Peru – mit der Kindernothilfe ein Blick hinter die Kulissen

18.6.2018

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„Neuen Städte“ - Armenvierteln in Lima 18. Juni 2018 von Barbara Rudolph Bei der Fußballweltmeisterschaft ist – seit 36 Jahren! – Peru dabei. Viel weiß ich nicht über das Land, außer so ...

18. Juni 2018 von Barbara Rudolph

Bei der Fußballweltmeisterschaft ist – seit 36 Jahren! – Peru dabei. Viel weiß ich nicht über das Land, außer so phantastischen Namen wie Inka und Machu Pichu. Jetzt war ich in dem südamerikanischen Land, um Freunde in der Hauptstadt Lima zu besuchen. Dank der Kindernothilfe mache ich mich an einem Tag auf den Weg in das Peru, das Touristen nicht kennen lernen.

Wie Schwalbennester hängen die Häuser am Berghang über Lima, eine Wohnlage mit atemberaubender Aussicht – ein Blick über die Stadt bis zum Pazifik. Aber mir nimmt der Anblick aus einem anderen Grund den Atem, man hat mir erklärt: „Beim nächsten Erdbeben werden 90 Prozent dieser Häuser den Hang runter rutschen und zerstört sein.“ Ich bin mit Verónica Rondón Rodriguez und ihrem Mann Warmolt Lameris unterwegs zu den „Neuen Städten“, den Armenvierteln in Lima, der Hauptstadt von Peru. Beide sind Architekten, seit über 20 Jahren engagieren sie sich in der Stadtentwicklung und haben einen besonderen Blick für die Anliegen der Armen.

„Begonnen hat es mit dem Bau eines kleinen Kindergartens. Als die Familien Vertrauen gewonnen haben, haben sie von den Kindern erzählt, die sie zu Hause lassen, den behinderten Kindern,“ erklärt mir Verónica Rondón Rodriguez. Inzwischen ist in dem Stadtteil San Juan de Miraflores ein Therapiezentrum für behinderte Kinder und Jugendliche entstanden. Als ich das umgebaute Wohnhaus betrete, sind Fabiano und drei andere Jungen mit autistischer Behinderung gerade dabei, Buchstaben zu sortieren. Aber es passiert noch mehr: Bewegungstherapie, Selbst- und Fremdwahrnehmung, Selbständigkeit und Konzentration – nach neuesten therapeutischen Ansätzen wird hier auf engstem Raum gearbeitet. Verónica Rondón Rodriguez erläutert mir: „Jeder Mensch muss zur Gesellschaft seinen Beitrag leisten. Das bedeutet für uns Inklusion.“ Familienangehörige sind in die Therapien einbezogen. Sie sind ein wichtiger Teil des Projektes „Aynimundo“, das inzwischen von der Kindernothilfe co-finanziert wird. „Mundo ist die Welt, ayni ist ein schwer zu übersetzendes Quechua Wort, vielleicht am besten so zu umschreiben: Ich helfe dir, damit du anderen helfen kannst,“ erläutert Warmolt den Namen des Projektes, „wir machen das, worum uns die Menschen hier bitten, wir machen nichts für sie sondern mit ihnen. Darum ist uns die Zusammenarbeit mit der Kindernothilfe so wichtig. Es bleibt das Projekt der Menschen hier vor Ort. Bei anderen Hilfsorganisationen hatten wir das Gefühl, uns wird das Projekt aus der Hand genommen. Bei der Kindernothilfe gibt es klare Kontrollen und Abrechnungen, aber sie sind flexibel und reagieren auf Veränderungen unkompliziert.“

Die Direktorin Verónica und ihr Mann haben schon wieder neue Ideen. Sie zeigen die Architekturzeichnungen für ein kleines aber fachgerecht eingerichtetes Therapiezentrum, das sie bauen wollen, um aus dem beengten ehemaligen Wohnhaus auszuziehen. Und sie nehmen mich noch mit in eine von ihnen gebaute Kinderkrippe, eine kleine grüne Oase inmitten der ohne jede Bauplanung errichteten Häuschen des Armenviertels. „Gewalt hat auch viel mit dem Umfeld zu tun, in dem Menschen leben“, erläutern mir die beiden Architekten, die nun auch Sozialarbeiter sind. „Darum sind solche Oasen so wichtig.“

Möglich wird das durch die Unterstützung der Kindernothilfe und anderer Institutionen aus Europa. Aber auch die Eltern zahlen kleine Beiträge für die verschiedenen Angebote und Baumaßnahmen. In Versammlungen werden die Finanzen offen dargelegt, eine ungewöhnliche Maßnahme in einem von Korruption geprägten Land.

Die Kindernothilfe wirbt für Projektpartnerschaften für 15 Euro pro Monat, für die Patenschaft eines Kindes mit 39 Euro pro Monat. Der Einblick in die Arbeit des Projektes „Aynimundo“ hat mir gezeigt, mit wieviel Phantasie Spenden vor Ort gezielt und sinnvoll genutzt werden.

Ja – und nun fiebere ich mit Peru bei der Fußballweltmeisterschaft – auch wenn der Auftakt nicht so gelungen war!

Foto: „Neue Städte“ – Armenviertel in Lima

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