24. Oktober 2013 von Manfred Rekowski
Was für eine Kirche dran ist, die glaubt, das Reich Gottes ist durch die Worte und Taten Jesu von Nazareth angebrochen, liegt auf der Hand:
- Menschen zu helfen, dankbar im Glauben zu leben und getröstet zu sterben
So lässt es sich in Anlehnung an den ersten Artikel des Heidelberger Katechismus beschreiben. Es beunruhigt mich und ist jedes Mal eine Herausforderung, wenn mir religiös interessierte und suchende Menschen erzählen – so wie neulich nach einem Gottesdienst– , dass sie trotz all unserer vielfältigen kirchlichen Angebote bei uns nicht fündig werden. Wie erreichen wir Menschen am besten mit der Botschaft von Jesus Christus?
Die Kirche Jesu Christi kann und darf nicht um sich selber kreisen, sondern ist immer auch Kirche für andere, so sagte es Dietrich Bonhoeffer. Was für eine Kirche dran ist, die an das kommende Reich des Friedens und der Gerechtigkeit glaubt, liegt deshalb ebenfalls auf der Hand:
• Sie engagiert sich für die Lebensperspektiven von Menschen, die in einer globalisierten Welt menschenunwürdig leben und ruft deshalb zu verantwortlichem Handeln in unserer globalisierten Weltwirtschaft auf, „Wirtschaften für das Leben“ heißt hier die Losung.
• Diese Kirche schaut nicht weg, wenn Flüchtlinge an den Außengrenzen Europas, in Syrien oder im Kongo zu Grunde gehen. Sondern organisiert Hilfe und wird zum Lobbyisten für die Menschenrechte.
Was für eine Kirche ökumenisch dran ist, die an Christus glaubt, der will, dass alle eins sind (Johannes 17,21ff), liegt auch auf der Hand:
• Gemeinsam auf die Quellen des Glaubens und die Herausforderungen unserer Zeit zu schauen und dabei das jeweilige Profil und die Gaben der anderen Kirchen zu achten.
Zurzeit wird in unserer Gesellschaft die Rolle der Kirchen stark hinterfragt. Das betrifft die Staatskirchenverträge und auch viele Lebensbereiche, in denen sich die Kirche im Sozialstaat engagiert. Auch hier liegt auf der Hand, was dran ist und was zu tun ist:
• Wir müssen weiterhin für umfassende Transparenz und Klarheit in finanziellen Fragen sorgen und Rechenschaft geben, wie wir mit anvertrautem Geld umgehen und auch Hintergründe differenziert erläutern.
• Wir sind bereit, uns auch auf neue Wege einzulassen, wie wir Kirche in unserer Gesellschaft des 21. Jahrhunderts sein können.
Schaut man auf das, was dran ist, dann wissen wir ziemlich genau, was zu tun ist. Als Kirche sind wir an Gott und den Nächsten gewiesen und sind eben nicht auf uns selbst bezogen. Dennoch scheint es zurzeit so, als ob wir uns in der Evangelischen Kirche im Rheinland im Moment vorzugsweise mit uns selbst beschäftigen.
Wir stehen vor einem Dilemma: wir müssen die anstehenden finanziellen Probleme verantwortungsvoll lösen, damit wir unseren Auftrag erfüllen können. Bei der Werkstatt Zukunftsfähigkeit trat das deutlich zu Tage. Ein Teil der Teilnehmenden wollte entschlossen am Bild der Kirche von morgen malen, der andere Teil endlich damit beginnen, die ungelösten finanziellen Probleme anzupacken, die unsere Handlungsfähigkeit gefährden.
Das ist keine Entweder-Oder-Entscheidung, sondern wir müssen beides tun.
Deshalb werden wir in Kirchenleitung und Landessynode uns nun auf das konzentrieren, was zur Sicherung der bestehenden Arbeit auf landeskirchlicher Ebene zu tun ist. Dabei wird es schmerzliche Einschnitte geben. Deshalb wurde die Landessynode zu einer außerordentlichen Tagung eingeladen. Dort wollen wir beraten, wie wir den Beratungsprozess durchführen und wie wir zu Entscheidungen kommen. Dies wollen wir so transparent wie möglich tun, denn es geht um Menschen, die bei uns arbeiten, und um Geld, das uns anvertraut ist. Als Kirchenleitung haben wir unsere Sicht auf unsere finanzielle Situation dargelegt, aber das Entscheidungsgremium in unserer rheinischen Kirche ist die Landessynode.
Wir müssen die finanziellen Probleme konzentriert angehen. Dies wird Kraft und Zeit kosten. Wir werden uns auch miteinander verständigen müssen, was unsere Kirche ausmacht, was uns Kirche Jesu Christi sein lässt. Deshalb werden wir uns auch mit uns selbst beschäftigen müssen. Aber: diese Beschäftigung ist kein Selbstzweck, sondern eine notwendige Klärung, damit wir Kirche für andere sein können.
Ich bitte Sie um Begleitung auf diesem Wege – durch Gebet und Mitdenken. Jetzt ist es dran, uns um Finanzen und Strukturen zu kümmern, damit wir nicht nur jetzt, sondern auch in Zukunft das tun können, was zu tun ist, nämlich Menschen zu helfen, im Glauben zu leben und Kirche zu sein für andere.
Von: Manfred Rekowski