Wir sind nicht allein mit unserer Not

24.3.2017

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Engel aus Pskow 24. März 2017 von Redaktion Was gibt Trost? Darüber denke ich nach, wenn ich etwa an den Absturz des German-Wings-Flugzeugs heute vor zwei Jahren denke. Alle ...

24. März 2017 von Redaktion

Was gibt Trost? Darüber denke ich nach, wenn ich etwa an den Absturz des German-Wings-Flugzeugs heute vor zwei Jahren denke. Alle 150 Insassen der Maschine wurden durch die Tat eines Einzelnen in den Tod gerissen. Mit einem Gefühl der Ohnmacht verfolgten wir die Nachrichten. Damals hatte ich zum Gebet aufgerufen: „Wir fühlen uns hilflos, Gott! Wir können nichts tun, nichts für die Toten, nicht viel für die Trauernden und auch nicht viel für uns in unserer eigenen Angst.“ Das Leben ist zerbrechlich, in Katastrophen wie dieser wird das spürbar, ebenso wie bei Terroranschlägen wie in Brüssel, Paris, Nizza, Berlin und jetzt in London.

„Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?“ So heißt es in Psalm 8. Im Angesicht  des Leidens fragen viele: Ja, was ist denn der Mensch schon Besonderes? Ein Spielball des Zufalls? Eine Laune der Natur? Wer durchschaut seine Abgründe? Wer gibt Trost? Der Psalmdichter stimmt in diesen pessimistischen Gesang nicht ein. Für ihn ist der Mensch etwas Besonderes, Ausgezeichnetes, beinahe Göttliches: „Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt.“ Das mag man angesichts der German-Wings- und anderer Katastrophen kaum nachsprechen. In der Tat ist es ein Zeichen menschlichen Ohnmacht, dass wir die Sprache verlieren, wenn uns ein Unglück trifft. Jedes Wort ist da zu viel, wissen Seelsorgerinnen und Seelsorger, die in solchen Situationen präsent sind. Seelsorge ist deshalb im Wortsinn nah bei den Menschen, weil – so glaube ich – Gott nah bei den Menschen ist.

Was hilft? Für die einen ist es Schweigen, für die anderen Schreien und Klagen. Manche suchen Stille und  Alleinsein, andere Ablenkung und Treffen mit nahen Menschen. Was tut gut? Das gemeinsame Erinnern, die Natur, Musik, das eigene Tempo in der Bewältigung der Katastrophe. Erklärungen bieten keinen Trost. So abgründig der Tod, so abgründig sind einzelne Menschen. Da gibt es nichts zu vertrösten, da gilt es Klage und Verzweiflung auszuhalten. Bei der Trauerfeier im Kölner Dom bekamen die Angehörigen einen kleinen Holzengel in die Hand: als Symbol, das ihnen sagt, dass sie nicht allein sind mit ihrer Not. Symbole verweisen auf Erfahrungen und Hoffnungen, dass es Größeres gibt als das, was uns beschwert und niederhält. Einen Weg zu finden, das Unannehmbare anzunehmen: das wäre schon Trost.

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