17. Oktober 2015 von Barbara Rudolph
Nach der Veröffentlichung unserer Arbeitshilfe „Weggemeinschaft und Zeugnis im Dialog mit Muslimen“ haben uns viele Reaktionen aus unseren Gemeinden und denen anderer Landeskirchen erreicht, in denen wir gefragt werden, warum wir die Mission, insbesondere die Islammission, aufgeben wollen. Das ist ein Missverständnis. Es geht uns nicht um das Ende der Mission, sondern es geht uns um den aktuellen Missionsbegriff wie er nicht nur in der rheinischen Kirche, sondern weltweit und in der EKD seit mindestens fünf Jahren diskutiert wird.
Die Ergebnisse haben wir in unsere Diskussion und in die Arbeitshilfe aufgenommen, beispielsweise das Dokument über „Das christliche Zeugnis in einer multireligiösen Welt“, das der Ökumenische Rat der Kirchen, der Päpstliche Rat für den Interreligiösen Dialog und die weltweite Evangelische Allianz im Jahre 2011 verabschiedet haben, oder den neuen Grundlagentext des EKD-Rates zu christlichem Glauben und religiöser Vielfalt in evangelischer Perspektive.
Außerdem haben wir gelernt, auf unsere Partnerkirchen, vor allem diejenigen in Indonesien und in Tansania, zu hören. Wie verhalten sie sich als überzeugte Christinnen und Christen im Gespräch mit den Muslimen ihres Landes?
Und schließlich hat sich seit der ersten Fassung der Broschüre aus dem Jahr 2001 unsere gesellschaftliche Situation und das Zusammenleben mit Muslimen in Deutschland verändert.
Was wir demnach heute nicht wollen, ist eine strategische Mission, bei der Menschen zum Objekt gemacht werden. Wir verfolgen nicht den Plan, Menschen nur zu begegnen, um sie zu Christen zu machen.
Wir möchten aber sehr wohl eine Zeugnisgemeinschaft sein, also erreichen, dass Christinnen und Christen ihren Glauben in Wort und Tat auch in einer Gesellschaft leben, in der religiöse Äußerungen nicht immer begrüßt werden. Wir wollen so leben, dass andere neugierig werden auf unseren Glauben. Wer Christ oder Christin werden will, der kann getauft werden. Die Arbeitshilfe unterstreicht die Möglichkeit der Konversion, aber Mission ist sehr viel mehr. Gottes Wirken ist größer als der Raum christlicher Kirchen. Er begegnet uns auch in Menschen, die nicht unseren Glauben teilen. Den Glauben des Hauptmanns von Kapernaum stellt Jesus seinen Jüngern sogar als leuchtendes Vorbild dar (Matthäus 8, 5-13) – hier wird der andere hoch geachtet.
Übrigens steht unsere Arbeitshilfe am Beginn eines Prozesses, der bis zur Synode 2018 ausgelegt ist. Das Heft, das wir in die Gemeinden geschickt haben, enthält einen Fragebogen. Wir wollen ja, dass sich alle mit dem Thema Mission beschäftigen: Presbyterien, Diakonie, Kindertageseinrichtungen, sie alle haben täglich mit dieser Frage zu tun, und wir sind gespannt auf ihre Rückmeldungen, die auf der Landessynode 2018 in die Beschäftigung mit dem Thema Mission einfließen werden.
Von: Barbara Rudolph