Kraft, Liebe und Besonnenheit in der Corona-Krise

28.3.2020

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Präses Manfred Rekowski 28. März 2020 von Manfred Rekowski Vor mehr als einer Woche hat mich das Coronavirus ins Homeoffice gezwungen. Da wird einem plötzlich klar, dass man selbst ...

28. März 2020 von Manfred Rekowski

Vor mehr als einer Woche hat mich das Coronavirus ins Homeoffice gezwungen. Da wird einem plötzlich klar, dass man selbst auch zu einer der Risikogruppen gehört. Ein merkwürdiges Gefühl.

Vom Arbeitszimmer aus fällt mein Blick auf ein Altenheim. Für die Bewohnerinnen und Bewohner ist diese Zeit der Kontaktsperre besonders schlimm. Für sie ist doch jeder Moment der Begegnung mit geliebten und vertrauten Menschen so wichtig und wertvoll. Nicht nur ihnen fehlt die unmittelbare Begegnung mit Familienmitgliedern und Freunden. Mir auch.

Was ich aber auch sehe: Wo im Großen nichts mehr geht, da wächst die Hilfe im Kleinen. Überall lassen sich Menschen etwas einfallen! Da blühen und wachsen in der Krise z. B. Einkaufshilfen für Alte in der Nachbarschaft. Da gibt es abendliches Balkonsingen und eine Musikerin, die jeden Tag vor einem Altenheim ein Fensterkonzert gibt.

Obwohl sich Kirchengemeinden derzeit nicht zum Gottesdienst versammeln können: Gott ist da! Sowieso. Immer. Auch sein Bodenpersonal ist da: Pfarrerinnen und Pfarrer führen Seelsorgegespräche am Telefon, begleiten Verängstigte und Einsame. Gottesdienste werden im Internet übertragen. Gemeinden versorgen ihre Mitglieder mit ausgedruckten Anleitungen für einen Gottesdienst am Küchentisch. Ehrenamtliche „besuchen“ Ältere mit Hilfe des guten alten Telefons. Die Jungscharleiterin hält mit ihren Jungen und Mädchen Kontakt via Facebook und WhatsApp.

Gemeinde lebt, und diese gelebte Gemeinschaft stärkt viele, viele Menschen in diesen Tagen und Wochen. Um Gottes und der Menschen Willen leben wir auch in diesen Krisenzeiten, was die Bibel uns zusagt: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ Gott befohlen!

Foto: Präses Manfred Rekowski

Beiträge zu “Kraft, Liebe und Besonnenheit in der Corona-Krise

  1. Sehr geehrter Herr Rekowski,
    inwieweit setzt sich die ekir bei der Politik dafür ein, dass Gottesdienste wieder erlaubt werden, mit Abstand wäre das oft möglich. Ich fühle mich in meinem Grundrecht, der ungehindert Religionsausübung beeinträchtigt.
    Mit freundlichen Grüßen,
    Renate Reuter

  2. Das temporäre Verbot, sich zu Gottesdiensten zu versammeln, ist schmerzlich und trifft die Gemeindemitglieder ins Innerste. Doch es ist richtig, zum Schutz der gesamten Bevölkerung für einige Zeit auf gottesdienstliche und andere kirchliche Versammlungen zu verzichten.

    Wir haben im Vorfeld der politischen Beratungen unseren Wunsch nach einer vorsichtigen Öffnung der Kirchen eingetragen. Dazu finden heute und morgen weitere Gespräch statt, die es abzuwarten gilt.
    Die evangelische Kirche bringt in diese Gespräche Überlegungen ein, wie die weiterhin geltenden Schutzbestimmungen auch im gottesdienstlichen Leben strikt umgesetzt werden können. Wir gehen grundsätzlich davon aus, dass unter dieser Voraussetzung je nach räumlicher Situation in absehbarer Zeit auch wieder gemeinschaftliche Gottesdienste gefeiert werden können.
    Wir werden als rheinische Kirche bei aller verständlichen Sehnsucht nach unmittelbarer Begegnung nach wie vor verantwortlich handeln, um Kirchen nicht zu Zentren von Neuinfektionen werden zu lassen. Wir werden auch unsere nächsten Schritte, die sich aus den politischen Vorgaben ergeben, sorgsam abwägen. Eine mit unseren ökumenischen Partnern und anderen Religionsgemeinschaften abgestimmte Lösung ist uns dabei sehr wichtig.

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