9. September 2014 von Manfred Rekowski
Die Haushaltskonsolidierung, zu der wir als Kirchenleitung nun einen Vorschlag gemacht haben, wird zu Veränderungen innerhalb unserer Evangelischen Kirche im Rheinland führen. Zunächst geht es um Finanzen, auf landeskirchlicher Ebene müssen wir erhebliche schmerzliche Einsparungen vornehmen, aber es geht auch um die inhaltliche Ausrichtung unserer Kirche: Wie wollen wir in unserer pluralen und säkularen Gesellschaft Kirche Jesu Christi sein?
Orientierung gibt uns dabei unsere Kirchenordnung, die Verkündigung des Wortes Gottes und die Verwaltung der Sakramente stehen am Anfang des ersten Artikels, davon abgeleitet werden die wichtigsten Aufgaben und Dienste aufgezählt.
Diese werden von den drei Ebenen unserer Kirche wahrgenommen, von den Gemeinden, den Kirchenkreisen und der Landeskirche. Auf allen Ebenen haben wir einen gemeinsamen Auftrag. Es geht darum, welche Aufgaben die Landeskirche wahrnehmen soll und in welchem Umfang dies geschehen soll. Darüber wird unsere Landessynode zu beschließen haben. Einige Teilaufgaben werden wir aufgeben müssen, bei anderen werden wir Schwerpunkte anders setzen wollen, in wenigen Bereichen wagen wir auch, Neues zu beginnen.
Diese inhaltliche Ausrichtung ist eine Gestaltungsaufgabe der Landessynode, zu der die Kirchenleitung mit dieser Vorlage einen Vorschlag gemacht. Haushaltskonsolidierung ist notwendig, aber wir brauchen auch eine Vision von Kirche. Die fünfte Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der EKD zeigt allzu deutlich, dass bei evangelischen Kirchenmitgliedern in der Gesamtheit die Verbundenheit mit der Kirche und die religiöse Sprachfähigkeit kontinuierlich abnehmen. Ein zentraler Grund hierfür liegt in der abnehmenden Breitenwirkung der religiösen Sozialisation, je jünger die Befragten sind, umso seltener geben sie an, religiös erzogen worden zu sein, so die Untersuchung.
Gleichzeitig steigt die Zahl derjenigen leicht, die sich mit ihrer Kirche sehr oder ziemlich verbunden fühlen. So lässt sich auch der Titel der Studie „Engagement und Indifferenz“ verstehen. Der Traditionsabbruch bei religiöser Erziehung führt zu einer sinkenden Verbundenheit mit der Kirche und zu einer Indifferenz, während diejenigen, die wir als Kirche erreichen, engagiert und höher verbunden sind als früher.
Vor diesem Hintergrund stellt sich mir die Frage, welche Kirche wir uns wünschen. Wollen wir die kleine Zahl hoch engagierter Christinnen und Christen pflegen und die Breitenwirkung aufgeben oder haben wir den Anspruch, über die hoch Verbundenen hinaus alle Menschen anzusprechen und auch mit unseren Angeboten um die Indifferenten zu werben?
In der rheinischen Kirche haben wir uns bewusst entschlossen, missionarisch Volkskirche zu sein, d.h. uns nicht auf Kerngemeinden zurückzuziehen, sondern den Anspruch zu haben, in die Breite zu wirken. Deshalb müssen wir fragen, mit welchen Angeboten wir auf welcher Ebene am besten Menschen erreichen. Für die Landeskirche heißt dies: Wo können, wo müssen wir uns auf landeskirchlicher Ebene engagieren? Was müssen wir aufgeben, da unsere Mittel nicht mehr für alles reichen, was wünschenswert wäre? Wo können wir auf landeskirchlicher Ebene in die Fläche wirken, mit welchen Angeboten Multiplikatorinnen und Multiplikatoren erreichen, um so auch in Kirchenkreise und Gemeinden zu wirken?
Wir sind in einem Diskussionsprozess, gemeinsam müssen wir als Landeskirche diesen Weg finden, dazu haben wir als Kirchenleitung nun unseren Vorschlag gemacht.
Die Vorlage ist ein Gesamtvorschlag, so dass ich nicht einzelne Punkte als Beispiel herausgreifen möchte. Damit Sie unseren Beratungsprozess nachvollziehen können, haben wir unsere Kriterien in der Vorlage dargelegt, der Ständige Theologische Ausschuss wurde um Begleitung gebeten, da die Vorschläge inhaltlich und theologisch Weichen stellen.
Ich bin mir bewusst, wir reden nicht nur über Finanzen und eine inhaltliche Ausrichtung unserer Arbeit, unsere Vorschläge zur Haushaltskonsolidierung betreffen auch Mitarbeitende, die mit hohem Engagement ihre Aufgaben versehen. Wie in vorangegangenen Anpassungs- und Sparprozessen werden wir alles dafür tun, den Stellenabbau sozialverträglich zu gestalten.
Die Vorlage zur Haushaltskonsolidierung wird nun in den Ständigen Ausschüssen beraten, gleichzeitig lädt die Kirchenleitung an vier Orten zum Gespräch ein.
Aus diesen Rückmeldungen wird die Kirchenleitung dann eine Vorlage erstellen, über die die Landessynode im Januar 2015 berät und beschließt.
Von: Manfred Rekowski