Diskussion bei Maybrit Illner am 25. Februar 2016 um 22:15 im ZDF

24.2.2016

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ZDF 24. Februar 2016 von Manfred Rekowski „Koalition der Wenigen – wer steht noch zu Merkel?“ – so lautet die Frage der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“, die sich ...

24. Februar 2016 von Manfred Rekowski

„Koalition der Wenigen – wer steht noch zu Merkel?“ – so lautet die Frage der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“, die sich mit der Flüchtlingspolitik in Deutschland und Europa beschäftigt.

Ich freue mich, in dieser Talkrunde mit SPD-Chef Sigmar Gabriel, dem ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, Melissa Fleming, Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR und Christoph Schwennicke, Chefredakteur des Magazins „Cicero“, zu diskutieren.

Die Sendung wird live am 25. Februar 2016 um 22:15 ZDF übertragen, hier finden Sie weitere Infos.

 

Beiträge zu “Diskussion bei Maybrit Illner am 25. Februar 2016 um 22:15 im ZDF

  1. Merkels Stunde, Kanzlerin der Getriebenen, Merkels-Dreier-Satz, Kanzlerin der leeren Händen? Ja, die Frage ist ungerecht. Probieren Sie mal, handfeste Dinge in Händen zu halten, wenn sie ständig die Raute machen müssen. Und das mit den leeren Händen stimmt auch nur, wenn sie aus Brüssel heimfährt. Viel Zeit bleibt der Kanzlerin nicht mehr, um sichtbare Ergebnisse und einen Erfolg in der Flüchtlingspolitik vorzuweisen. Va banque! Die Gesellschaft scheint immer mehr gespalten zu sein. Es ist eine gefährliche Entwicklung, der viel zu wenig und nicht energisch genug entgegengesteuert wird. Die Kanzlerin denkt nicht daran, einzulenken. Erst spät hat ihre Regierung damit begonnen, den Kampf aufzunehmen, um wieder die Kontrolle zurückzugewinnen und für geordnete Verhältnisse zu sorgen. Wir müssen aufpassen, daß unser Rechtstaat durch Fr. Merkel nicht in den Abgrund gerät!

  2. „Koalition der Wenigen … ?“
    Gehöre ich denn wohl zu den Wenigen ? Deutschland wird politisch regiert von einer großen Koalition. Und alle naslang sind wieder Wahlen, die die Richtung vorgeben. Das funktioniert demokratisch, so gut wie in nur wenigen Ländern dieser Welt.
    Und wenn Europa nun nicht mitzieht, muss Deutschland dann seinen eigenen Weg verlassen, und polnisch oder bulgarisch werden ?

    „Die Gesellschaft scheint immer mehr gespalten …“
    Woran soll ich diese Spaltung erkennen? Was hat da Luft dazwischen, wo vorher keine war, wo es vorher zusammen gewachsen war ?
    Jeder einzelne hat dieser Tage Fragen, was wichtig und was richtig ist ! Wie die meisten will ich helfen, wo es nötig ist. Wie jeder muss ich schau´n, dass ich nicht überfordert bin. Wie bei etlichen kommen in mir Sorgen auf, ob denn die Zukunft schön wird. Und pure Angst oder Wut, wie wenige sie haben, habe ich vielleicht auch schon erlebt, an anderer Stelle.

    Meine Seele sucht das Gleichgewicht. Beide Waagschalen sollen ausgewogen sein. Und wenn ich Argumente für die eine Seite finde, dann brauche ich auf der anderen Seite auch neue Argumente. Und wenn ich die nicht finde, dann muss ich von der ersten Schale wieder Argumente wegwischen.

