Israel und Palästina: um Frieden ringen und beten

18.5.2018

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Blick auf den Himmel 18. Mai 2018 von Barbara Rudolph Ich schaue aus dem Fenster. Ein blauer Himmel, die Sonne scheint, die Luft ist mild und warm. Was für ein ...

18. Mai 2018 von Barbara Rudolph

Ich schaue aus dem Fenster. Ein blauer Himmel, die Sonne scheint, die Luft ist mild und warm. Was für ein herrlicher Tag!

Und dann schaue ich wieder auf den Bildschirm in meinem Büro und auf die E-Mails, die hereingekommen sind. Gerade  erhalte ich eine Mail aus Jerusalem: „Bitte betet für uns!“, lese ich da auf Englisch. Der palästinensische Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und dem Heiligen Land, Bischof Sani-Ibrahim Azar, schreibt und berichtet von den Toten und Verletzten an der Grenze zwischen Israel und Gaza. Er verurteilt jede Form von Gewalt und trauert um mehr als 60 Tote, Sterbende und mehr als 2000 Verletzte. Einen Tag zuvor hatte er die Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem als einen Bruch internationalen Rechtes beklagt, die das friedliche Zusammenleben und die Suche nach einer friedlichen Lösung beschweren würde. Ich lese seinen Brief und denke: Was für ein schrecklicher Tag!

Barhoum, wie Bischof Ibrahim von seinen Freunden genannt wird, ist ein stiller und sanfter Mensch, mit leiser Stimme und vorsichtigen Bewegungen. Ich bin ihm schon oft begegnet. Er hat in Deutschland studiert und ist ein Fan von Bayern München. Sein feiner Humor ist unübertrefflich, aber jetzt spüre ich in seinen Zeilen Trauer und auch Zorn: „Heute gedenken wir der 70 Jahre palästinensischer Nakba (Katastrophe), der immer noch andauernden Katastrophe der Palästinenser.“

Es ist nicht die einzige Mail an diesem Morgen. Da ist auch ein Schreiben einer jüdischen Gemeinde aus Deutschland, Weggefährten seit Jahrzehnten hier im Rheinland. Sie klagen über eine Kirche, die einen Jahrhunderte alten Antijudaismus und  Antisemitismus nicht überwunden habe. Der Brief drückt Sorge aus und erinnert daran, wie wichtig der Staat Israel für die jüdische Gemeinde als einzige verlässliche „Lebensversicherung“ sei.  Das Schreiben spiegelt auch Verärgerung, weil in einer Arbeitshilfe der Evangelischen Kirche im Rheinland zu „70 Jahre Israel. Ein Termin im christlichen Kalender?“ neben der Freude über die Staatsgründung Israels auch die offenen Wunden angesprochen werden und die Sicht der Palästinenser dargestellt wird. „Genau diese Vorwürfe hören wir seit vielen Jahren täglich von jenen, die Israel vernichten wollen“, klagen die jüdischen Weggefährten.  Kritik an politischen Entscheidungen der Regierung Israels kommt als vernichtende Kritik am gesamten Staat Israel an. Das Gegenteil von dem, was die rheinische Arbeitshilfe mit dem  Gottesdienstentwurf intendierte. „Es gibt viel zu bereden“, hatte mir Leonid Goldberg, Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Wuppertal, am Jubiläumstag des Staates Israel, dem 15. Mai, gesagt. Auch ihn kenne ich seit Jahren. Ein energischer Mann mit klaren Worten. Bestimmt sagt er: „Es geht weiter! Es geht immer weiter.“ Und das stimmt hoffnungsvoll.

So unterschiedliche Stimmen. Ich will meine Ohren nicht verschließen. Ich will alles hören.

Ich schaue aus dem Fenster. Ein blauer Himmel, die Sonne scheint. Die Luft ist warm und mild. Ich erinnere mich daran, wie ich mit dem palästinensischen Bischof Ibrahim und jüdischen  Weggefährten aus Israel und Deutschland im besetzten Jordanland zusammen um Frieden gerungen, unterschiedliche Meinungen und vor allem Erfahrungen ausgehalten habe und wie wir uns gegenseitig versichert haben: Wir lassen nicht nach, füreinander und für den Frieden einzutreten und dafür zu beten.

Und darum bete ich

  • für die palästinensischen Menschen, die um die Toten trauern und sich um die Verletzten sorgen. Gott, gib ihnen Kraft!
  • für die Menschen in Israel, die sich um ihre Sicherheit sorgen. Gott, gib ihnen Vertrauen!
  • für die Juden in Deutschland, die Solidarität und verlässliche Weggefährten brauchen. Gott, gib uns allen Achtsamkeit füreinander!
  • Für die Brückenbauer aus allen Regionen und Religionen. Gott, gib ihnen Kraft und Ausdauer.

