17. Mai 2013 von Manfred Rekowski
„Kirche und Geld“ ist für viele ein heißes Eisen. Zunehmend wird öffentlich diskutiert, ob es in Ordnung sei, dass der Staat trotz entsprechender rechtlicher Regelungen für die christlichen Kirchen die Kirchensteuern – gewissermaßen die Kirchenmitgliedsbeiträge – einziehen darf. Oft wird dabei verschwiegen, dass die Kirchen diese Dienstleistungen bezahlen. Diesen Diskussionen müssen wir uns verstärkt stellen – und wir können das durchaus auch offensiv tun.
Doch es gibt beim Thema „Kirche und Geld“ auch ganz andere Aspekte. An eine hoffnungsvolle Erfolgsgeschichte, wurde ich heute erinnert: Einzelne Christen, verschiedene Kirchengemeinden und Kirchenkreise, aber auch die Evangelische Kirche im Rheinland legt Geld bei Oikocredit an. Oikocredit finanziert mit dem Geld der Anlegerinnen und Anleger Investitionen von Partnerorganisationen. In der Regel werden Genossenschaften und mittelständische Unternehmen gefördert, die so Menschen in rund 70 Ländern zu einem Einkommen verhelfen. Die Arbeit von Oikocredit löst natürlich nicht alle Probleme, aber es werden so doch eine Menge Hoffnungsgeschichten geschrieben.
Aus dem Bereich der Evangelischen Kirche im Rheinland (also nicht nur von Kirchenmitgliedern) ist derzeit ein Betrag von rund 80 Millionen Euro bei Oikocredit angelegt. Diese Form der Geldanlage bringt verlässlich zwei Prozent Dividende. Wer sein Geld so für andere arbeiten lässt, kommt nicht in Versuchung, gierig nach immer mehr Gewinn zu fragen.
Mich wundert ja, daß die Kirchen, obwohl sie für die Dienstleistung der Steuererhebung bezahlen, sich nich dagegen wehren, daß der Austritt nochmals Geld kostet, für diejenigen, die austreten. Denn eigentlich sollte der Verwaltungsaufwand dafür ja bezahlt sein. Und so setzt man sich der Kritik aus, denn viele Menschen wissen gar nicht, daß hier der Staat kassiert und nicht die Kirche. So kommt es dann dazu, daß die Meinung weit verbreitet ist, die Kirche sei der einzige „Verein“, der für den Austritt nochmal Geld verlangt…
Das ist wirklich ein heikler Punkt: Der Staat erhebt eine Gebühr (http://www.justiz.nrw.de/BS/rechta_z/K/Kirchenaustritt/index.php) und kritisiert wird für diese Praxis die Kirche. Diese Form der Arbeitsteilung“ ist nicht ganz gelungen. Wir sollten als Kirche darüber nachdenken, ob wir hier eine Veränderung erreichen können.
ein ganz heißes thema. ich denke oft: die kirche treibt nicht ein – sie lässt via staat eintreiben. dabei unterscheidet sie nicht zwischen karteileichen und gläubigen christen. fakt ist: das zahlen der kirchensteuer entscheidet darüber, ob man mitglied der kirche christi ist oder nicht.
Richtig ist, dass die Kirchen die Kirchensteuern gegen Zahlung einer angemessenen Gebühr (in der Regel 3% – vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Kirchensteuer_(Deutschland) – durch die Finanzämter einziehen lassen. Falsch ist jedoch, dass das Zahlen von Kirchensteuern darüber entscheidet, ob man Mitglied der Kirche ist. Zur Kirche gehört man durch die Taufe. Wir gehen davon aus, dass rund 1/3 der Kirchenmitglieder kirchensteuerzahlungspflichtig sind. Über Nähe und Distanz zur Kirche und über die Beteiligung am kirchlichen Leben entscheiden evangelische Gemeindeglieder eigenständig.
lieber herr rekowsi,
vielen dank für ihr statement. ihr link hat mich auf zahlreiche kritikpunkte aufmersam gemacht, die mir kirchensteuerzahlende und bekennende christin noch gar nicht bekannt waren. jetzt bin ich noch bedrückter. kirche, quo vadis?
das klingt etwas theatralisch, ich weiß. vieleicht findet ihr link noch weitere leser.