    Und wenn ich Argumente suche, dann schau ich in die Bibel, besser als in die Überschriften der Zeitung.
    „Herr mach´mich zu einem Werkzeug Deines Friedens!“

  3. Hallo, ich denke, die Gesellschaft ist schon gespalten und unser Rechtsstaat befindet sich auch schon auf Talfahrt. Es fehlt nur noch der Knall.
    Zu viel ist Merkel im Parlament durchgewunken worden, zu viel haben die Medien zu ihrer menschenverachtenden neoliberalen Politik geschwiegen, zu oft hat sich Merkel benommen wie eine feudalistische Großfürstin.
    Man könnte fast sagen, bei Merkel gibt zu viele „zus“ zu wenig, zu viel, zu langsam, zu schnell, zu plötzlich…
    Aber man konnte es wissen. Im Jahre 2005, zum 60. Geburtstag der CDU sagte sie:“Denn wir haben wahrlich keinen Rechtsanspruch auf Demokratie und soziale Marktwirtschaft in alle Ewigkeit.“ Sie hat, wie man sieht, bis heute gute Arbeit geleistet. Alle EU-Länder liegen miteinander im Streit, in DE brennen wieder Flüchtlingsunterkünfte, Griechenland weiß nicht wohin mit den vielen tausenden Menschen und Merkel sieht sich als Mutter der Flüchtlinge, die sie vorher per Werbung im syrischen TV eingeladen hat, nach DE zu kommen. Vielleicht muss sie deshalb auch die Grenzen offen halten. Wer weiß ?

    Werde auf jeden Fall heute Illner gucken – bin gespannt was Herr Rekowski sagt.

  4. „Respektabel, dass eine Stunde Flüchtlingsdiskussion im Fernsehen ohne Islamfeindlichkeit auskam.“

    Sehr geehrter Herr Wessler,

    da stimme ich schon mit Ihnen überein. Mit der einen Hälfte: Islamfeindlichkeit ist sicher unangebracht.
    Dennoch, die Auseinandersetzung der deutschen Kirchen mit dem Islam ist überfällig. Nicht jedoch, weil diese grundsätzlich stattfinden müsste, sondern weil diese Kirchen in der letzten Zeit sich darin engagieren, die Gemeinsamkeiten von Islam und Christentum als zwei der drei ‚Religionen des Buches‘ herauszustreichen.

    Nach 15 Jahren lokalen Arbeiten und Lebens in einem islamischen Land zählen wir einige Muslime, auch strikte Muslime, zu unseren guten Freunden. Anekdoten im positiven Sinne würden Seiten füllen. Es bleiben aber auch Aspekte, die bedenklich stimmen.
    Von all den überzeugten Muslimen die wir kennengelernt haben, hat nicht einer nicht betont, dass es die religiöse Aufgabe des Islam ist, festgelegt in den drei basalen Quellen zum islamischen Leben, dass die ganze Welt von Muslimen regiert werden muss, dass ein Muslim grundsätzlich von Muslimen regiert werden muss, dass andere staatliche Ordnungen zu bekämpfen sind, und Religionsfreiheit für die Angehörigen der Religionen des Buches besteht. Diese müssen dann einen Zins dafür bezahlen, dass sie ihre Religionsfreiheit in der muslimische Weltherrschaft, dem Kalifat, ausüben dürfen.
    Natürlich unterscheiden sich die Muslime wie Tag und Nacht, was das ‚Bekämpfen‘ der nicht-Scharia-basierten Ordnungen betrifft. Und 99,9% der Muslime sehen da rein friedliche Mittel als einzig zugelassen. Und finden auch überhaupt nicht, dass das sofort oder in ihrem Leben geschehen muss. Die Aufgabe allerdings bleibt dennoch bestehen.

    Nun können Sie natürlich der Meinung sein, dass meine Ausführungen ebenfalls ‚islamfeindlich‘ sind. Das wäre dann Ihre Meinung, die Sie haben dürfen. Wenn Sie uns kennen würden, und unsere durchweg sehr guten Erfahrungen während dieser 15 Jahre miterleben dürften, könnten Sie allerdings kaum noch dieser Meinung sein – wenn Sie die jemals gehabt hätten.

