14. November 2015 von Manfred Rekowski
Liebe Brüder und Schwestern,
die Nachrichten von der Anschlagsserie in Paris am gestrigen Abend und die Informationen über die mehr als 120 Todesopfer sowie die zahlreichen zum Teil sehr schwer Verletzten erschüttern uns alle zutiefst. Auch wenn die näheren Hintergründe noch unklar sind, haben offenkundig mehrere abgestimmte Terroranschläge in unvorstellbarer Brutalität eine Nacht des Terrors geschaffen, die über zahlreiche Familien und über ein ganzes Land unermessliches Leid gebracht hat. Mit unseren Gedanken und Gebeten sind wir bei den betroffenen Angehörigen und Freunden sowie bei unserer Partnerkirche Eglise Protestante Unie de France.
Ich erinnere an die Erklärung der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland vom Januar 2015, in der wir in Reaktion auf die Anschläge in Paris formuliert haben:
„Als Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland bekräftigen wir die Geltung der allgemeinen Menschenrechte als Grundlage unseres Zusammenlebens in religiöser und weltanschaulicher Pluralität. Die universalen Menschenrechte ermöglichen und verwirklichen eine Achtung vor der Würde jedes Menschen. Nach unserem christlichen Glauben ist allen Menschen das mit der Gottebenbildlichkeit zugesagt. (…) Wir wollen uns nicht von Angst, Hass und Gewalt beirren und in eine Spirale der Gewalt hineinziehen lassen.“
Ich möchte Sie bitten, in den morgigen Gottesdiensten und insbesondere bei den Gebeten das Leid, die Betroffenheit und die Sorge aufzunehmen und vor Gott zu bringen.
Allem Augenschein zum Trotz hoffen wir, dass wahr wird, was der Prophet Jesaja 8,23 so ausgedrückt hat: Es wird nicht dunkel bleiben über denen, die in Angst sind.
Gott befohlen.
Gebet nach den Anschlägen von Paris | #PrayforParis
Wir können es nicht fassen, Gott!
Soviel Tod, soviel Leid, soviel Angst!
Nicht weit weg von uns,
sondern in Paris – keine Tagesreise entfernt!
Die Bilder der Nacht schockieren uns.
Der Schmerz der Opfer trifft uns ins Mark.
Die Trauer der Angehörigen zerreißt uns das Herz.
Die Sorge der Menschen um Frieden in der eigenen Stadt,
im eigenen Land
bewegt auch uns.
All das halten wir vor dich, Gott!
Stille
Ohnmächtig sind wir – aber nicht hoffnungslos!
Gegen alle Wut, gegen alle Gewalt
klammern wir uns an dein Friedenswort.
Darum bitten wir dich, Gott des Lichts:
Gehe auf über denen,
die in Paris trauern,
die verzweifelt sind,
die Angst haben,
die sich fragen: Wo führt uns das hin?!
Umarme, die um einen geliebten Menschen trauern.
Sei bei den Verletzten, die um ihr Leben kämpfen
und auch bei denen, die an ihrer Seite bangen und hoffen.
Lass zur Ruhe kommen,
die die furchtbaren Bilder jener Nacht nicht loslassen.
Stärke die Glaubenden in allen Religionen,
die sich unbeirrt einsetzen
für Gemeinschaft und Versöhnung.
Zeige uns den Schritt, den wir als nächstes gehen können
auf dem Weg deines Friedens –
jetzt erst recht!
Du Liebhaber der Menschen:
Höre unser Beten!
Gerne möchte ich noch mit Ihnen den Beileids- und Solidaritätsbrief teilen, den wir an unsere französische Partnerkirche geschrieben haben: http://www.ekir.de/www/service/kondolenz-19424.php
Gerne teile ich mit Ihnen auch dieses Gebet von Sylvia Bukowski:
Du Gott des Lebens,
wir sind entsetzt über den Terror,
der so viel Tod verbreitet,
nun auch wieder in Paris.
Steh denen bei,
die einen der ihren verloren haben,
und hilf die Wunden der Verletzten zu heilen.
Gott,
in unser Entsetzen
schleicht sich auch Angst
vor den Folgen des Terrors
für unsere Gesellschaft:
dem Wachsen von Hass
im Denken und Handeln,
und einem Verlust von Freiheitsrechten.
Wir bitten dich:
bewahre uns davor,
uns anstecken zu lassen
von Intoleranz und Menschenverachtung.
Stärke uns,
für unsere Grundrechte einzustehen.
Ganz besonders bitten wir für alle,
die in dieser Krise
Entscheidungen zu treffen:
Gib ihnen Weisheit,
das richtige Maß für mehr Schutz zu finden,
aber auch den Zusammenhalt
der Gesellschaft zu fördern.
Gott, der du Feind aller Feindseligkeit bist,
hilf, Gewalt und Terror
überall auf der Erde zu überwinden.
Lass nicht zu,
dass Menschen deinen Namen
für ihr Morden missbrauchen!
Du hast die Macht,
Herzen zu ändern
und Zerrissenheit zu heilen:
Schaffe doch Frieden
in unserer friedlosen Welt!
Sehr geehrter Herr Präses Rekowski,
Ich würde gerne wissen, warum Sie nur an die Toten von Paris erinnern, aber z.B. keine Reaktion bei den Todesopfern des gesprengten russischen Flugzeuges von Ihnen erfolgte. Man sollte hier die gleichen Maßstäbe ansetzen.
Herzlichen Gruß
Thomas Nussbruch
Am Sonntag habe ich gebetet:
Guter Gott, Du gibst uns Atem und Augen und die Erde.
Du gibst uns Ohren und Worte und Hände und Füße, damit wir die Erde verwandeln.
Du machst uns Mut:
Wir können neu ins Leben gehen.
Darum bitten wir Dich, gerade nach Tagen wie gestern und vorgestern.
Hilf uns, dass wir nicht unbarmherzig werden sondern für Deine Barmherzigkeit einstehen.
Hilf uns, dass wir gnädig mit uns sind, wenn wir unsere Wut und Angst herausschreien wollen. Wir sind auch nur Menschen.
Hilf uns, dass wir die Menschen sehen lernen, die für uns arbeiten, überall auf der Welt. Für Erdöl und Palmöl, für die seltenen Erden, mit denen unser Handy funktioniert. Sie arbeiten für uns. Haben wir im Blick, dass es ihnen dabei gut geht?
Hilf uns, dass wir und unsere Politiker das Geld gut einsetzen. Für den Wert eines einzigen Panzers könnte man ein ganzes Krankenhaus bauen. Warum bauen wir so wenig Krankenhäuser und so viele Panzer in der Welt? Wie viele unschuldige Menschen sterben, weil Krankenhäuser fehlen und Panzer zerstören, was Menschen lieben?
Hilf uns, die drei Finger zu sehen, die auf uns zurück weisen, wenn wir auf die Terroristen zeigen.
Vielleicht wird es dann ein wenig mehr Frieden geben in der Welt.
Und darum bitten wir. Um Frieden. Für die Menschen in Paris, in Frankreich, hier bei uns – überall auf der Welt.