 

Dein Reich komme, Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.

Amen

 

Foto: Blick aus dem Fenster auf den Himmel

Beiträge zu “Israel und Palästina: um Frieden ringen und beten

  1. Ich kann nicht verstehen, was der jüdische Verband gegen Pfr. Stuhlmann hat. Darf man die Dinge nicht sehen und ausdrücken, wie sie wirklich sind?

  2. Liebe Barbara Rudolph,
    Ihre Worte und Gebetsanliegen gehen mir zu Herzen! Zumal ich gestern Abend extra von Remagen nach Köln gefahren bin zu der ausgezeichneten Israel-Veranstaltung mit vehementer Diskussion. Da wurde ich aufmerksam auf die Veranstaltung am 12. Juni mit Ihnen und versuche, mir den Abend dafür frei zu halten!
    Übrigens habe ich Sie auch in Münster gehört (bei dem einzigen Ökumenepodium,das ich in meinen Kalender aufgenommen hatte) : einfach GROßARTIG !!! Im Ökumenischen Frauenforum werde ich Anfang Juni genau darüber berichten.

    Mit pfingstlich-ökumenischen Grüßen,
    Elke Grub

  3. Schließt Frieden mit Euren Feinden und denen, die Ihr dafür haltet! – Mit Euren Freunden habt Ihr ihn schon. – Handelt so, „dass Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Frieden sich küssen, dass Treue auf der Erde wachse, und Gerechtigkeit vom Himmel schaue!“ Psalm 85, 11-12,

  4. Menschenrechte kennen keine Ethnie und keine Religion.
    Ist Gaza heute nicht wie Selma, wo M.L.King für die gleichen Rechte der schwarzen Bevölkerung eintrat und brutaler Gewalt entgegentrat?
    Der Enkel Gandhis rief die Palästinenser dazu auf, friedlich in ihre Gebiete zurückzukehren, wer darauf mit Gewalt antworte, setze sich selbst ins Unrecht.
    Wer an die ethnischen Säuberungen Palästinas und deren minutiöse Planungen im Vorfeld durch militante Einheiten zionistischer Siedler erinnert (vgl. der jüdische Historiker Ilan Pappe mit seinem Buch „Die ethnische Säuberung Palästinas“), steht auf der Seite der Opfer.
    Als Christen erinnern wir an die Unschuldigen und die Opfer von Gewalt, wie wir uns an Jesus erinnern, so wie wir an die Opfer der Schoah erinnern.
    Der Staat der europäischen jüdischen Siedler ist keine „Lebensversicherung“, – viele Juden hatten von dem zionistischen Projekt Abstand genommen, als sie sahen, mit welcher Brutalität es umgesetzt und mit Hilfe des Vereinigten Königreichs und europäischer Staaten trotz der Vertreibung, Enteignung und z.T. gezielten Ermordung der Bevölkerung Palästinas vorangetrieben wurde.
    Religion lässt sich unabhängig von einem Staat leben. Wird jedoch daraus Ideologie, im schlimmsten Fall Apartheid, die andere Menschen diskriminiert, tötet und deren Lebensrecht bestreitet, dann gehört dies kritisiert, sanktioniert und boykottiert, auch wenn dies von ChristInnen oder unseren „älteren Geschwistern“ begangen wird.

  5. Wie können Christen nur so gegen Israel hetzen? Den einzigen Staat im nahen Osten, in dem Christen nicht verfolgt werden? Den Staat, in den palästinensische Dissidenten, Schwule und Intellektuelle fliehen? Den Staat, in dem zwei Millionen Araber soziale Sicherheit, Rechtsstaatlichkeit und Freiheit genießen?
    Wie können Christen einer palästinensischen Propaganda, die Täter zu Opfern umdeutet, derart auf den Leim gehen? Die Menschenrechtslage in den Autonomiegebieten ist entsetzlich – das hat unter anderem Amnesty International dokumentiert.
    Das unsägliche Papier der Landeskirche enthält Formulierungen, die den Schluss zulassen: Nur ein toter Jude ist ein guter Jude. Wenn er sich vernichten lässt, ist er ok; wenn er sich wehrt und sein Land verteidigt, wird er zum Objekt moralisierender „Israelkritik“.
    Es gibt blutsaufende Diktatoren zuhauf auf dieser Erde, aber an Israel arbeiten sich die guten Christenmenschen unaufhörlich ab. Cui bono? Warum diese Anbiederung an arabische Israel-Hasser? Warum dieser unverdauliche Mix aus Halbwahrheiten und manipulativen Verzerrungen im Papier der EKiR?