    Die Frage, die sich hier stellen muss, ist eher hermeneutischer Kategorie zuzurechnen. Sind Texte, die Wahrheiten enthalten, die in objektiver Art einem Wissenschaftsgebäude entlehnt sind und mir, einer Gemeinschaft oder einer Lehrmeinung zuwiderlaufen, deshalb ‚xyz-feindlich‘?

    Diese Diskussion erinnert mich so fulminant an ähnliche aus meiner Studienzeit vor 40 Jahren: Wenn ich sage, dass Männer schneller beim 100-m-Lauf sind als Frauen, ist das dann ‚frauenfeindlich‘?
    Kann ich dem abhelfen, wenn ich stattdessen sage: „Männer sind schneller im 100-m-Lauf als Frauen, aber dafür können Frauen andere Dinge besser.“?

    Ja, ich finde schon dass klare Positionen zum Islam gefasst und auch vertreten werden müssen. Allerdings wirklich keine islamfeindlichen! Also keine Märchen aus Tausend-und-einer-Nacht; aber klare Positionen zum Beispiel zur Religionsfreiheit. Und nicht nur der Angehörigen der Religionen des Buches, und auch nicht unbedingt unter muslimischer Herrschaft, und nicht als Bürger zweiter Klasse, die Steuern zahlen müssen.

    Wenn Sie das Thema mittlerweile Leid sind, ein anderes: Die vielzitierten 72 Jungfrauen. Noch müsste ich dem ersten gläubigen Muslim begegnen, der die Richtigkeit der Aussage anzweifeln würde, dass jemand der in der Verteidigung von Allah oder dem Propheten sein Leben lässt, im Jenseits von 72 ‚huri‘ versorgt wird.
    Nun gut, eine befreundete Arabistin hat uns angelegentlich erklärt, dass sich die Bedeutung des Wortes im Arabischen verschoben hat, und zu Zeiten des Propheten mit diesem Wort eine ‚weiße Frau‘ gemeint war, im Sinne der Aufopferung, mit weißer Kleidung.
    Bin ich islamfeindlich, wenn mich das dennoch bedenklich stimmt? immerhin ist ja genau dieser Punkt der Angelpunkt, der die Attentäter in Frankreich und anderswo umgetrieben hat, ihnen die Angst vor dem Tod nahm. Und auch die meisten Soldaten der IS motiviert.

    Fragen Sie besser nicht das inoffizielle Oberhaupt der Muslime in Al-Azhar oder den Vorsitzenden des Zentralrates der Muslime in Deutschland danach. Sie erhalten dann die Interpretation einer persönlichen Lehrmeinung. Eine Distanzierung von der Kernaussage werden Sie nicht erleben.
    Das muss aber alles auch gar nicht! Ein friedliches Zusammenleben mit Muslimen ist sehr wohl möglich, das brauche ich nicht zu betonen. Grundlage dazu muss unserer Meinung aber eine klare Positionsabklärung sein, der die Religionsausübung komplett auf das individuelle und persönliche Leben beschränkt.

    Und bevor ich es vergesse: der Islam beschreibt sich selbst eben nicht als Religion, sondern als ‚dîn‘, ein Wort das im Deutschen keine Entsprechung hat, und im Englischen als ‚way of life‘ zu übersetzen ist. Der Islam schreibt eben im Gegensatz zu den anderen mir bekannten Religionen keine individuellen Handlungen vor, sondern kollektive Handlungen. Und die Gnade Allahs bemisst sich eben nicht nur an den Worten und Taten des Individuums, sondern wird mehr, wenn die Gemeinschaft, und nicht nur die Religionsgemeinschaft, sich an die Bestimmungen des Islam hält.

    Wie gesagt, alles soweit in Ordnung. Aber genau deshalb muss die Kirche ganz deutlich Position beziehen – wenn sie sich nicht im Sinne des Textes oben einfach unterordnen lassen will.

  5. Sehr geehrter Herr Rekowsiki,

    ich bewundere Sie, daß Sie es ausgehalten haben, die Stoiber-Hampelshow bis zum Ende mit anzusehen.

    Leider wurde Ihnen von der total überforderten Frau Illner keine Möglichkeit gegeben, sich ungestört zu äußern.

