Solidarität und Mitgefühl: Evangelische Kirche im Rheinland steht an der Seite der jüdischen Gemeinden

8.10.2023

Thorsten Latzel

Davidstern Liebe Mitglieder der jüdischen Gemeinden im Rheinland, mit Entsetzen und großer Sorge verfolgen wir die schlimmen Nachrichten, die uns seit gestern aus Israel erreichen. Mitten in die ...

Liebe Mitglieder der jüdischen Gemeinden im Rheinland,

mit Entsetzen und großer Sorge verfolgen wir die schlimmen Nachrichten, die uns seit gestern aus Israel erreichen.

Mitten in die Vorbereitungen und Feiern zum Simchat-Tora-Fest fiel der heimtückische Überraschungsangriff auf Israel. Während in Israel und in Ihren Gemeinden die guten Weisungen der Tora gefeiert werden sollten, sehen wir mit Schrecken, wie Krieg und Gewalt die Menschen überfallen haben. Unser Mitgefühl gilt allen Opfern und ihren Angehörigen. Unsere Gedanken sind bei allen, die jetzt Schutz und Zuflucht suchen müssen. Wir beten für ein baldiges Ende der Gewalt.

In herzlicher Verbundenheit, auch im Namen der ganzen Kirchenleitung unserer Evangelischen Kirche im Rheinland,

Ihr

Dr. Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland

Beiträge zu “Solidarität und Mitgefühl: Evangelische Kirche im Rheinland steht an der Seite der jüdischen Gemeinden

  1. Wir sind in diesen Tagen gut beraten, wenn wir die Dinge beim Namen nennen. Nicht „Krieg und Gewalt“ waren es, die diese wahllosen Gräueltaten verübt haben, nicht unpersönliche Mächte, sondern Menschen aus Fleisch und Blut, Menschen mit einer genau beschreibbaren, menschenverachtenden und rassistischen Überzeugung.
    Diese Überzeugung findet sich auch hier in Deutschland hunderttausendfach. Wo bleibt die Forderung unserer Kirche an die so oft als „Geschwister“ bezeichneten Menschen muslimischen Glaubens und ihre Körperschaften, sich von den Verbrechen und dem dahinterstehenden, nicht selten religiös begründeten Hass glasklar zu distanzieren?

    1. Ich vermisse ebenfalls das Gebet für die Palästinenser. Die Zivilbevölkerung im Gazastreifen leben seit Jahrzehnten eingesperrt im Gaza. Kinder sind auch dort traumatisiert.
      Wenn man für den Frieden im Nahost betet, muss man alle Menschen einbeziehen. Die Hamas terrorisiert auch den Gazastreifen.
      Schade, dass meine Kirche so einsichtigt denkt!
      Iris Schlamm

    2. Sehr geehrter Herr Pohl,
      vielen Dank für Ihre Worte. Sie treffen genau meine Gedanken und Gefühle.
      Das die Landeskirche nicht in der Lage ist auf Ihrer Internetseite eine große Kachel mit einer Stellungnahme und Solidaritätsbekundung zu platzieren ist außerdem beschämend.
      Was ist nur aus der Aufarbeitung von den Verbrechen der Nationalsozialisten und dem Versprechen „Nie wieder“ übrig geblieben?
      Wo ist die Stellungnahme der Landeskirche in den Medien bzw. Fernsehen geblieben?
      Es gab nichts, unbegreiflich.

  2. Danke für alle Verlautbarungen der Solidarität für die Menschen in Israel, für Opfer und Angehörige!!! Das mag zunächst nicht viel sein, was wir tun können, aber solche Zeichen sind wichtig und vielleicht doch auch gehört, gelesen, wahrgenommen.
    In diesen Stunden des Grauens für die Menschen in Israel schleichen sich aber auch Fragen bei mir ein. Wie war das eigentlich bis vor kurzem? Weiß ich genug darüber? Über Zusammenhänge in Bezug auf den Konflikt im Nahen Osten, zur Situation für Menschen in Politik und Gesellschaft, über die Gefühle der Menschen in Israel in sehr unterschiedlichen Lebens- und Arbeitssituationen, mit sehr unterschiedlichem Blick auf die eigene Gesellschaft. Was weiß ich eigentlich über die Friedensbemühungen in Versöhnungsprojekten, die Israelis und Palästinenser in Schulen, Kindertagesstätten, einzelnen Projekten gemeinsamen musizierens und in anderen Projekten versuchen, aufrechtzuerhalten? Was eigentlich könnte mir bekannt sein von Versöhnungsarbeit und habe ich genug getan, davon hier in Deutschland zu berichten? Damit wir herauskommen aus Schwarz-Weiß-Sichten der Situation im Nahen Osten?
    Was weiß ich, was wissen wir denn eigentlich von den Lebenssituationen der palästinensischen Menschen, zum Teil in eingemauerten Ortschaften?
    Und nehmen wir ausreichend wahr, dass es wahrscheinlich wie oft bei Terrorismus, zwar viele gibt, die leider Beifall klatschen angesichts der brutalen Angriffe der Hamas, aber es ebenso viele oder noch mehr in der palästinenschen Zivilbevölkerung gibt, die einfach nur zwischen den Fronten leben müssen und auch leiden?
    In bisherigen Gebeten finde ich diese Opfer leider unerwähnt.
    Ich wünsche mir in unseren Kirchengemeinden, Kirchenkreisen, in den Einrichtungen unserer Evangelischen Erwachsenenbildung zumindest jetzt eine Aufarbeitung des Nah-Ost-Konfliktes, ein Hinschauen, Wahrnehmen, aber vor allem und in allem differenzierte Auseinandersetzung und entsprechend behutsamen und durchdachten Umgang mit dem Thema. Es heißt, das erste Opfer in Kriegen und Auseinandersetzungen sei die Wahrheit. Versuchen wir alles, dass die Wahrheit nicht unter die Räder gerät und damit meine ich natürlich die immer neue Suche danach. Mehr können wir aktuell vielleicht nicht tun, aber das ist geboten.

  3. Die Tatsache, dass es in diesem Forum bisher nur einen (für mich zutreffenden) Kommentar zum Schreiben von Thorsten Latzel an die jüdischen Gemeinden im Rheinland gibt, erscheint mir symptomatisch für die kaum nachvollziehbare Gleichgültigkeit und Passivität der deutschen Zivilgesellschaft nach den Terrorangriffen der Hamas auf Israel. Wo bleiben die deutlich sichtbaren Solidaritätskundgebungen, wo bleiben klare Positionierungen von Künstlern, Musikern, Intellektuellen, von Gewerkschaften und Verbänden? Hier in Leverkusen gab es bislang zwei (kleine) Veranstaltungen zum Gedenken an die Opfer in Israel, mit je etwa 100 Teilnehmenden in einer Stadt mit 160000 Einwohnern. Ich würde mich sehr freuen, wenn die evangelische Kirche im Rheinland und ihre Gemeinden es schaffen, weithin sichtbare Zeichen der Solidarität mit unseren jüdischen Mitbürgern und Israel zu setzen. Da gibt es noch viel „Luft nach oben“.

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