Jerusalem – Ort der Begegnung oder Ort des Konflikts?

11.12.2017

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11. Dezember 2017 von Barbara Rudolph Jerusalem Dreizehn Jerusalemer Kirchenführer haben einen offenen Brief an den amerikanischen Präsidenten Donald Trump geschrieben, weil er Jerusalem als Hauptstadt Israels ...

11. Dezember 2017 von Barbara Rudolph

Jerusalem
Jerusalem

Dreizehn Jerusalemer Kirchenführer haben einen offenen Brief an den amerikanischen Präsidenten Donald Trump geschrieben, weil er Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannt hat. Diesen Brief habe ich auch als Kopie erhalten, er ist ein Aufschrei, ein Appell, unterschrieben von palästinensischen Kirchenführern aus dem Heiligen Land, das „Who is Who“ der christlichen Ökumene,  unter ihnen auch Munib Younan, der lutherische Bischof der kleinen palästinensischen Kirche in Jordanien und dem Heiligen Land.

Es ist die dringende Bitte der Bischöfe und Patriarchen aus Jerusalem, den Status Jerusalems in den zukünftigen Friedensverhandlungen zu klären und nicht einseitige Entscheidungen zu treffen. Der dringende Appell der Kirchenführer ist höflich und freundlich, aber zugleich mit Drängen und Verzweiflung geschrieben. Bischof Munib Younan weiß, was auf dem Spiel steht.

Ich habe ihn noch vor Augen, als ich ihn das letzte Mal sprach: Der lutherische Bischof der kleinen palästinensischen Kirche in Jordanien und dem Heiligen Land steht in seinem Amtssitz mitten in der Jerusalemer Altstadt. Jeden Tag ziehen Ströme von christlichen Pilgerinnen und Pilgern an seinem Büro vorbei zur Grabeskirche. Orthodoxe Juden aus Jerusalem und aus aller Welt, vor allem aus den USA, pilgern in die andere Richtung  zur Klagemauer. Am Felsendom über der Klagemauer versammeln sich Muslime aus Jerusalem und Umgebung und muslimische Pilgerinnen und Pilger aus aller Welt. Jeden Tag finden  Menschen an diesem für sie heiligen Ort tiefen Frieden in ihrer Seele – aber es vergeht auch kein Tag, an dem es nicht Konflikte zwischen den Bewohnerinnen und Bewohnern der Stadt gibt: Menschen zweier Völker und dreier Religionen.

Bischof Munib Younan bemüht sich unentwegt um Ausgleich und Versöhnung. Es ist nicht leicht, aber er erreicht die jungen wütenden Männer und die verzweifelten Frauen in seinem palästinensischen Volk. Er sucht das Gespräch mit jüdischen Verbündeten und mit christlichen Partnern  in Jerusalem und in aller Welt. Younan hat die Vision eines gerechten Friedens. Darum hat sein Wort für unsere Kirche Gewicht. Wir beten mit ihm, was die Engel auf den Feldern zu Weihnachten gesungen haben: „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden!“ Mit diesen Worten der Weihnachtsbotschaft appelliert er mit seinen Bischofskollegen an den Präsidenten der USA, den Status Jerusalems nicht ausschließlich als Hauptstadt Israels festzuschreiben. Des Bischofs Vision ist, dass der Ostteil der Stadt Hauptstadt des zukünftigen Staates Palästina sein wird. Nicht umsonst hatte die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland 2016 gefordert, dass die deutsche Regierung den Staat Palästina anerkennen möge, damit endlich wieder Schritte in Richtung einer gleichberechtigten Zwei-Staatenlösung unternommen werden.

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