    Mit freundlichen Grüßen

    Karl Boelke

  6. Lieber Herr Dippel,
    dieser Tage wird mir deutlich, wie wenig ich kenne vom Islam und vom Koran, und worum ich mich bemühen will.
    Es liegt mir völlig fern, Ihrer sehr differenzierten Sicht Islamfeindlichkeit zu unterstellen.

    Es ist die Demut vor dem Andersartigen, die mir immer wichtiger wird. Und dazu wünsche ich mir klare Unterscheidung zwischen gläubigen Moslems und der „Achse des Bösen“, wie G.Bush sie nannte und damit in unsere Köpfe pflanzte, wie sie in Talkshows immer wieder vermischt wird.

  7. Sehr geehrter Herr Wessler,

    Danke für Ihre Rückmeldung!

    Mea cupla maxima. Der Satz

    „Der Islam schreibt eben im Gegensatz zu den anderen mir bekannten Religionen keine individuellen Handlungen vor, sondern kollektive Handlungen.“

    ist von mir falsch geschrieben worden. Natürlich sollte es richtigerweise heissen:

    „Der Islam schreibt eben im Gegensatz zu den anderen mir bekannten Religionen *nicht nur* individuelle Handlungen vor, sondern *auch* kollektive Handlungen.“

    Nochmals mit der Bitte um Entschuldigung!

    Uwe Dippel

  8. 1. Ja richtig, Herr Boelke. Aber bei Leuten, die wie Herr Stoiber oder Frau Petri Ihre Chancen in einer Diskussion nur darin sehen, alles nieder zu brüllen und dadurch keine richtige Diskussion zuzulassen, ist es schwer, angemessen zu reagieren. Sowohl bei der Moderatorin als auch bei den Diskussionsteilnehmern.
    2. Lieber Herr Dippel, vielen herzlichen Dank für Ihre (nach 15 Jahren Aufenthalt in einem islamischen Land ja wohl auch sachlich fundierten) Ausführungen.

    Ich habe zwar nie in einem islamischen Land gelebt, mich aber während vieler Jahre intensiver Flüchtlingsarbeit in der evangelischen Kirche mit dem Islam befasst.

    In einer Diskussion auf dem Internetportal evangelisch de wollte eine Muslima die Bibel mit dem Koran vergleichen. Ich habe ihr zurückgeschrieben, dass das nicht möglich ist, weil man Äpfel nicht mit Birnen vergleichen kann.
    Der Herr unser Gott hat uns seinen Sohn gesandt, damit wir seine Liebe erfahren. Der Koran bestreitet das heftig und nachhaltig.

    Jesus Christus hat Liebe nicht nur gepredigt, er hat die Liebe gelebt. Mohammed hat nach strategischen Gesichtspunkten Karawanen überfallen mit dem Ziel, Beute zu machen. Das er dabei Tote und Verletzte billigend in Kauf genommen hat, ergibt sich zwangsläufig.

    Und auch was die Distanzierung von den Gewalttaten der Mörderbanden, die den Islam so nachhaltig diskreditieren, betrifft, muss ich Ihnen leider zustimmen. Ich habe nach einer Veranstaltung des Kirchentages in Stuttgart Herrn Mazyek gefragt (eine Unterhaltung kann man dieses Gespräch im Nachhinein nicht nennen), wie ER zu einer Distanzierung zu den Gewalttaten steht und ob nicht auch mal eine Demonstration der in Deutschland lebenden Muslime angebracht sei. Er hat mich derart abblitzen lassen, wie ich es nie erlebt habe.

    Und trotzdem: Ein friedliches Zusammenleben mit Muslimen hier in Deutschland ist sehr wohl möglich. Da stimme ich Ihnen absolut zu. Leider muss man das in den heutigen Zeiten, in denen der Hass und die Fremdenfeindlichkeit schon in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind, immer wieder betonen.