    Liebe Frau Rudolph, ich freue mich, dass Sie den blauen Himmel und den herrlichen Tag genießen. Allein in der Nacht von 29. auf 30. Mai gingen in Israel mehr als 300 palästinensische Bomben nieder. Wenn Sie dort wären, würden Sie vielleicht nicht so beseligt ins Blau hinaufträumen. Aber von Ihrem Schreibtisch aus, unbehelligt von der Realität und angefüllt mit paläsinensischer Greuelpropaganda, kann man leicht Juden dämonisieren.
    Noch nicht einmal Saudi-Arabien fällt auf diese Propaganda mehr herein. Der saudische Prinz Mohammed bin Salman hat Israel anerkannt und die Palästinenser aufgefordert, endlich mit Jammern aufzuhören und ehrliche Verhandlungen zu führen.
    Die jüngsten Ausschreitungen an der Grenze zu Gaza waren von der terroristischen Hamas orchestriert. Israel hat sein Land verteidigt. Unter den Getöteten waren 50 Hamas-Aktivisten. Die sich, wie üblich, feige hinter der Zivilbevölkerung verschanzt haben.
    Abschließend noch einige Fakten zur sogenannten „Nakhba“:
    Am 14. Mai 1948 zogen sich die Briten aus ihrem ehemaligen Mandatsgebiet Palästina zurück. Noch in derselben Nacht fielen fünf arabische Armeen über Israel her: Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien, Libanon, Irak und Syrien. Sie verloren. Israel gewann seinen Unabhängigkeitskrieg.
    Es stimmt, dass viele Araber vor den Kriegshandlungen flohen oder vertrieben wurden, die ihre Glaubensbrüder angezettelt haben. So tragisch aber die Geschichte ist: Die arabische Seite begann den Krieg.
    1949 wurde unter Federführung der UN ein Waffenstillstand geschlossen. Das Westjordanland wurde dabei von Jordanien annektiert und der Gazastreifen kam zu Ägypten. Der größte Teil des Westjordanlandes ist heute noch von Jordanien besetzt.
    Seit 1948 haben die arabischen Länder 850.000 Juden vertrieben. In Israel fanden diese Juden Aufnahme. Die gesamte arabische Welt ist heute praktisch „judenrein“ – und „christenrein“. Indessen leben in Israel zwei Millionen Araber mit vollem Zugang zu Bildung, Gesundheit, Arbeit, Rechtsstaat und Infrastruktur. Sie dürfen ihre Meinung sagen, schwul oder lesbisch sein, religiös oder säkular, Christen oder Muslime, keinen kümmert’s.
    Menschenverachtende Besatzer? Es ist etwas komplizierter. 1967 kam es wie folgt zum Sechstagekrieg: Der ägyptische Diktator Nasser sperrte die Seestraße von Tiran für israelische Schiffe und ließ tausend Panzer und hunderttausend Soldaten an den Grenzen Israels aufmarschieren. Am 5. Juni führte Israel einen Präventivschlag gegen ägyptische Luftwaffenstützpunkte. Jordanien und Syrien traten auf Seiten Ägyptens in den Krieg Israel ein. Abermals gewann Israel – und kontrollierte anschließend den Gazastreifen, den Sinai, die Golanhöhen, das Westjordanland und Ostjerusalem.
    Im Juni 1967 beschloss das israelische Kabinett den Vorschlag „Land für Frieden“: Die eroberten Gebiete sollten zurückgegeben werden, wenn die arabische Seite in Friedensverhandlungen einwilligte.
    Der Vorschlag fand bei den Arabern kein Gehör. Ende August 1967 beschlossen auf der Konferenz von Khartoum acht arabische Staaten: Keine Anerkennung Israels, keine Verhandlungen mit Israel, kein Frieden mit Israel.
    Zeitsprung: Im September 1995 wurde unter Rabin und Arafat die Basis des heutigen Status quo gelegt: In Oslo schließen Palästinenser und Israelis ein Abkommen (Oslo II), das das Westjordanland in eine Zone A, eine Zone B und eine Zone C aufteilt. A – die großen Städte, einschließlich Hebron – wird von den Palästinensern verwaltet, C – jüdische Siedlungen und unbewohntes Gebiet – von den Israelis und B von beiden.
    Das Abkommen hatte den Haken, dass der Grenzverlauf und der Status der „Gebiete“ erst bei einem Friedensabkommen abschließend geklärt werden sollten. Doch zu einem solchen ist es nicht gekommen. Die Palästinenser verweigerten sich. Laut Art. 7 der Charta der Hamas soll Israel komplett beseitigt, sollen alle Juden getötet werden.
    Wenn Sie Belege für diese Aussagen wünschen, bin ich jederzeit behilflich. Ich habe gründlich recherchiert, das ist mein Beruf.

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