werden. Es ging bei dieser Steuererhebung um Wertschöpfung und nicht um Wertschätzung.
Der Evangelist Lukas hat seine Weihnachtsgeschichte mit Absicht als Gegengeschichte zur Weltgeschichte erzählt, er erzählt die Weihnachtsgeschichte als eine wohltuende, befreiende Gegengeschichte zu den Geschichten unserer Schätzungen. „Euch ist heute der Heiland geboren.“
Gott schätzt die Lage der Welt so ein, dass sie Rettung nötig hat. Rettung nicht durch eine machtvolle, oder gar gewalttätige Intervention, sondern durch ein wehrloses Menschenkind, das in einer Krippe zur Welt kommt.
Der Kaiser lässt schätzen: einschätzen und abschätzen. Er zählt, was in harter Währung zählbar ist.
Gott dagegen schätzt in ganz anderer Weise: Mit der Geburt seines Sohnes sagt Gott uns allen: Du wirst von mir nicht registriert und eingeschätzt, sondern du bist geliebt, geschätzt, wertgeschätzt.
Diese Wertschätzung Gottes gilt allen, unabhängig von ihrer Leistungskraft.
Hier denke ich besonders an die Menschen, die auf der Flucht sind. Häufig wird die Frage gestellt, was bringen uns Flüchtlinge? Man sieht dann nur die Kosten, die sie verursachen. Aber: Auch wer alles verloren hat, nichts mehr hat, nur das Leben hat retten können, ist bei Gott ein wertvoller Mensch.
Wen Gott so wertschätzt, denn sollten wir ebenso achten und auch bei uns willkommen heißen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen frohe Weihnachten.
PS: Wenn Sie meine Predigt lesen wollen, verlinke ich sie hier, wenn ich sie gehalten habe.
Von: Manfred Rekowski