    Ich bin kein Nazi, weil ich Deutscher bin und „DIE“ Muslima oder „DER“ Moslem ist nicht radikal, weil sie oder er Muslime sind.

    Und wegen all dieser Differenzen, die Sie und ich aufgezeigt haben, muss die evangelische Kirche nicht nur deutlich, sondern auch dezidiert und selbstbewusst Stellung beziehen.

  9. Bei Illner wieder so ein Kirchenvertreter,der sich frömmelnder Weise nur als Christ mit der Flüchtlingssituation auseinandersetzt.Auch das C bei der CDU anprangert,ohne zu bewerten,daß die Parteien eine Verpflichtung gegenüber Deutschland haben
    Es wurde bei Illner deutlich,daß eine richtige Lösung nur heißen kann Frieden in allen Brennpunkten der Welt.
    hier gibt es überall auch in der Bevölkerung Übereinstimmung und keine Zweifel.
    Aber es muß jetzt sofort etwas geschehen um die Völkerwanderung zu stoppen.
    Es gibt hier die humane und die Vernunftseite.Ich habe mich für die Vernunftseite entschieden,wie viele europäische Länder.Es müssen harte Maßnahmen ergriffen werden um die Völkerwanderungen zu stoppen
    Es nützt niemenden,wenn unser Land im Chaos versinkt.
    Ich lasse mir nicht von Schöngeistern erzählen z.B.daß hier eine Chance und Vielfältigkeit liegt.
    Auch beim Lottospiel gibt es eine Chance eben nur mit wenig Wahrscheinlichkeit.
    Die nächsten Wahlen werden die Richtung weisen und schuld daran sind auch die Kirchen mit ihrer Duselei.
    Es ist mir schleierhaft wie christliche Kirchen so leichtfertig mit dem Thema Islam umgehen können.
    Ist euch nicht bewußt,daß diese Religion viel aggressiver agiert.Mir ist jede Art von Extremismus suspekt.Der Islam wird das Christentum vernichten.
    Wegen der undifferenzierten Haltung der evangelischen Kirch überlege ich mir den Austritt.Auch die Presse finde ich zum kotzen,wie sie uns Bürger dumm halten will.Leider fallen viele auch Helfer auf diese Parolen herein.

    Mit Grüßen

    Werner Beck

  10. Lieber Herr Beck,

    wenn bei Maybrit Illner die Fluchtursachenbekämpfung wieder einig scheint, dass in Syrien und natürlich auch allen anderen „Brennpunkten der Welt“ einkehren müsse,
    dann würde ich gerne unterscheiden:

    In Politik und Talkshows wird diese Art Frieden als Bedingung genannt, damit das Leben hier bei uns wieder geordnet gehen kann und unser Land nicht im Chaos versinkt. Der Frieden wird hier als Mittel zum Zweck gesehen.

    Für mein Verständnis von Christentum zählt der Frieden allerdings zu den Zielen und meint nicht nur die Abwesenheit von Krieg. Der Unfrieden reicht für meine Begriffe heute eben deutlich bis zu uns, wenn es salon- und mehrheitsfähig würde, die Scheu vor allem Andersartigen untätig und veränderungsresistent und mit einem Fingerzeig auf alle möglichen anderen, die die Schuld daran tragen, zu einer Angst wachsen zu lassen, die am Ende gipfelt in dem Satz: „Der Islam wird das Christentum vernichten.“

    Mit Nichten glaube ich soetwas. Gerade die Bibel, das Neue Testament und die Nachfolge Christi zeigen ja auf, wie ich alternativ mit meiner Angst und Sorge umgehen kann, und wer mir dabei hilft: Der allmächtige und gnädige, dreieinige Gott !!!

    All die lautstärksten Rufer und Wahlkämpfer nehmen für sich allein die „Vernunftsseite“ in Anspruch und verhindern so eine sachliche Auseinandersetzung in tagespolitischen Fragen und die Befriedung der Seelen aller.

  11. Sehr geehrter Herr Niemeyer,

    vielen Dank für das Lesen! 😉

    Im Grunde könnte ich stundenlang darüber reden (und schwadronieren), wie das alles miteinander zusammenhängt. Wie so oft im Leben ist die Wirklichkeit eben komplexer als ‚Gut‘ und ‚Böse‘.
    Es raubt mir manchmal die Nerven, wie naiv ein überwiegender Teil der Gesellschaft mit diesem Thema umgeht, das tatsächlich nur dialektisch verstanden richtig angegangen werden kann. Und dann raufe ich mir die Haare: wie kann es so viel Unverständnis geben?

    Anekdote: Nach den ersten Anschlägen in Paris, Charly Hebdo letztes Jahr, starrte das ganze Land auf den Vorsitzenden der Muslime in Frankreich wie ein Kaninchen auf die Schlange. Als er dann erklärte: „Dieser Islam ist nicht mein Islam“ kam das ganz große Aufatmen. Da wird offenbar die gleiche Sprache gesprochen, aber ein Verständnis bleibt vollkommen aus.
    Ein zufälliger Leser meiner Zeilen hier wird sich möglicherweise auch fragen, wie ich zu dieser Bemerkung komme, es sei doch ’nun alles klar‘. Oder ob ich vermute, dieser Herr habe gelogen?

    Hier zeigt sich doch das gesamte Unverständnis! *Natürlich* ist das nicht ’sein‘ Islam, und auch nicht der Islam von 99 Prozent der Muslime in Frankreich. Das hätte ich – wenn man mich gefragt hätte 😉 – schon vor dessen Erklärung sagen, und die Öffentlichkeit damit beruhigen können (nein, größenwahnsinnig bin ich nicht, nur als Beispiel, bitte)

    Aber das ist doch keine Entwarnung. Natürlich versteht dieser Herr und die 99 Prozent der Muslime in Frankreich etwas anderes unter ‚ihrem‘ Islam; da habe ich null Zweifel, und zwar etwas ganz anderes.
    Es hat nur niemand nachgefragt, „Und was dann?“ Und selbst wenn, wäre man mit jeder Aussage befriedigt gewesen, weil dieser Herr richtig, und ehrlich, Grundaussagen des Islam bestätigt hätte.
    Wie das mit den 72 huri ist, hat niemand gefragt, und ob diese Aussage stimme. Da wäre er mehr in die Bredouille gekommen. Ob denn die Attentäter zu den 72 ‚Jungfrauen‘ kommen, hat auch niemand gefragt. Er hätte wahrscheinlich ’nein‘ gesagt. Und wieso nicht? Vielleicht hätte er gesagt, weil die das verletzt haben, was Allah als das Höchste ansieht: ein menschliches Leben. Und dann hätte man ihn fragen müssen, wie es denn wäre, wenn sie das nicht als Attentäter, sondern als Angegriffene erlebt hätten und ihr Leben verloren hätten? Und dann hätte er sagen müssen: „Ja, 72 huri“.

    Seltsamerweise haben wir in Europa über Jahrhunderte religiöse Fragen ewig lange diskutiert, nachgefragt und nachgehakt, und versucht, jemanden zu überzeugen, oder das Gegenteil davon, und uns eingelesen, Russell gelesen, Dialektik studiert.
    In der Auseinandersetzung mit dem Islam tun wir das – unter vollkommener Vernachlässigung unserer theologischen Traditionen – unverständlicherweise überhaupt nicht. Stattdessen begnügen wir uns mit einem grob-holzschnittartigen und leicht verständlichen Bild, das wir uns von Muslimen aushändigen lassen.

    Meine sehr gute Freundin A., im Ausland, und eine 200% gläubige Muslima die in England studiert hat – das wäre jetzt Anekdote 2 – hat mich angerufen nach den Anschlägen und ihr Entsetzen mitgeteilt, dass so etwas und dann auch noch im Namen Allahs gemacht wurde. Und fügte hinzu, dass wir uns dennoch nicht so aufregen sollten, denn es seien weltweit nicht mehr als eine handvoll Idioten, die so drauf seien; und alle anderen Milliarden seien ‚true followers of Islam‘. Pause. Dann sagte sie: „Warum lasst ihr so etwas auch zu?? Ich kann das nicht verstehen! Du weißt doch, dass es verboten ist, Karikaturen von Allah oder dem Propheten anzufertigen! Soviel Respekt müsst ihr doch [vor uns] haben, dass ihr so etwas vermeidet und verbietet!“ „Du weisst doch, und würdigst das auch, dass wir hier in Europa Freiheiten haben?“ „Ja, natürlich, aber manche Sachen gehen eben einfach nicht, und das müsst ihr respektieren. Für ein friedliches Zusammenleben müsst ihr dann verbieten, dass der Prophet oder Allah beleidigt werden.“
    Natürlich verstehe ich ihre Meinung, kann weiterhin ein freundschaftliches Verhältnis pflegen, und weiß auch, wie mit jedem anderen Menschen auch, um die Grenzen. Das hat doch nichts mit Islam zu tun, Grenzen gibt es irgendwie zu jedem Menschen. Bloss bei Muslimen ist man ‚islamfeindlich‘ wenn man sie benennt.

    Herr Niemeyer, ich kann gut verstehen, warum es Herrn Mazyek nicht daran gelegen war, diese Diskussion weiterzuführen. Er wusste ja nichts von Ihrem Kenntnisstand und war lieber unfreundlich, als in eine missliche Lage zu kommen. Alleine schon eine Distanzierung in diesem Zusammenhang ist eine windige Sache. Er wird immer unterstützen, dass es diese Art von Kunst im öffentlichen Raum nicht geben darf. Sonst würde er von den Muslimen abgewählt, und das weiß er. Also könnte er sich nur von der Art und Weise distanzieren, mit der die Attentäter den Propheten gerächt haben.

    Schlimm finde ich, dass Leute wie Kretschmann, Marx, und auch der protestantische Bischof von München urplötzlich keine Dialektik mehr können – oder sogar wie in München ihre Kirche(n) den Muslimen für ‚ökumenische‘ Gottesdienste zur Verfügung stellen.
    So etwas ist nie verwerflich, solange es den Einzelnen betrifft. Hier aber geht es nicht um die Religion des Einzelnen, sondern wird als erster Schritt des ‚Marsches durch die Institutionen‘ gesehen, als erstes Beigeben auf dem langen Weg zu einer islamischen Gesellschaft. Stück um Stück geben wir – so sieht es wenigstes für Muslime aus – nach, öffnen unsere Kirchen, verzichten auf Schweinefleisch, bieten halal Essen in Kantinen, verzichten auf Karikaturen Allahs und des Propheten, u.s.w.
    Was wir als zivilisatorisch-freundlich-willkommenskulturell intendieren wird eben auf der anderen Seite meistens als Schwäche ausgelegt.
    [Nachdem mein erster Beitrag *nicht* als ‚islamfeindlich‘ moderiert wurde, habe ich Hoffnung, dass es dieses Mal ebenso wenig geschehen wird]

    Ja, nochmals, und mit voller Überzeugung: natürlich ist ein friedliches Zusammenleben mit Muslimen möglich! Allerdings müssten wir dann auch ganz klar und eindeutig Grenzen setzen: Die Grundprinzipien der freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Allerdings nicht so, wie Herr Mazyek hinzufügte: „Ja, natürlich. Solange diese nicht der Scharia entgegenstehen.“ Nein, das letzte hat er so nicht gesagt. Aber: „Grundgesetz und Scharia sind vereinbar“. Ihn zu fragen „Wie??“ ist wahrscheinlich islamfeindlich.

  12. Eine Kurzbeschreibung des Islam, oder dergleichen, suchte ich dieser Tage und fand die ersten Antworten dazu im Gespräch mit Flüchtlingen und auf der homepage der DITIB.

    Sehr weitgehende Übereinstimmung mit meinem christlichen Verständnis überraschte mich.

    Ein wenig wesentlicher Aspekt rührt mich zur Nachforschung, weil ich selbst eher Vagabund als Bauer bin:
    Neben die Gleichwürdigkeit aller Menschen gesellte sich auch der Respekt vor dem Besitz des anderen.
    Vergleichbares finde ich vor Allem im Alten Testament wieder, und im Judentum. Alle drei streiten sich ja seit jeher um die selben Städte und Landstriche.

    Die Wertigkeit des Besitzes ist in Deutschland ja auch garnicht gering geschätzt.

  13. Hallo Herr Beck,
    was mich zutiefst verstört ist die Tatsache, dass solche destruktiven Reden wie Ihre Ausführungen jetzt auch hier im Präsesblog, also in der Mitte der Gesellschaft, angekommen sind.

    Lassen Sie mich mit dem Schluss beginnen: „Mit Grüßen“. Nicht mit freundlichen Grüßen, nicht mit besten Grüßen oder sonst irgendeine versöhnliche Floskel; die Ablehnung ist greifbar.

    Es ist schon heftig, den Präses der evangelischen Kirche im Rheinland als „frömmelnden Christen“ zu bezeichnen. Unter dem Motto „Liebe Deinen Nächsten“ sollen Christen Menschen in Not ohne Ansehen der Person helfen. Aber da Sie sich von der Kirche abgewandt haben, ist Ihnen dieses Motto natürlich fremd (geworden?).

    Dass das „C“ bei den Unionsparteien, insbesondere bei der CSU, zu einem Schnörkel verkommen ist, habe ich schon vor vielen Jahren bemängelt. Diese Relativierung des Christentums ist nicht erst mit der neuen großen Flüchtlingsbewegung entstanden. In Persona steht der ehemalige bayrische Innenminister Beckstein für diese Entwicklung.

    Und seien Sie versichert, unser Land wird nicht im Chaos versinken. Da können rechte Parolendrescher so laut schreien wie sie wollen.

    Sie sprechen von der humanen und von der Vernunftseite. Von der humanen Seite haben Sie sich offensichtlich verabschiedet. Sie sollten aber nicht verdrängen, dass diejenigen, die die Vernunftseite propagieren, dies mit rassistischen und menschfeindlichen Hassparolen tun.

    Sie bemängeln, dass die evangeliche Kirche leichtfertig mit dem Thema Islam umgeht und malen das Gespenst der Islamisierung an die Wand. Wenn z.B. ein Imam aus angeblich religiöser Überzeugung einer deutschen Frau nicht die Hand zur Begrüßung reichen will, kritisiere ich diesen einen Mann, weil er die Sitten und Gebräuche des Landes, in dem er lebt, etweder nicht verstanden hat oder (was wohl wahrscheinlicher ist) rigoros ablehnt.

    Wie gesagt, ich kritisiere diesen Mann, aber nicht tausende muslimische Menschen, die übrigens diesen verbohrten Kerl ebenso ablehnen wie ich. AfD, Pegida und wie die rechten Populisten alle heißen benutzen solche Beispiele allerdings um Stimmung zu machen gegen den Islam. Wir sollten uns hüten, auf diese Masche hereinzufallen.

    Nicht die Muslime sind das Problem sondern die rakikalen Funktionäre. Und gegen diese Scharfmacher muss sich die evangelische Kirche nicht nur deutlich, sondern auch dezidiert und selbstbewusst positionieren. Und das genau so konsequent, wie sie sich gegen die Scharfmacher (z.B. Schusswaffen an den deutschen Grenzen) hier in Deutschland abgrenzt.

    Konnte ich Sie zum Nachdenken bewegen? Ich hoffe es. Freundliche Grüße Gerhard Niemeyer

    P.S Herr Wessler: Die DITIB ist als verlängerter Arm der türkischen Religionsbehörde Diyanet İşleri Başkanlığı direkt dem türkischen Ministerpräsidenten unterstellt und somit mit Vorsicht zu genießen. Die türkische Botschaft in Deutschland ist im Präsidium der DITIB vertreten.

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